Weiz wird "Ready4Heat"
Einzigartiges Pilotprojekt soll Hitze in Städten erträglich machen

Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgemeinde Weiz mit Friedrich Hofer vom Klimabündnis Steiermark (2.v.l.), Andreas Gobiet von GeoSphere Austria (Mi.) und Umweltmediziner Hans-Peter Hutter (3.v.r.) | Foto: Stadtgemeinde Weiz | R. Gütl
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  • Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgemeinde Weiz mit Friedrich Hofer vom Klimabündnis Steiermark (2.v.l.), Andreas Gobiet von GeoSphere Austria (Mi.) und Umweltmediziner Hans-Peter Hutter (3.v.r.)
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Insgesamt vier Gemeinden aus den Ländern Ungarn, Slowenien, Deutschland und Österreich beteiligen sich am EU-Projekt "Ready4Heat". Eine davon ist die oststeirische Stadt Weiz. Ziel dieses einzigartigen Projektes ist es, unterschiedliche Maßnahmen zu erproben, um Hitzewellen in Städten erträglicher zu machen.

STEIERMARK/WEIZ. Es wird immer heißer, Hitzewellen dauern länger und es wird immer schwieriger den hohen Temperaturen zu entkommen. Mit der Zunahme der Temperaturen erhöhen sich auch die Risikofaktoren für unsere Gesundheit. Besonders sogenannte "vulnerable Gruppen", das sind kranke und pflegebedürftige Menschen, Säuglinge, Kinder, Schwangere, ältere Mitmenschen, isoliert lebende Bürgerinnen und Bürger sowie Berufsgruppen, die arbeitsbedingt extremen Temperaturen ausgesetzt sind, leiden besonders. Aber: Wir alle sind betroffen, wenn es um die Klimaerwärmung geht. Denn die Zahl der hitzebedingten Erkrankungen und Todesfälle steigt rasant.

In der Europäischen Union starben im Jahr 2022 rund 60.000 Menschen an den Folgen von extremer Hitze. Das heißt, diese Todesfälle wären vermeidbar gewesen, wäre da nicht die Klimaerwärmung. Lebt man im Grünen, ist die Hitze noch erträglicher, in den Städten werden extreme Temperaturen immer mehr als unerträglich wahrgenommen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich einig: Der Klimawandel wird nicht kommen, wir sind mitten drinnen. Und: Man kann ihn auch nicht einfach umkehren.

Extreme Temperaturen gefährden unsere Gesundheit und beeinträchtigen unsere Leistungsfähigkeit. | Foto: pixabay.com
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"Cooles" Projekt für die Oststeiermark

Die oststeirische Stadt Weiz beteiligt sich als einzige österreichische Pilotgemeinde, gemeinsam mit Projektpartnern aus dem Klimabündnis Steiermark, am EU-Projekt "Ready4Heat". Dieses Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, Strategien zu erarbeiten um zukünftige Hitzewellen in der Innenstadt erträglicher zu gestalten. Außer Weiz sind insgesamt noch drei Gemeinden aus Ungarn, Slowenien und Deutschland daran beteiligt. In all diesen Kommunen sollen Hitzeschutz-Aktionspläne entwickelt und daraus erarbeitete Pilot-Maßnahmen umgesetzt werden.

"Wir müssen etwas tun. Wir beschäftigen uns in dem Projekt mit Fragen wie: Was kann man konkret machen? Welche Krisenpläne können wir schaffen? Wie bekommen wir Abkühlung in die Stadt." Erwin Eggenreich, Bürgermeister der Stadt Weiz

Vizebürgermeister Oswin Donnerer und Erwin Eggenreich, Bürgermeister der Stadt Weiz | Foto: RegionalMedien Steiermark/Hofmüller
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"Fix ist, wir wollen nicht kiloweise Papier entwickeln, es soll auch der Stadt und den Menschen, die hier leben, etwas bringen. Wir wollen Maßnahmen entwickeln und auch umsetzen." Oswin Donnerer, Vizebürgermeister in Weiz

Bewusstseinsbildung und Informationsverteilung

Dominik Puchner, Projektmitarbeiter von "Ready4Heat" der Stadtgemeinde Weiz erzählt über die Ziele und Herausforderungen des Projekte:

  • MeinBezirk.at: Was sind die konkreten Ziele? Was will man in der Stadt Weiz mit der Teilnahme an diesem einzigartigen Projekt erreichen?

Puchner: Das konkrete Ziel ist es, einen Hitzeaktionsplan für Weiz zu erstellen. Zum einen ist eine Analyse der Hitze-Situation auf dem gesamten Stadtgebiet unter Berücksichtigung der Personengruppen, welche am stärksten von Hitzewellen betroffen sind, vorgesehen. Zum anderen sollen im Rahmen dieses Plans auch kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen erarbeitet werden um besser mit Hitzetagen bzw. -wellen umgehen zu können. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den vulnerablen Gruppen und Institutionen die mit diesen Personen zusammenarbeiten bzw. diese betreuen.

  • Was sind die nächsten Schritte? Was wird als nächstes umgesetzt?

Als nächster Schritt wird im Projekt die Hitze-Analyse durchgeführt werden. Zeitgleich sollen eben auch Workshops mit unterschiedlichen Stakeholdern der verschiedenen Organisationen und betroffenen Personengruppen abgehalten werden, um zu erarbeiten, ob schon Maßnahmen vorhanden sind, wie mit Hitze allgemein umgegangen wird und welche neuen Maßnahmen dann umgesetzt werden können.

