Grazer Forscher warnen
Erderwärmung erreicht 2025 die 1,5-Grad-Grenze

- Forscher der Uni Graz prognostizieren eine globale Erwärmung von fast 1,5 Grad für 2025.
- Foto: Panthermedia/grafvision
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Die Klimakrise beschleunigt sich: Forschende der Universität Graz sagen für 2025 einen Rekordwert von 1,48 Grad Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau voraus. Damit rückt die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Abkommens deutlich früher in Reichweite als bisher angenommen – mit dramatischen Folgen, sollte es nicht zu massiven Emissionsreduktionen kommen.
STEIERMARK. Es mag manchen angesichts des recht kühlen Juli nicht so vorgekommen sein, doch der heurige Sommer war insgesamt sehr warm. Über 30 Hitzetage wurden in Österreich gemessen. In anderen Teilen Europas waren die Temperaturen teilweise noch extremer, Waldbrände in Spanien und Portugal, der Türkei, Zypern und mehreren Balkanstaaten waren die Folge.

- Extreme Temperaturen, kaum Niederschlag: Im Sommer kam es in einigen europäischen Ländern zu großflächigen Waldbränden.
- Foto: Pixabay
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Nun zeigt eine aktuelle Prognose von Klimaforschenden der Universität Graz, wie ernst die Lage ist: Schon 2025 wird die globale Erwärmung im Jahresmittel voraussichtlich 1,48 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen. Damit rückt die 1,5-Grad-Marke des Pariser Klimaabkommens noch näher.
Prognosen früher und genauer als bisher
Das Forscherteam rund um Gottfried Kirchengast vom Wegener Center und dem Institut für Physik und seinen Doktoranden Moritz Pichler hat ein neues Verfahren entwickelt, mit dem sich die globale Erwärmung wesentlich früher und präziser vorhersagen lässt. Statt erst nach Jahresende liegt nun bereits im Herbst eine belastbare Einschätzung vor. „Unsere Berechnungen enthalten bis August Beobachtungsdaten und ab September Saisonvorhersagen. Sie zeigen für heuer mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen Anstieg von 1,48 Grad Celsius plus/minus 0,09 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau“, erklärt Pichler.

- Die Grafik illustriert bis 2024 den beobachteten und bis 2034 den vorhergesagten Anstieg der globalen oberflächennahen Lufttemperatur.
- Foto: Uni Graz Wegener Center/Kirchengast-Pichler
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Die natürlichen Klimaschwankungen hätten dabei nur einen geringen Einfluss: El Niño, der temporär höhere Temperaturen bringt, sei bereits Mitte 2024 abgeklungen. Dennoch steige die globale Erwärmung stark weiter. Hauptgrund seien, so Kirchengast, die „nach wie vor hohen Treibhausgasemissionen“.
1,5 Grad werden früher überschritten als erwartet
Neben der Jahresprognose haben die Grazer Forschenden auch die langfristige Erwärmung berechnet – also den Mittelwert der globalen Lufttemperatur über 20 Jahre, wie ihn auch der Weltklimarat (IPCC) als Maßstab für die Bewertung der Erfüllung der Pariser Klimaziele heranzieht. Demnach beträgt die langfristige Zunahme derzeit 1,47 Grad Celsius plus/minus 0,10 Grad Celsius.

- „Ernsthafte Klimaschutzbeiträge zur Erfüllung des Abkommens waren noch nie so dringend, und die politisch Verantwortlichen sind mehr gefordert denn je“, sagt Gottfried Kirchengast, Klimaforscher am Wegener Center der Universität Graz.
- Foto: Rimo Photo
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„Unsere Projektion bis 2034 auf Basis der Daten bis 2025 zeigt, dass wir die Grenze von 1,5 Grad Celsius mit über 95 Prozent Wahrscheinlichkeit schon vor 2030 überschreiten werden“, sagt Kirchengast und ergänzt, dass dieser Zeitpunkt im letzten Weltklimabericht des IPCC noch zwischen 2030 und 2035 angesetzt worden sei.
Verfehlen des Pariser Abkommens droht
Besonders alarmierend sind ergänzende Szenarien: Sollten die Emissionen auf dem derzeitigen Niveau bleiben, würde die globale Erwärmung bereits vor 2035 1,7 Grad erreichen – und damit auch das zweite Ziel des Pariser Klimaabkommens verfehlen, die Erwärmung auf „deutlich unter zwei Grad Celsius“ zu halten.
„Nur wenn wir die Emissionen bis 2035 mehr als halbieren, können wir danach unter 1,7 Grad Celsius bleiben und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder unter 1,5 Grad Celsius kommen“, mahnt Kirchengast. Ein Zögern sei nicht länger vertretbar: „Ernsthafte Klimaschutzbeiträge zur Erfüllung des Abkommens waren noch nie so dringend, und die politisch Verantwortlichen sind mehr gefordert denn je. Ein Versagen wäre ein Verbrechen an der jetzigen Kindergeneration.“
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