ZARA Rassismus-Report
Corona-Krise führt zu mehr Hass im Internet

Über 40 Prozent der an ZARA gemeldeten rassistischen Vorfälle sind Menschen im öffentlichen Raum widerfahren. | Foto: Pixabay/geralt
2Bilder
  • Über 40 Prozent der an ZARA gemeldeten rassistischen Vorfälle sind Menschen im öffentlichen Raum widerfahren.
  • Foto: Pixabay/geralt
  • hochgeladen von Kathrin Hehn

Richteten sich zu Beginn der Krise viele Fälle von Diskriminierung gegen Menschen chinesischer Herkunft, so werden mittlerweile vor allem Beschimpfungen gegen geflüchtete Personen gemeldet. 

ÖSTERREICH. Im Jahr 2019 gingen in der ZARA-Beratungsstelle für Betroffene und Zeugen von Rassismus 1.950 Meldungen von rassistischer Diskriminierung ein. "Diese Zahl ist nicht repräsentativ und kann lediglich als Spitze des Eisbergs herangezogen werden", sagte Dilber Dikme, Leiterin der ZARA Beratungsstellen am Mittwoch im Rahmen der Präsentation des ZARA-Rassismus Report 2019. Besonders viele Meldungen betreffen das Internet. Das habe sich umso mehr in Zeiten der Ausgangbeschränkungen aufgrund des Corona-Virus gezeigt. Im Zeitraum von 16. März bis 30. April verzeichnete die Antirassismus-Organisation 93 rassistische Diskriminierungen mit Corona-Bezug. 87 Prozent der rassistischen Fälle wurden online beobachtet.

Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen am 16. März wurden besonders Diskriminierungen gegenüber Personen, denen eine chinesische Herkunft zugeschrieben wird, gemeldet. Im späteren Verlauf änderte sich das: Gemeldete Vorfälle richteten sich vor allem gegen geflüchtete Personen (43 Prozent).

 
Die aktuelle Unsicherheit sei ein idealer Nährboden für rassistische Narrative und werde dafür genutzt, um an rassistische Stereotype anzuknüpfen und Angst zu verbreiten, sagte ZARA-Geschäftsführerin Caroline Kerschbaumer am Mittwoch. Sie kritisierte in diesem Zusammenhang eine Aussendung des Wiener FPÖ-Chefs Dominik Nepp am Dienstag. Nepp Sprach darin vom "Asylantenvirus", da steigenden Coronavirus-Zahlen auf "Asylanten" zurückzuführen seien. 

Insgesamt bezogen sich im vergangenen Jahr 1.070 Meldungen auf Rassismus im Internet. Während 35 Prozent der Fälle strafrechtlich verfolgbar sind, konnten jedoch bei 65 Prozent keine rechtlichen Schritte gesetzt werden, etwa, wenn jemand eine rassistische Privatnachricht erhält. ZARA fordert deswegen Maßnahmen auf gesetzlicher Ebene. „Betroffene von Rassismus und Hass im Netz müssen sich zur Wehr setzen können, die Menschenwürde gehört geschützt. Dafür braucht es effektiven Rechtsschutz für alle Betroffenen“, forderte Kerschbaumer. 

Umfrage

 

Zadic: Dürfen uns nicht an Alltagsrassismus gewöhnen

Anlässlich des Erscheinens des ZARA-Rassismusberichts appellierte Justizministerin Alma Zadic, sich "nicht an Alltagsrassismus zu gewöhnen". Die Zahlen würden zeigen, dass Rassismus heute wie im Gründungsjahr von ZARA 1999 ungebrochen existiere, so Zadic in einer Aussendung am Mittwoch. Rassistische Diskriminierung sei vielfältiger und durch das Entstehen von sozialen Netzwerken niederschwelliger und perfider geworden. "Wir sind also aufgerufen umso stärker dagegenzuhalten", sagte Zadic. Das Justizministerium arbeite "intensiv an rechtlichen Möglichkeiten, Hassposter rascher zu fassen und Betroffenen schneller zu ihrem Recht zu verhelfen." 

Der Rassismus Report 2019 ist bereits die 20. Ausgabe seit Gründung von ZARA im Jahr 1999. Seitdem sind insgesamt 18.090 Meldungen von Rassismus bei der Beratungsstelle eingegangen. Im Durchschnitt haben sich in den letzten 20 Jahren ein Drittel der Betroffene selbst gemeldet, zwei Drittel der Meldungen entfielen auf Zeugen. 

Quelle: ZARA Rassismus Report 2019

Hier geht es zu den Nachrichten von Mittwochvormittag:

Dieser Inhalt kann nicht angezeigt werden.
Über 40 Prozent der an ZARA gemeldeten rassistischen Vorfälle sind Menschen im öffentlichen Raum widerfahren. | Foto: Pixabay/geralt
Foto: Screenshot ZARA

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.