Dominik Puchner, Projektmitarbeiter "Ready4Heat" der Stadtgemeinde Weiz. | Foto: Stadtgemeinde Weiz | R. Gütl
  • Dominik Puchner, Projektmitarbeiter "Ready4Heat" der Stadtgemeinde Weiz.
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  • Gibt es schon Termine und Infos zu den Workshops im Herbst? Kann man sich schon Termine vormerken?

Die Workshops werden voraussichtlich im Oktober starten und finden dann verteilt bis Februar statt. Nach derzeitigem Stand wahrscheinlich in einer Mischform aus Vorort-Veranstaltung und Webinar-Workshop.

  • Wie werden es die Bürgerinnen und Bürger spüren können?

Der Fokus liegt wie bereits erwähnt vor allem auf den vulnerablen, von Hitze am meisten betroffenen Personen und jenen die mit ihnen arbeiten. Für diese sollen die Maßnahmen vor allem das gesundheitliche Risiko der Hitze reduzieren, aber auch beispielsweise den Arbeitsalltag an Hitzetagen erleichtern. Da sich ein Teil der Maßnahmen garantiert auch mit Bewusstseinsbildung und Informationsverteilung beschäftigen wird, hoffen wir damit auch einen Großteil unsere Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Anhand der Hitze-Analyse wäre es so zum Beispiel vorstellbar nicht nur die Hotspots der Stadt hervorzuheben, sondern auch die Orte zu finden wo es sich trotz heißer Temperaturen im Sommer verhältnismäßig gut aushalten lässt. So haben es etwa unsere Projektpartner aus Deutschland in Worms schon vor ein paar Jahren gemacht.

Kick-Off mit interessanten Fachvorträgen

In einem Kick-Off im Garten der Generationen bei Weiz wurde der Startschuss in die Arbeitsphase gegeben. Vortragende wie Friedrich Hofer vom Klimabündnis Steiermark,Andreas Gobiet von GeoSphere Austria (ehem. Zamg) und der bekannte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter steuerten fachliche Impulsreferate bei.

Friedrich Hofer vom Klimabündnis Steiermark betonte, dass sowohl das Land Steiermark als auch viele Gemeinden Hitzeschutzpläne haben oder daran arbeiten solche anzugehen. "Städte und Kommunen sind aber leider noch nicht ausreichend auf zukünftige extreme Hitzewellen vorbereitet.", so Hofer.

Andreas Gobiet von GeoSphere Austria: "Derzeit sind wir in einer Phase, in der wir weltweit mit Höchsttemperaturen konfrontiert sind. Dieses und viele weitere Klimaveränderungen sind ganz klar dem menschengemachten Klimawandel zuzuschreiben. Dafür gibt es handfeste, wissenschaftliche Beweise." Zu diesen Extremwetter-Ereignissen gehören ebenfalls Dürre, Windböen, extreme Niederschläge und die damit verbundenen Folgen.

Extremwetterereignisse wie etwa Dürre werden immer mehr. | Foto: pixabay.com
  • Extremwetterereignisse wie etwa Dürre werden immer mehr.
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Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderung

Der bekannte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter versuchte bei seinem Vortrag klar zu machen, welche enormen Auswirkungen diese Hitzewellen für die menschliche Gesundheit darstellen. Durch extreme Temperaturen verursachte körperliche Beeinträchtigungen mit und ohne Todesfolge sind etwa Hirnschädigung, Organversagen, Darmschädigung und psychische Beeinträchtigungen.

Gesundheitliche Probleme durch extreme Hitze

Hier eine Auswahl:
  • Organversagen
  • Hirnschädigung
  • Darmschädigung
  • Vermehrte hitzebedingte Todesfälle
  • Psychische Belastungen
  • Mehr Aggressivität und damit verbundene Gewaltverbrechen
  • Erhöhte Gewaltbereitschaft
  • Depressionen und Ängste
  • Alkolismus und Suchmittelmissbrauch
  • Bis hin zu Suiziden

Hutter stellt auch klar: "Der Klimawandel ist nicht rückkehrbar. Es geht darum die Situation zu stabilisieren. Würde man den CO2-Ausstoß heute abstoppen, bleibt die Temperatur auf diesem Niveau stehen. Kühler wird es nicht mehr werden." Und weiter: "Wenn wir nichts tun, ist es ein riesengroßes Problem. Bereits für uns, unsere Kinder und Kindeskinder."

Fakten zum Klimawandel erklärt

Wir werden in vielen Berichten immer wieder mit Zahlen und Fakten konfrontiert. Aber was bedeuten diese eigentlich?

Klimafakten einfach erklärt

Global beträgt die Klimaerwärmung +1,1°C, in Österreich +2°C.
Das bedeutet, dass die durchschnittliche Oberflächentemperatur in ganz Österreich sich um 2°C im Jahresdurchschnitt erhöht.
Sommertage: Das sind Tage, mit einer Maximaltemperatur von 25°C
Hitzetage: Das sind Tage mit einer Temperatur bis max 30°C
Wüstentage: Das sind extreme Hitzetage mit eine Höchsttemperatur von max 35°C
Mehr als 40°C Bei solchen extremen Temperaturen besteht Lebensgefahr.
Tropennächte: Das sind Nächte, in denen 20°C nicht unterschritten werden. Das hat zur Folge, dass der Schlaf nicht mehr die nötige Erholung bringt, was sich massiv auf unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit auswirkt.
Wie empfindest du die Hitze in den Städten?

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