KV-Verhandlungen ohne Einigung
Steirische Sozialwirtschaft erhöht mit Warnstreiks den Druck
- "Hier wird gestreikt" ist auf einer Tafel bei Affido am Steinberg zu lesen.
- Foto: GPA/Durmus
- hochgeladen von Sarah Konrad
In den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen für die Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich erhöht die Arbeitnehmerseite nach der dritten ergebnislosen Verhandlungsrunde den Druck: Von Dienstag bis Donnerstag finden steiermarkweit Warnstreiks statt. Das Ziel: ein höheres Angebot der Arbeitgeberseite in der nächsten Verhandlungsrunde.
STEIERMARK. Vergangene Woche endeten die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich (Sozialwirtschaft Österreich – SWÖ) erneut ohne Einigung. In der Steiermark sind in diesem Bereich rund 25.000 Personen beschäftigt – „davon sind über 80 Prozent weiblich, über 75 Prozent arbeiten in Teilzeit“, berichtet Mustafa Durmuş von der Gewerkschaft GPA in der Steiermark. Im Namen dieser Menschen wolle man den Druck auf die Arbeitgeberseite weiter erhöhen und kündigt Warnstreiks an.
- Rund 25.000 Beschäftigte sind von den aktuellen KV-Verhandlungen in der Steiermark betroffen.
- Foto: Panthermedia/pressmaster
- hochgeladen von Sarah Konrad
Warnstreiks in über 90 steirischen Einrichtungen
„Diese finden von 2. bis 4. Dezember österreichweit statt. Warnstreiks dauern zwischen null und drei Stunden und sind, wie der Name schon sagt, als Warnung an die Arbeitgeber zu verstehen“, so Durmuş. In der Steiermark beteiligen sich über 90 Einrichtungen an den Warnstreiks, berichtet der GPA-Regionalsekretär gegenüber MeinBezirk. Unter anderem bei Affido am Steinberg in Thal bei Graz. Florian Quinesser, Betriebsratsvorsitzender bei Affido, spricht von einem historischen Moment: „Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, für die Rechte der Beschäftigten im Sozialbereich einzutreten. Die Kolleginnen und Kollegen leisten unverzichtbare Arbeit, sie haben sich eine gescheite Gehaltserhöhung verdient.“
- Bei Affido am Steinberg in Thal bei Graz fand am Dienstag ein Warnstreik statt, um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen.
- Foto: GPA/Durmus
- hochgeladen von Sarah Konrad
„Unser Ziel ist, bis zum Start der nächsten Verhandlungsrunde am 11. Dezember den Druck zu erhöhen und die Arbeitgeber zum Einlenken zu bewegen“, so Durmuş. Das Angebot, das derzeit am Tisch liege – eine durchschnittliche Erhöhung der Gehälter um 1,7 Prozent – sei „schlicht nicht ausreichend“, ergänzt Christian Maierhofer, Gewerkschaftssekretär der GPA.
SWÖ betont Abhängigkeit von Fördergebern
Seitens des Verbandes der österreichischen Sozial- und Gesundheitsunternehmen betont man hingegen die schwierigen Bedingungen: „Wir haben großes Verständnis für die Erwartungen der Beschäftigten und ihre Arbeit verdient höchste Wertschätzung. Wir wollen mehr ermöglichen – aber wir können es nicht, wenn die Fördergeber die notwendigen Mittel nicht bereitstellen. Wenn uns nicht mehr finanziert wird, stoßen wir an Grenzen, die wir allein nicht überschreiten können. Genau vor dieser Situation stehen wir derzeit“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.
- Die dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen endete vergangene Woche ohne Einigung.
- Foto: Roman Wimmers/Unsplash
- hochgeladen von Sarah Konrad
Den Spardruck auf allen Seiten könne er verstehen, betont wiederum Durmuş. Auch sehe man, dass andere Branchen, wie beispielsweise die Metallbranche oder der öffentliche Dienst, unter der Inflation abgeschlossen hätten. Der Pflegebereich sei jedoch anders zu bewerten. Er fordert die SWÖ auf, sich gegenüber den Fördergebern stärker auf die Hinterbeine zu stellen.
„Wir haben eine ganz andere Gehaltsstruktur und viele weibliche Teilzeitkräfte, die 24/7 zur Verfügung stehen. Das ist außerdem eine sehr fordernde Tätigkeit. Wenn man da nicht gescheit zahlt, wird man irgendwann keine Leute mehr finden.“
Mustafa Durmuş, GPA Steiermark
Fortsetzung am 11. Dezember
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 11. Dezember angesetzt. Sollte es auch dann zu keiner Einigung kommen, sei man bereit, die Streiks auszuweiten. Während die aktuellen Warnstreiks ohne Einschränkung für betreute Personen vonstattengehen werden, könne man dies bei einer Ausweitung der Streiks nicht versprechen, meint Durmuş, der jedoch betont, in erster Linie immer „auf den Verhandlungsweg“ zu setzen.
Mehr dazu:
Das könnte dich auch interessieren:
MeinBezirk auf
MeinBezirk als
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.