MÜHELOS ABNEHMEN Teil IV – INSULINRESISTENZ

Foto: Andrii Salivon - Fotolia

Vorab eine kleine „Warnung“: Zwar habe ich versucht den Artikel einfach zu halten, trotzdem ist dieser 4. Teil von „Mühelos Abnehmen“ vermutlich der komplizierteste, nicht nur bisher sondern voraussichtlich der ganzen Serie. Möglicherweise aber auch der wichtigste, die Wirkungsweise von Insulin zu verstehen ist nicht nur Schlüssel um Abnehmen zu können sondern vielmehr für Ihre körperweite Gesundheit, zur Vermeidung des gefürchteten „Syndrom X“. Dem 75% in unseren Breiten zum Opfer fallen und an dessen Folgen ( Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Diabetes II & Alzheimer) letztendlich sterben, oft nach langer Leidenszeit. Im Fall von Fragen zum Artikel können Sie mich gerne auf wolfgang@primalhealthaustria.com kontaktieren, ich beantworte alle Mails persönlich.

Kommen wir zum „Star“ unserer heutigen Folge, dem Hormon Insulin. Selbst für Ärzte und medizinisches Personal ist es oft überraschend zu hören, die Hauptfunktion von Insulin ist NICHT Blutzucker zu reduzieren. Hierzu muss vorab erklärt werden, nur wenige körperliche Funktionen sind überhaupt auf Zucker angewiesen, in erster Linie als Energie für unsere roten Blutkörperchen sowie die Retina unserer Augen. Alle anderen Zellen beziehen ihre Energie bevorzugt aus Fett sowie Ketonenkörper (Dazu in einer späteren Folge von „Mühelos Abnehmen“ mehr).

Während 2,5 Millionen Jahren Evolution musste unser Körper die Regulierung des Blutzuckerspiegels in die entgegengesetzte Richtung zu heute, also aufwärts, vornehmen. Musste darauf achten den Blutzuckerspiegel auf das zum Überleben notwendige Niveau anzuheben. Dafür hat er einen eigenen Mechanismus mit dem klingenden Namen „Gluconeogenesis“ entwickelt, der es unserem Körper ermöglicht Blutzucker selbst zu bilden. Was insofern notwendig war, da unsere Urahnen als Jäger und Sammler nur saisonal Zucker (in Form von Früchten, Honig und Beeren) mit ihrer Nahrung aufnehmen konnten.

Kurz ein kleiner Exkurs bezüglich Gluconeogenesis:
Unser Körper hat die Möglichkeit entweder aus Proteinen oder Fett Blutzucker zu bilden. Aus Fett allerdings nur dann, wenn man welches verbrennt. Ein Triglycerid (=die Speicherform von Fett) besteht aus 3 „Fettketten“, die an einem Glycerolmolekül hängen. Die 3 Ketten werden in Form von freien Fettsäuren verbrannt, das übrig bleibende Glycerol Molekül wird – je nach Bedarf – ausgeschieden oder in der Leber in ein Zuckermolekül oder Ketonenkörper umgewandelt. Verbrennt jemand jedoch kein Fett, so wird dieser elegante Prozess ausgehebelt, der benötigte Zucker aus Protein gebildet. So überschüssiges vorhanden aus der Nahrung, andernfalls der Muskulatur und den Knochen (!). Gluconeogenesis ist also ein zweischneidiges Schwert, kann Segen (für den Fat Burner) oder Fluch (für alle Anderen) sein. In extremen Fällen passiert letzteres bereits in der Nacht, wenn jemand über Stunden nichts isst beziehungsweise wacht man mit Heißhungerattacken auf. An dieser Stelle möchte ich nochmals mein Mantra zitieren: „Ausschlaggebend für Ihre Lebensdauer und -qualität ist das Verhältnis von Fett zu Zucker, das Sie im Verlauf Ihres Lebens verbrennen.“ 

