Telefonseelsorge online

Seit zehn Jahren starke Schulter im Web

Die Telefonseelsorge mit Notruf 142 unterstützt Menschen in Krisenzeiten – seit zehn Jahren auch per Mail und Chat. Das Service für die Seele nehmen vor allem jüngere Menschen gern in Anspruch.

STEIERMARK. Im Jahr 2012 hat die Telefonseelsorge Österreich mit der Mailberatung begonnen. Seitdem wurde das Angebot der Onlineberatung sukzessive erweitert. Seit 2016 gibt es neben der Mailberatung auch die Option, sich via Chat an die Seelsorge zu wenden. Der Chat wird seit 2020 täglich angeboten – und zwar von 16 bis 23 Uhr.

Von jungen Menschen gut genutzt

Die Erfahrungen zeigen, dass sich vor allem im Vergleich zum Telefon vorwiegend jüngere Menschen über die Onlineberatung an die Telefonseelsorge wenden. „Bei jüngeren Menschen beobachten wir, wie das Bewusstwerden der Zerbrechlichkeit ihrer Lebenswelt zu einer gewissen Orientierungslosigkeit führt“, erzählt Daniela Bauer, Leiterin der Telefonseelsorge der Diözese Graz-Seckau.

Gerade in den späteren Abendstunden steige die Nachfrage nach den Chatberatungen. Und die besprochenen Themen? Psychische Erkrankungen oder Symptome wie z.B. Selbstverletzung, Beziehungsprobleme oder auch quälende Suizidgedanken stünden im Fokus. „Gerade jetzt in den ersten Wochen eines neuen Schuljahres wenden sich auch vermehrt Jugendliche mit Schulangst bei uns“, lässt Daniela Bauer wissen.

Kostenlos, anonym und ohne Anmeldung

Der Chat ist übrigens aus ganz Österreich kostenlos, anonym und vom eigenen Wohnzimmer aus erreichbar. Für die Mailberatung ist eine einmalige Registrierung mit anonymisierter E-Mail-Adresse und Passwort notwendig, damit die Antworten abgerufen werden können.

Ohne Anmeldung kann direkt mit dem geschulten Beratungsteam gechattet werden. Eine spezielle Verschlüsselung gewährleistet dabei Sicherheit und Datenschutz. Die Unterhaltung findet online und auf schriftlichem Wege statt. Belastungen, Sorgen und Probleme werden niedergeschrieben und von den Beraterinnen bzw. Beratern beantwortet. 

„Unsere Beraterinnen und Berater bieten ein menschliches Gegenüber, Kontakt und Unterstützung bei der Suche nach Gestaltungsmöglichkeiten oder Lösungsideen.“
Daniela Bauer

Anonymität hilft, Herzen zu öffnen

Oft bringe das Schreiben über das, was beschäftigt, eine erste Entlastung für junge Menschen, wie Daniela Bauer betont: „Im Schutz der Anonymität öffnen sich Jugendliche häufig leichter und schneller, sodass auch schambesetzte Themen wie selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Missbrauch oder Suchtproblematiken angesprochen werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Beratungen über das Internet trotz der räumlichen Distanz sehr emotional sein können. Paradoxerweise entsteht gerade durch die Niederschwelligkeit der Chatberatung eine oft sehr große Nähe.“

Man arbeite übrigens gerade an der Einbindung neuer Kanäle für die Online-Beratung, die ganz klar ein Zukunftsmodell sei. „Gerade entwickeln wir ein Konzept, wie wir eine sichere Messenger-Beratung anbieten können“, verrät Daniela Bauer.

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