Bridge "ausprobiert"
Ein Sport ganz ohne Bewegung
MeinBezirk war (denk-)sportlich unterwegs, im Zuge der Serie "Ausprobiert" wurde beim Bridge das Spiel zur ernsten Angelegenheit. Hier geht es vor allem um Geduld und Köpfchen.
GRAZ. Der Europäische Gerichtshof urteilte 2017, dass Bridge kein Sport sei, da eine "nicht unbedeutende körperliche Komponente" nicht vorliege, anders die Einschätzung des olympischen Komitees, das Bridge bereits 1998 zum Sport erklärte. Eine Einschätzung, die auch der Präsident des Park Bridge Club Graz, Peter Lipp, teilt:" Bridge ist das Schach der Kartenspiele und auch eindeutig Sport, Denksport." Um diese These zu überprüfen, war die Woche beim Grazer Bridge Club in Geidorf vor Ort und hat den spielerischen Sport "ausprobiert".
Schnelles Auftrumpfen
Mit viel Kartenspielerfahrung, aber ganz ohne Bridge-Vorkenntnisse stürzte sich Redakteur Markus Kropac mitten ins Getümmel. Der Bridge-Nachmittag begann mit einer umfassenden Einschulung samt einiger erster Testpartien mit offenen Karten. Die Grundkurse, die Neulingen ein Grundverständnis für das Spiel mitgeben sollen, bestehen im Normalfall aus 13 Einheiten zu je drei Stunden – beim "Ausprobiert" gab es alles schön kompakt in rund zwei Stunden. Das Regelwerk hat es in sich, kurz erklärt: Bridge ist ein Teamsport, gespielt wird zwei gegen zwei, die Partner sitzen sich dabei immer gegenüber. Ziel ist es, die vor dem Spiel angesagte Anzahl an Stichen, zu erreichen, während das Gegnerteam mit allem Mitteln versucht, dies zu verhindern.
Erste Turnierluft
Nach der Einführung und bereits mit leicht rauchendem Kopf, stand für den Neuling anschließend bereits das erste kleine Turnier am Programm. Der Redakteur bekam mit Helma Hölzl, genannt Helmi, eine sehr erfahrene und hilfsbereite Partnerin, Hölzl spielt seit dem Jahr 2004 regelmäßig. Insgesamt gingen sechs Teams, bunt gemischt aus Anfängern und "Profis", an den Start, gespielt wurden je drei Partien. Spannend dabei, die Teams bleiben an den Tischen sitzen, die Kartendecks wandern, so spielen alle Teams mit den gleichen Kartenkonstellationen. Am Ende zählt, wer aus den Karten, das meiste machen konnte.
Anfängerfehler
Die Bürde der guten Karten ereilte dem Anfänger gleich in der ersten Partie die Möglichkeit den Ton anzugeben. Ein kleiner Fehler beim Ausspielen (Helmi traute ihren Augen kaum) sorgte allerdings dafür, dass die angestrebten zehn Stiche knapp verfehlt wurden. Besser verliefen die Partien zwei und drei, wo fehlerfrei die Zielvorgabe erreicht werden konnte. Am Ende des Turniers stand damit der dritte Platz zu buche, ein wahrer Achtungserfolg, der Fehler aus Spiel eins bliebt teamintern aber Gesprächsthema.
Der Park Bridge Club Graz besteht seit über 75 Jahren und zählt derzeit rund 120 aktive Mitglieder, vor allem Nachwuchs werde immer gesucht. Generell attestierte Peter Lipp aber vor allem jüngeren Spielerinnen und Spielern gute Chancen im Bridgesport: "Man kann es schnell relativ weit nach oben schaffen." Außerdem stellt Bridge die Spielenden immer wieder vor neue Herausforderungen, Lipp: "Es wird auch für uns jahrelange Spieler nie fad, weil es immer wieder neue Kartenverteilungen gibt, die man so noch nie in der Hand hatte." Alters Ober- oder Untergrenzen gäbe es keine, der Grazer betonte aber, dass Bridge im Alter geistig fit halte. Das älteste Grazer Vereinsmitglied ist 97 Jahre alt.
Das Fazit: Bridge "ausprobiert"
Bridge ist definitiv Denksport, denn bei diesem "Ausprobiert" war wirklich jede Gehirnzelle gefordert. In netter Gesellschaft macht Bridge natürlich gleich doppelt Spaß, auch wenn das Erlernen von Sprache, Regeln und Abläufen auf jeden Fall Zeit benötigt. Nach dem Crashkurs war es für den Redakteur dann im wahrsten Sinne des Wortes Zeit, "das Hirn auszulüften".
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