Medikamenten-Knappheit
Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Medikamenten
Die derzeitige Infektionswellen fordert die Apotheken im ganzen Bezirk Weiz. Trotz des enormen Bedarfs finden die Apothekerinnen und Apotheker in enger Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten immer eine passende Lösung.
WEIZ. Bereits im Herbst des Vorjahres poppte erstmals der Medikamenten-Engpass auf, derzeit wird das Problem zunehmend akuter. Durch mehrere Infektionswellen war der Bedarf der Bevölkerung nach Medikamenten gegen die Erkältungskrankheiten riesig. RSV, Influenza und Corona haben schon länger die Oberhand bei den Infektionen.
Gesamt sind derzeit rund 500 Medikamente nicht lieferbar. Grund dafür ist die hohe Abhängigkeit der Produktion in China und Indien. Das stellt die Apotheken vor erhebliche Herausforderungen.
"Im Moment müssen wir bei jedem zweiten Rezept mindestens ein Medikament austauschen, weil ein verschriebenes Präparat von exakt dieser Firma in Österreich derzeit nicht verfügbar ist. In den meisten Fällen aber findet sich ohne große Probleme ein wirkstoffgleiches Ersatzpräparat einer anderen Firma." erklärt Knut Palten von der Steirer Apotheke in Weiz.
Dieser Austausch des verschriebenen Medikaments gegen ein sogenanntes Generikum ist aber für Apotheken und Ordinationen mit hohem bürokratischen Mehraufwand verbunden. Das Rezept muss geändert werden, und benötigt dann erneut das Okay vom Arzt. In manchen Fällen muss auch noch die Verrechnung mit der Krankenkasse extra bearbeitet werden.
Die Patientinnen und Patienten bekommen von dem Mehraufwand meistens nichts mit. "Wir schauen, dass wir die zusätzliche Belastung der Ärzte so niedrig wie möglich halten und die Angelegenheit vor allem für die Kunden unkompliziert lösen können." beruhigt Knut Palten.
"Vor allem einzelne Antibiotika waren zwischenzeitlich nicht verfügbar. Mit Unterstützung der Weizer Apotheken konnten wir unsere Patientinnen und Patienten aber mit Ersatzpräparaten versorgen. Mittlerweile hat sich die Lage wieder etwas entspannt," beschreibt Wolfgang Klein, Hausarzt aus Weiz die Situation.
So gehen Apotheken damit um
"Wir schicken an alle Hausärzte täglich die aktuellen Lagerstände der Antibiotika, mit denen die Ärzte aus dem Portfolio das ideale Medikament für ihre Patienten auswählen können. Auch versuchen wir zweimal täglich alle am Markt verfügbaren Antibiotika zu kaufen. Diese werden vom Großhandel gleichmäßig auf die Apotheken verteilt." so Knut Palten.
Auch die St. Petrus Apotheke in Birkfeld setzt auf ein ähnliches Vorgehen: "Wir investieren derzeit mindestens zwei Arbeitsstunden pro Tag, um Alternativen für nicht lieferbare Medikamente zu suchen, andere Lieferquellen zu finden oder mit Ärzten zu telefonieren, um sie über Lieferengpässe zu informieren und sie zu bitten, ein neues Medikament zu verschreiben, wenn wir kein Ersatzprodukt besorgen können." erklärt Eva Wildt von der St. Petrus Apotheke in Birkfeld.
Generell tun die Apotheken alles, um die Kundinnen und Kunden bestens zu versorgen. Wenn ein Medikament nur von einem anderen Hersteller besorgt werden kann, das Produkt aber in der Wirkung absolut gleichwertig ist, stellt das für die meisten Kundinnen und Kunden kein Problem dar. Da ist oft die Optik eine andere als gewohnt. Die Schachtel kann anders aussehen, die Tablette eine andere Farbe haben oder der Saft anders schmecken. Besonders bei älteren Menschen führt das zu Verunsicherungen und kleine Kinder verweigern möglicherweise die Einnahme, wenn der gewohnte Saft durch einen fremden ersetzt wurde. Vertrauen ist hier der Schlüssel. Die Apothekerinnen und Apotheker haben ein großes Wissen über die Herstellung von Medikamenten sowie deren Inhaltsstoffe und stehen auch im ständigen Kontakt mit den behandelnden Ärzten.
Michaela Gobec von der Almenland Apotheke in Passail beruhigt außerdem: "Manchmal wird sogar eine individuelle Anfertigung im apothekeneigenen Labor hergestellt. Wir Apothekerinnen und Apotheker sind in der Lage, Zäpfchen, Kapseln oder Salben selbst herzustellen."
Ein großes Problem ist die Bereitstellung der Medikamente bei Dauereinnahme. Ein Tipp von Apothekerin Eva Wildt dazu: "Patienten mit Dauermedikamenten sollten zumindest für ein bis zwei Monate bevorratet sein. Wenn allerdings viele Menschen aus Angst vor Lieferengpässen ihren Bedarf für mehrere Monate „hamstern“ – was wir zu Beginn des Corona-Lockdowns im März 2020 erlebt haben – erzeugt das eine künstliche Verknappung, wodurch die Versorgungslage auch schlechter wird."
Abschließend bleibt zu sagen: Ärzte und Apothekerinnen sind sehr bemüht immer die richtige Lösung für die Patienten zu finden. Wesentliche Schlüssel zum Erfolg sind dabei das Vertrauen der Patientinnen und Patienten, das umfangreiche Wissen, die Erfahrung sowie die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und Apotheken im Bezirk Weiz. Da sind sich alle Befragten einig.
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