Zurück zum eigentlichen Thema:
Ein Minimum an Blutzucker ist lebensnotwendig. Wie hoch ist dieses? Im nüchternen Zustand bei einem gesunden Menschen zwischen 70 – 90 mg/dl. (Laut Schulmedizin gilt zwar bis 100 mg/dl als gesund, als Gesundheitstrainer habe ich hingegen die Erfahrung gemacht, dass bereits ab 90 metabolischen Störungen vorliegen. Beispielsweise Stimmungs- und Leistungsschwankungen, Müdigkeit nach Mahlzeiten, häufige Kopfschmerzen um nur einige aufzuzählen. Allzu oft werden diese ignoriert beziehungsweise als normal angesehen) Über 100 gilt offiziell als Pre-Diabetes, ab 125 ist man Diabetiker. Die gerade noch gesunde Obergrenze von 90mg/dl entspricht – was viele schockieren wird – bei einer Gesamtblutmenge von 5 Litern eines Erwachsenen gerade mal ca. 4,5 Gramm. Anders formuliert, einen Teelöffel Zucker.

Seit Beginn des Ackerbaus, den es je nach Region erst seit 6.000 – 10.000 Jahren gibt, ist die Regulierung des Blutzuckerspiegels überwiegend in die andere Richtung notwendig da wir praktisch mit jeder Mahlzeit ein Vielfaches der von unserem Körper bevorzugten (Blutzucker)Menge von 4,5 Gramm zu uns nehmen. Ganz wichtig zu verstehen, sämtliche Kohlehydrate (mit Ausnahme von Fruchtzucker, dazu übernächste Woche mehr) enden als Glucose (=Blutzucker) in unserem Blutkreislauf. Dieser muss bei 99,9 Prozent der Menschen also nicht mehr angehoben sondern gesenkt werden. Diese Funktion des Blutzucker Senkens auf ein Niveau, dass unser momentanes Überleben sichert (auch darüber später mehr) übernimmt Insulin.

Die primäre Funktion von Insulin hingegen, wie von der Natur vorgesehen, ist die einesWachstumshormons. Sobald wir Zucker oder Kohlehydrate im Allgemeinen zu uns nehme wird unserer Bauchspeicheldrüse signalisiert Insulin auszuschütten. Insulin wiederum aktiviert eine Kette verschiedener Wachstumshormone und –Enzyme. Wachstum ist bei einem Erwachsenen nahezu immer schlecht. Die 3. Funktion von Insulin ist die eines Schlüssels um Zellen „aufzusperren“ (zu öffnen) damit dort der Zucker und Fett gespeichert werden kann.

Moment mal, Fett auch?

All der Zucker, den wir nicht im Moment der Nahrungsaufnahme verbrennen (d.h. idealerweise sollte man gerade am Fahrrad sitzen, eine Mauer aufziehen oder zumindest Holz hacken) wird als Glycogen (=die Speicherform von Zucker) in Muskel und Leber gespeichert. Deren Speicher generell ziemlich limitiert sind, zudem sind die Muskel vieler Menschen ohnehin ständig voll da sie zu wenig beansprucht werden.

Die Leber kann etwa 100 – 120 Gramm Glycogen speichern. Muskel – abhängig davon wie gut trainiert/entwickelt sie sind – 250 bis hin zu 500 Gramm bei Athleten. Was weitaus weniger ist als es klingt, Muskelglycogen kann nur im Muskel selbst verbrannt werden, wird dieser nicht (kaum) benutzt, so bleibt es dort bis in alle Ewigkeit. Das Glycogen in der Leber wird zwar permanent für Tätigkeiten (Hirnfunktion, etc.) genutzt, jedoch keinesfalls so schnell wie er in unserer Westlichen Ernährung zugeführt wird.

Überschüssiger Zucker wird in der Leber mittels einem Prozess, der „De Novo Liopgenesis“ heißt (in Deutsch etwa „eine neue Lage Fett machen“) in Fett umgewandelt. Ein Teil dieses Fettes wird IMMER in der Leber selbst und den umliegenden Organeneingelagert, was zu Organverfettung führt. (Sie erinnern sich an die Formel Körperumfang:2 < Körpergröße aus Teil 3 ?) Das übrige Fett wird in der Leber in Lipoproteine verpackt und in die diversen Fettzellen unseres Körpers versandt. (Cholesterin verdient einen eigenen Artikel in naher Zukunft) Schon der Umstand, dass Zucker überwiegend als Fett gespeichert wird um es später in Zeiten von Dürre als Energiequelle nutzen zu können ist bereits ein wertvolles Indiz, welche Energieform unser Körper eigentlich bevorzugen würde hätte er Mitspracherecht.

