Ewald Nowotny
Im Geldbörserl klingelt nur mehr der Euro

Der Euro als Stabilitätsfaktor – darauf baut Ewald Nowotny. | Foto: OeNB
  • Der Euro als Stabilitätsfaktor – darauf baut Ewald Nowotny.
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Genau 20 Jahre ist es her, dass der Euro (als Buchgeld) eingeführt wurde, drei Jahre später löste er in Österreich den guten alten Schilling ab.

Zum 20-Jahr-Jubiläum der europäischen Einheitswährung baten wir den scheidenden Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB) Ewald Nowotny zum Interview.

Wie haben Sie ganz persönlich den Umstieg auf den Euro erlebt?
Ewald Nowotny: Ich war froh, als es den Euro letztlich als Bargeld gegeben hat. Ich war damals Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg, dort gelten ja luxemburgische Franc, mein Geldbörsel ging aber auch über mit deutschen Mark, französischen Franc. Und natürlich hatte ich auch Schilling im Börsel, weil ich ja oft in Wien war. Für mich war es ein gewaltiges Erlebnis, mein Portemonnaie ausräumen zu können und mit einer einzigen Währung, dem Euro, befüllen zu können.

Ihre Bilanz von 20 Jahren Euro?
Der Euro brachte mehr Wachstum, Exporte, er sorgte für eine gute Beschäftigungslage, eine niedrigere Inflation und er war Schutzschild in der Krise. Gerade eine kleine Volkswirtschaft wie Österreich hat profitiert. Neben der Preistransparenz machte der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum Überweisungen in ganz Europa schneller und sicherer. Die Euro-Banknoten zählen zu den fälschungssichersten der Welt. Drei Viertel der österreichischen Bevölkerung ist mit dem Euro zufrieden.


Stichwort Krise – welche Rolle hat der Euro 2007 gespielt?
Er hat sich bewährt. Der Euro und die Zusammenarbeit der Zentralbanken des Eurosystems bewahrten Europa und somit Österreich vor noch größeren negativen Auswirkungen. Durch die Mitgliedschaft in einem großen Währungsraum wurden die Unternehmen vor Schwankungen der Wechselkurse geschützt, Abwertungen innerhalb des Euroraums waren nicht mehr möglich. Wir konnten so den Schaden für den Finanzsektor und die Konjunktur einigermaßen abfedern.

Der Euro ein Teuro, wie sehen Sie das?
Er brachte nachweislich eine niedrige Inflation. Die Inflationsrate in Österreich lag in den vergangenen 20 Jahren im Durchschnitt bei 1,8 Prozent, im letzten Jahrzehnt des Schilling (1988 bis 1998) lag sie noch bei 2,2 Prozent. Ein stabiler Geldwert erhält den Menschen die Kaufkraft ihrer Einkommen und schützt vor der Entwertung ihres ersparten Geldes. Die Europäische Zentralbank ist der Preisstabilität verpflichtet und wird auch in Zukunft für einen stabilen Euro sorgen.

Aktuell trübt sich die Konjunkturlage ein wenig ein. Wie bewerten Sie den Euro-Effekt auf das österreichische Wirtschaftswachstum?
Für Österreichs Volkswirtschaft war der EU-Beitritt und die Teilnahme am Euroraum hilfreich. Das Wirtschaftswachstum betrug von 1999 bis 2017 im Durchschnitt 1,7 Prozent und lag damit über dem Durchschnitt des Euroraums. Das höhere Wachstum schlägt sich auch auf den Arbeitsmarkt nieder. Seit 1999 ist ein starker Anstieg der Beschäftigten zu verzeichnen, während die Arbeitslosenrate im europäischen Vergleich zu den niedrigsten gehört. Die Arbeitslosenquote laut Eurostat-Definition sank 2018 auf 4,9 Prozent, bis 2021 wird ein weiterer Rückgang auf 4,5 Prozent erwartet.

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