Corona-Pandemie
Patriotischer Wandertag

- Wer den öffentlichen Raum für politische Zwecke in Anspruch nimmt, sollte irgendwann mit präzisen Aussagen bemerkbar werden.
- hochgeladen von martin krusche
Die lokale Protestbewegung hat sich zurechtgerüttelt. Das führende Automobil ist kleiner denn je. (Wolfgang Ambros muß für die Begleitmusik herhalten.) Der Gruppenleiter trägt um seine Zigarette herum ein bitteres Lächeln. Was bleibt ihm sonst? Wenn man keine Inhalte hat, zerstreut sich die Gefolgschaft. (Die Treuesten bei dieser Kundgebung sind unsere Polizeikräfte.)
Wieso behaupte ich, da seien keine Inhalte? Weil wir alles, was jetzt noch verkündet wird, nun schon einige Jahre rauf und runter gehört haben. Der Nachrichten- wie auch Informationswert ist nahe Null. Von Schritten Richtung Realpolitik ist nichts zu finden. Allerdings hat auch die komplette Stadtpolitik umfassend versagt, dieser Protestbewegung zu begegnen und wenigstens den Funken eines politischen Diskurses zu erreichen.
Was der rührige Herr Kickl den Leuten letzten Juni noch an Honig ums Maul geschmiert hat, ist purer Mumpitz. Er meinte, sie seien eine „heldenhafte Widerstandsbewegung“. (Quelle: „Der soziokulturelle Kameradschaftsbund“) Davon kann keine Rede sein.
Die eifrige Neofaschistin habe ich nun lange nicht mehr gesehen. Die Standarte Putins und die Flagge Nordkoreas wehen offenbar woanders. Der freundliche Hitler-Nostalgiker muß sich, wie es scheint, um seinen Betrieb kümmern. Der lebhafte Pizzabäcker hat ebenfalls andere Sorgen.
Immerhin konnte sich aus all dem ein Kulturverein entwickeln, der sich um „Körperliche, Geistige und Seelische Bewusstseinserweiterung“ kümmert, wenn auch nicht um Orthographie. Angebote wie „Lerne die Spielregeln des Systems“ tun immer noch so, als gäbe es bloß ein System, welchem man gegenüberstünde.
Das ist Ausdruck jener fatalen Komplexitätsreduktion, mit der man in dieser Welt so wirkungslos bleibt, weil wir natürlich allein schon in unserem Europa einem dichten Geflecht ganz unterschiedlicher Systeme ausgesetzt sind, über die Interessensgruppen auf unser Verhalten und unsere Ressourcen zuzugreifen versuchen. (Da muß man präzise sein und eine Auswahl treffen.)
Im aktuellen Vereinsangebot finde ich übrigens teilweise Angebote aus jenen Geschäftsinteressen, deren Unternehmerinnen ich am Anfang der Bewegung als „Prosecco-Fraktion“ zusammengefaßt habe. (Der Teil des Ganzen ist eben ein Geschäftsmodell.) Die Gleisdorfer Unruhe findet also zu ihrem realen Maß.
Bleibt noch abzuwarten, ob in all dem eine Kraft ruht, die sich bei den nächsten Gemeinderatswahlen mit einem entsprechenden Ergebnis niederschlägt. Das würde den Modus „Selbstdefinition durch Feindmarkierung“ entkräften und einen Status der Bewegung verdeutlichen, an dem man sich orientieren kann: Was ist denn nun die inhaltliche Kompetenz und politische Kraft dieser Leute?


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