Corona-Pandemie
Das letzte Aufgebot

- Die Lautstärke der Anlage muß über den seit Wochen zunehmenden Personenschwund hinwegtäuschen.
- hochgeladen von martin krusche
Diesmal waren noch elf Leute hinter dem „Protestwagen“ hergegangen. (Vorausgesetzt, ich hab in der Dunkelheit niemanden übersehen.) Die fahrende Bühne blieb ohne personelle Besetzung. Vom einsamen Laptop kamen offenbar die Sounddateien mit den skurrilen Botschaften, welche per Lautsprecheranlage in den öffentlichen Raum von Gleisdorf geschmettert wurden.
Man will die Regierung und sonstwen abschaffen, sie durch andere Kräfte ersetzen. Putin und der Ukraine-Krieg, die Pandemie etc., all das seien Ausflüchte, um unseriöse Eigeninteressen durchzusetzen und das Volk zu versklaven. (Wer macht das? Na, „die Eliten“.)
So ließe sich zusammenfassen, was wahrlich keine seriöse Aufklärungsarbeit ist, sondern bloß das Stoßgebet einer schlotternden Reisegesellschaft, die offenkundig den aktuellen Zustand unserer Welt nicht mehr deuten und verarbeiten kann. (Verständlich! Es ist kompliziert.)
Gut, wer Angst hat, wer seine Gegenwart nicht bewältigt, braucht Hilfe, will gehört werden, soll Unterstützung finden. Fragt sich bloß: Welche Unterstützung, um welches Ziel zu erreichen? Ich hab schon mehrfach notiert, wie aus den Reihen dieser Community unsere Republik angefochten wird. Manch ein Redner wußte sogar zu orakeln, daß wir keine Politik bräuchten, eine gute Verwaltung täte es allemal. (Das wird Ihnen jeder Diktator gerne bestätigen.)
Ich fände es sympathisch, wenn diese verängstigen Leute erst einmal die Lautsprecheranlage abdrehen würden, um in der Folge a) inhaltlich kluge Reden zu erarbeiten, die b) ansprechend vorgetragen werden, wozu c) ein Megaphon allemal reichen würde. Auch ich käme gerne, dem zuzuhören.
Es holpert
Von dieser Clique wird vermutlich keine Mobilisierungskraft mehr ausgehen. In wenigen Tagen haben wir Schulbeginn. In wenigen Wochen haben wir eine Bundespräsidentenwahl, die nächste Gemeinderatswahl kommt erst 2025. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß diese Clique in absehbarer Zeit noch einmal 200, 300 Leute auf die Straße bringt. Da spielt sich im Hintergrund längst etwas anderes ab.
Die B- und C-Promis dieser Bewegung haben sich schon auf eine neue Arbeit konzentriert. Institutionalisierung. Ein Kulturverein, der als Sammelbecken und Drehscheibe dient, ist längst aktiv. Vaterländische, „Identitäre“ und andere Arten von Heimatschützern habe sich dort inzwischen erkennbar gemacht.
Um die Antisemiten und Hitler-Nostalgiker muß ich mir keine Sorgen machen, die überdauern jede ideologische Konjunktur. Es wird noch interessant, wie weit es bei uns Neofaschisten bringen. Wir dürfen überdies gespannt sein, wie lange und wie sehr dieser Bewegung der öffentliche Raum überlassen bleibt, ohne daß im öffentlich Diskurs des Raumes Gleisdorf relevante Gegenstimmen auftauchen.
Aber so geht eben Demokratie, egal wie sehr die Republik holpert. Siehe dazu meine kleine lokalpolitische Bestandsaufnahme in der Dokumentationsleiste „Der Brief“!
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.