Einfach formuliert, Insulin reduziert den Blutzuckerspiegel, indem es den Zucker in diversen Organen und Körperzellen in Form von Zucker und Fett speichert.

DAS ZU VERSTEHEN IST UNSER SCHLÜSSEL UM ABNEHMEN ZU KÖNNEN.

Doch noch ist es nicht so weit, letzte Woche haben wir über Leptinresistenz gesprochen. Ganz das gleiche Prinzip gilt auch für Insulinresistenz: Sind unsere Zellen diesem Hormon ständig ausgesetzt, so verlieren sie die Sensibilität dafür. Sie erinnern sich an unser Beispiel mit dem Nilpferdhaus? Hat sich unsere Nase erstmal an den Geruch gewöhnt, so bedarf es schon einer zusätzlichen Stinkbombe, um uns den Gestank wieder wahrnehmen zu lassen. Das Gleiche hier, hat anfangs eine geringe Menge Insulin genügt um den Blutzucker zu regulieren, so bedarf es jetzt immer mehr. Weil unsere Zellen das Signal von Insulin nicht mehr „hören“ können. Abermals haben wir es mit einem klassischem Teufelskreis zu tun: Bedingt durch eine Überflutung an Insulin entwickeln unsere Zellen Resistenz dagegen. Man darf diese Resistenz als Hilfeschrei unserer Zellen verstehen: „Ich habe genug, bin voll. Kein Platz!“ Um jetzt noch mehr hineinstopfen zu können bedarf es erhöhter Gewalt. Diese ist gleichbedeutend mit noch mehr Insulin. Ähnlich einem vollen Koffer, in dem man noch eine letzte Hose packen möchte. Und noch ein Handtuch, eine dritte Jacke. Um den Koffer überhaupt noch schließen zu können muss man sich jetzt schon mit dem ganzen Gewicht draufsetzen. So bedarf es auch immer mehr Insulin um noch mehr in die bereits volle Zelle zu packen. Noch mehr Insulin bedeutet erhöhte Insulinresistenz, erhöhte Insulinresistenz wieder noch mehr Insulin uns so weiter.

Parallel dazu steigt der Blutzuckerspiegel immer höher an, weil das Insulin nicht mehr so effizient arbeitet wie ursprünglich. Folglich kommt es zu einem Rückstau an Blutzucker, einer Überflutung. Wie zuvor erwähnt, unser Blutzuckerspiegel ist sehr eng reguliert. Eine Nuance höher nur und schon wird Pre-Diabetes und Diabetes diagnostiziert. Letzteres laut Schulmedizin unheilbar (Was falsch ist. Diabetes II ist in 99% aller Fälle heilbar. Nachdem die Ursache aber eine metabolische ist nicht mittels Medikamenten sondern einer Ernährungsumstellung).

Der ständig erhöhte Insulinspiegel im Blut bedeutet, dass unser Körper permanent auf „Speichern“ geschalten hat. Die für die Fettverbrennung notwendigen Hormone werden durchs Insulin unterdrückt. (Sie erinnern sich, Insulin ist gemeinsam mit Leptin Dirigent in diesem Orchester) Bedingt durch unsere Leptinresistenz, trotz all der Fettreserven, glaubt unser Gehirn weiterhin es liegt eine Dürrezeit vor und schüttet Hungerhormone aus. Pandämonium ? Ja. Aber eines, das sehr schnell zu reversieren ist.

Für uns entscheidend sind zwei Dinge: Was essen wir um Leptin- und Insulinsensibilität wieder herzustellen und wann essen wir. Diese Fragen nehmen wir uns nächste Woche vor, wenn wir über die 3 Makronährstoffe sprechen und deren Auswirkungen auf Insulin und Leptin.

Bis dahin alles Gute, herzlichst

Wolfgang Zingl, Primal Health Austria

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.