283 Insolvenzen im Jahr 2023
Steirische Firmen gehen immer öfter pleite

Pro Tag schlittern aktuell im Schnitt zwei steirische Unternehmen in die Insolvenz. Bis Ende des Jahres könnte es insgesamt 550 heimische Unternehmen treffen. | Foto: HappyTime19/Shutterstock.com
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Die Zahl der Firmenpleiten steigt weiter und befindet sich aktuell knapp über dem Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019. Im Schnitt gab es im ersten Halbjahr dieses Jahres täglich zwei Insolvenzen unter den steirischen Unternehmen. Bis Ende 2023 könnten es bis zu 550 Pleiten sein.

STEIERMARK. Die Steirerinnen und Steirer gründen nicht nur gerne, sie gehen auch überdurchschnittlich oft wieder pleite. Laut einer aktuellen Hochrechnung des KSV1870 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der Steiermark im ersten Halbjahr 2023 um rund 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 283 Insolvenzen gestiegen - das sind im Schnitt zwei Firmenpleiten pro Tag. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in den vergangenen Monaten konsequent gestiegen. Auch die mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fälle sind um knapp 16 Prozent auf 95 Fälle angewachsen.

Aufgrund dieser Entwicklung plädiert der KSV1870 dafür, darüber nachzudenken, ob in Zukunft auch bis dato mangels Kostendeckung abgewiesene Fälle eröffnet werden sollen. Denn jede Insolvenz ohne Verfahren würde bedeuten, dass keine geordnete Aufnahme der Schulden, keine Prüfung auf Anfechtbarkeiten, keine gleichmäßige Gläubigerbefriedigung und keine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen erfolgt. Der Schaden entsteht also in erster Linie der öffentlichen Hand.

Geht sich die Ausbezahlung des Urlaubsgeldes für die steirischen Unternehmerinnen und Unternehmer heuer aus? Laut Kreditschutzverband könnte dieses Monat entscheidend für die Insolvenzstatistik sein. | Foto: Fizkes/Shutterstock.com
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Die Schädigung des sogenannten "Insolvenz-Entgelt-Fonds", der die betroffenen Dienstnehmer abfinden muss, ohne sich auf die Prüfungen des Insolvenzverwalters stützen zu können, ist ebenfalls beachtlich, so der KSV1870: „Wir brauchen daher gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine durchgängige Eröffnung der Insolvenzen ermöglichen. In Summe würde es dadurch zu weniger Ausfällen für Gläubiger, mehr Sanierungen und weniger Arbeitsplatzverlusten kommen“, so René Jonke, Leiter des KSV1870 in der Region Süd.

Passiva deutlich niedriger

Im Gegensatz zu der Entwicklung der Firmenpleiten fallen die vorläufigen Passiva in Form von Schulden bislang deutlich geringer aus als im Vorjahr. Damit setzt sich ein weiterer Trend fort: Firmenpleiten werden kleinteiliger. Steiermarkweit wurden bislang 73 Millionen Euro an geschätzten Verbindlichkeiten einer Regulierung zugeführt. Das sind um knapp 28 % weniger als im vergangenen Jahr. Die größte Pleite betrifft die Firma IGP Immo-Projektentwicklung GmbH aus Dobl-Zwaring (5,8 Mio. Euro), gefolgt von GIPRO GmbH aus Peggau (5,4 Mio. Euro) und Weingerl & Co Bau GmbH aus Spielfeld (5,2 Mio. Euro).

Handel und Bauwirtschaft als Insolvenztreiber

Wie die Auswertung des KSV1870 weiters zeigt, sind die Bauwirtschaft (53 Pleiten), der Handel und die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (51 Pleiten) und der Bereich Tourismus/Gastronomie (38 Pleiten) jene Branchen, in denen sich die meisten Insolvenzen in der Steiermark ereignen. Diese drei Branchen sind für nahezu die Hälfte aller steirischen Firmenpleiten verantwortlich.

Darüber hinaus verzeichnen diese drei Bereiche auch die meisten abgewiesenen Fälle. Was die Höhe der Passiva der einzelnen Branchen betrifft, so liegen die Bauwirtschaft (29 Mio. Euro) und der Handel (13 Mio. Euro) auch hier vorne, während die Passiva im Tourismus bzw. in der Gastronomie mit 4 Mio. Euro deutlich geringer ausfallen.

Im Vergleich zu den anderen Bundesländern reiht sich die Steiermark bei den Insolvenzsteigerungen unter den Top-3 ein. | Foto: KSV1870
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550 Firmenpleiten im Jahr 2023 möglich

Aus heutiger Sicht geht der Kreditschutzverband von rund 550 Pleiten im Jahr 2023 aus, das würde auch das Vorjahr mit 521 deutlich übertreffen. Betont wird jedoch, dass das Insolvenzgeschehen durchaus volatil und eine genaue Prognose daher schwierig sei. Aktuell gilt es auch abzuwarten, welche Auswirkungen unter anderem die Ausbezahlung des Urlaubsgeldes auf finanziell angeschlagene Unternehmen hat.

"Was im ersten Moment nach einer Menge klingt, ist in der Realität weit weg von einer Insolvenzwelle. Es handelt sich dabei vorwiegend um Nachholeffekte aus Krisenzeiten, die wir auch in den kommenden Jahren wohl erleben werden."
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd

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