Zyklon über Mosambik
"Ärzte ohne Grenzen" leistete Nothilfe vor Ort

- Teodoro Vicente, Berater für psychische Gesundheit von Ärzte ohne Grenzen, erklärt, wie man psychische Probleme erkennt und wie man Zugang zu medizinischer Versorgung erhält.
- Foto: Ärzte ohne Grenzen
- hochgeladen von Anna Schmidt
Im Dezember des Vorjahres tobte der Zyklon "Chido" über Mosambik. Nicht nur wurden ganze Landstriche und Gesundheitseinrichtungen verwüstet, zahlreiche Menschen verloren ihr Leben. "Ärzte ohne Grenzen" leistete in den vergangenen drei Monaten Nothilfe auf mehreren Ebenen: von der Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung über die Bereitstellung von sauberem Wasser bis hin zur psychologischen Unterstützung.
Als Folge des Klimawandels treten in Mosambik immer häufiger extreme Wetterereignisse auf, doch etwas wie den Zyklon "Chido" haben die Menschen in Cabo Delgado noch nie erlebt. Bei den schweren Unwettern kamen mindestens 120 Menschen ums Leben und 898 wurden verletzt.
700.000 Menschen von den Folgen betroffen
Nach Angaben der lokalen Behörden sind fast 700.000 Menschen von den Folgen betroffen – mehr als die Hälfte davon in Cabo Delgado. Da 99 Prozent der Häuser zerstört wurden, sind tausende Menschen auf Behelfsunterkünfte angewiesen. Die ohnehin schon gefährdeten Menschen sind nun obdachlos und mittellos. Neben materiellen Schäden und körperlichen Verletzungen hat die Umweltkatastrophe tiefe psychische Wunden hinterlassen.

- Abudo Chuado und seine Familie.
- Foto: Ärzte ohne Grenzen
- hochgeladen von Anna Schmidt
Fragiles Gesundheitssystem
Zyklon "Chido" zerstörte zwei Gesundheitseinrichtungen in der Region komplett und beschädigte weitere acht. Die Teams von "Ärzte ohne Grenzen" konzentrierten sich zunächst auf die Aufrechterhaltung der grundlegenden medizinischen Versorgung in zwei der wichtigsten Gesundheitszentren der Provinz.
Zwischen dem 24. Dezember und dem 7. Februar führten die Hilfsteams 6.847 allgemeinmedizinische Behandlungen durch und unterstützten bei 73 Geburten. Das Logistikteam von "Ärzte ohne Grenzen" reparierte die Dächer und Latrinen der Gesundheitszentren und installierte weitere Toiletten sowie Handwaschbecken. Auch das Wasser- und Abwassersystem der Provinz wurde schwerbeschädigt. In den vergangenen drei Monaten hat "Ärzte ohne Grenzen" 85.000 Liter sauberes Wasser bereitgestellt.
"Auch wenn die akute Nothilfephase vorbei ist, bleibt es entscheidend, die humanitäre Hilfe für die Betroffenen des Zyklons fortzusetzen, damit sie ihr Leben auf eine widerstandsfähigere und würdigere Weise wiederaufbauen können",
sagt Ana Mafalda, Leiterin der Krankenpflege bei "Ärzte ohne Grenzen".
Die Angst sitzt tief
„Jede Windböe macht mir Angst. Ich fürchte, dass so etwas noch einmal passiert“,
sagt Abudo Chuado vor einem improvisierten Unterschlupf aus Stroh und Stöcken, der jetzt das Zuhause seiner Familie ist. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Gemeinde Nanguasi in der Provinz Cabo Delgado.
Wie Abudo sind Tausende Menschen durch den Verlust von Familienmitgliedern, Häusern und Lebensgrundlagen traumatisiert. Ein wichtiger Bestandteil der Hilfe von "Ärzte ohne Grenzen" ist daher die psychologische Erste Hilfe. Die Teams der Organisation haben in den vergangenen Wochen Mitarbeitende des örtlichen Gesundheitsministeriums sowie Gesundheitspersonal der Gemeinden in psychologischer Erstversorgung und Beratung geschult. Zudem wurden mehr als 300 Einzelberatungen durchgeführt und knapp 5.000 Menschen in Gruppen an verschiedenen Orten in den Bezirken Mecufi und Metuge betreut.


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