Bad Radkersburg
Als die Singvögel in Mitterling verstummten
Singvögel-Ersatzprogramm des Bad Radkersburgers Alfred Pein sorgte für Aufregung.
BAD RADKERSBURG. Wenn man den Vorhof und Garten von Alfred Pein betritt, wird seine Naturverbundenheit sofort offensichtlich. Der 84-jährige, seit zehn Jahren Obmann des Pensionistenverbands Bad Radkersburg, lässt es an allen Ecken und Enden blühen – kommendes Jahr plant er auch ein eigenes Tulpenfest.
Besonders genossen hat der Bad Radkersburger, der in Mitterling nur einen Katzensprung von der Mur entfernt lebt, bislang immer die Vogelstimmen in seinem Garten. Rund zehn Jahre lang haben Meisen auf seinem Grundstück, auf welchem man Vogelhäuser und Insektenhotels vorfindet, gebrütet. "Heuer war kein einziger Nistplatz besetzt, auch meine Insektenhotels sind leer", bedauert der ehemalige Postbeamte.
Die Vogelstimmen waren bislang für Alfred Pein immer – auch aus gesundheitlichen Gründen – Balsam für die Seele. Deshalb hat er sich auch eine Alternative gesucht. Aus seinen privaten Filmaufnahmen in der Natur hat er sich einen Tonträger mit Vogelstimmen gebastelt.
Genuss und Verdruss
Das "laute Abspielen" der Vogelstimmen in seinem Vorhof hat allerdings zu zahlreichen Vorsprachen im Rathaus geführt. Zudem hätte das laute Krähen von Peins Hahn, Teil seiner Geflügelhaltung, für Lärmbelästigung gesorgt. Alfred Pein betont, dass er nach einem Schreiben der Gemeinde den Hahn an seinen ursprünglichen Besitzer zurückgegeben hätte – auch vom lauten Abspielen der Vogelstimmen hätte er umgehend abgesehen.
"Ich wünsche mir ein gutes Miteinander und dass sich auch andere um die Vögel kümmern", so Pein, der im Frühjahr gerne wieder seinem Tonträger lauschen würde.
Die WOCHE hat bei Bad Radkersburgs Bürgermeister Karl Lautner nachgefragt, wie man die Situation im Sinne aller Beteiligten gut lösen können. "Die Natur ist ein hohes Gut, das wir uns bewahren wollen", betont dieser vorab hinsichtlich des entstehenden Biosphärenparks und der Artenvielfalt der Murauen. In der Causa Pein unterstreicht er, dass die Gemeinde hier eine Vermittlerrolle einnehme.
"Es geht hier um gegenseitige Rücksichtnahme und natürlich die Ortsüblichkeit und Zumutbarkeit." Hinsichtlich des Abspielens der Vogelstimmen sieht Lautner, natürlich bei entsprechender Lautstärke kein Problem. Außerdem habe es in der Zwischenzeit auch keine Beschwerden mehr gegeben. Lautner spricht auch seine Wertschätzung dafür aus, wenn Bürger etwas aktiv für den Erhalt des Naturraums tun.
Was ist die Wurzel des Natur-Problems?
Die WOCHE hat übrigens auch bei Biologen Bernd Wieser nachgefragt, warum denn die Singvögel eigentlich ausbleiben. Er erklärt, dass der Mensch schon lange die Grundlagen der Vogelnahrung massiv beeinträchtigen würde. Dies passiere u.a. durch die Versiegelung oder zumindest Verdichtung der Böden und die Strukturarmut in der Landschaft.
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