Kirchberg
Von der Klasse in den Wald (+ Video)
Den Wald tauschten die Kinder der Volksschule Kirchberg an der Raab gegen das Klassenzimmer. Das ganze Schuljahr über führten die Lehrer der 1a-Klasse – allen voran Monika Ulrich – meistens montags die Taferlklassler in den Wald hinter der Schule.
So gut wie alle Fächer lassen sich auch im Freien unterrichten: Mathematik, Deutsch, Sachunterricht, Bildnerische Erziehung – und vor allem Sport und Musik. Im Mittelpunkt steht das Gemeinsame. Die Kinder lernen das Spielen in der Gruppe und soziales Verhalten. Sie seien gefordert, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen, so Klassenlehrerin Monika Ulrich. Außerdem würden sie den respektvollen Umgang mit der Natur lernen. Das Thema Klimaschutz ließe sich so schon recht früh im Bewusstsein der Kleinen verankern.
Das jetzt auslaufende Schuljahr habe sich aufgrund der Corona-Situation geradezu für Unterrichtseinheiten im Freien angeboten. Möglicherweise werde das Projekt in der zweiten Klasse weitergeführt. Allerdings, und das möchte Monika Ulrich aus Überzeugung betont wissen, sei Unterricht im Klassenzimmer unersetzbar. "Die Kinder brauchen Strukturen."
Orientierungslauf durch hohes Gras
Zuletzt auch immer mit dabei im Wald war Praktikantin Sandra Laffer aus Pertlstein. Aber auch Lehrer aus dem Kollegium lösen Monika Ulrich oft im Wald ab – wie beispielsweise Christoph Maier, der vor allem mit den Kindern musiziert. Er macht Rhythmusübungen mit den Volksschülern, und zwar mit Naturmaterialien. "Wir nehmen dazu etwa Stöcke oder Äste, die wir im Wald finden", erklärt Maier. Auch die Gitarre ist meistens dabei.
In Fächern wie etwa Mathematik und Deutsch machen die Übungen im Freien mehr Spaß. Baumumfänge schätzen, Rechnen mit Zweigen oder Steinen, Buchstaben mit den Fingern in den Boden schreiben – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Im Sachunterricht darf der Spaten beim Ausflug in den Wald nicht fehlen. Die Kleinen schauen nach, was unter der Erde lebt. Aber auch die Geräusche im Wald und die Vogelstimmen lernen die Schüler richtig zu- und einzuordnen.
Und freilich, die Bewegung komme nie zu kurz. Orientierungslauf durch hohes Gras und das Bauen eine Baumhauses aus Ästen macht besonders Spaß, wie etwa dem aufgeweckten Paul: "Ich hab den anderen Jungs geholfen, ein Haus zu bauen." Aber man könne im Wald auch einiges lernen. "Wir haben grad vorher Steckerl gesucht und damit gerechnet", verrät der Schüler der 1a-Klasse. Auch die Freundinnen Emilia, Luisa und Lara haben eigenen Erzählungen zufolge ein Haus aus Ästen gebaut, seien aber ständig damit beschäftigt, es gegen die "wilden" Buben zu verteidigen.
Waldpädagogik in allen Gegenständen
In der Volksschule Kirchberg an der Raab ist die Waldpädagogik ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts. "Mit diesem Projekt wollen wir zeigen, wie der Wald als zusätzliches Klassenzimmer in diesem speziellen Jahr genützt werden kann und soll – und zwar für alle Gegenstände", erklärt Direktorin Petra Hackl. Dabei würden die Schüler den Wald ganzheitlich erleben – also mit Herz, Hirn und Hand – und einen respektvollen Umgang mit der Natur lernen.
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