Naturschutz
Freigabe von Brachflächen "Katastrophe für Artenvielfalt"

Die Naturschutzorganisation sehen Bienen, andere Insekten und Tiere massiv gefährdet. | Foto: Pixabay/Photorama
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Vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit hat die EU zuletzt Biodiversitätsflächen für den konventionellen Anbau freigegeben. Die österreichische Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) begrüßte diesen Schritt. Nun warnen Naturschutzorganisationen vor einem dramatischen Verlust der Artenvielfalt.

ÖSTERREICH. Ende März gab die EU umweltgeschützte Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung frei. Aus Sicht der Naturschutzorganisationen BirdLife, Naturschutzbund, Wildbienenrat, der Dachorganisation aller heimischen Imkerinnen und Imker sowie der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 ist die Freigabe eine Katastrophe für die Artenvielfalt. Der Schritt werde Auswirkungen haben, die kaum mehr reversibel sind, warnen die Organisationen in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Laut den fünf Organisationen müsse "der Ausverkauf der Natur unverzüglich ein Ende haben, wenn wir unseren Kindern viele Tiere nicht mehr nur im Museum zeigen wollen". Sie fordern die Landwirtschaftsministerin daher zum raschen Handeln auf und appellieren, auf dem Weg einer umweltverträglichen Landwirtschaft zu bleiben.

Laut den Naturschutzorganisation gefährdet das "Einackern letzter Biodiversitätsflächen" auch die Ernährungssicherheit.  | Foto:  ÖHV/OTS
  • Laut den Naturschutzorganisation gefährdet das "Einackern letzter Biodiversitätsflächen" auch die Ernährungssicherheit.
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Blühflächen essentiell für Insekten und andere Tiere

Die Expertin vom Österreichischen Wildbienenrat, Sophie Kratschmer, hebt die Bedeutung brachliegender Flächen hervor: "Insekten spielen an der Basis der Nahrungspyramide und als oftmals hoch spezialisierte Bestäuber vieler Pflanzen eine besonders wichtige Rolle im ökologischen System." Dafür brauche es allerdings Blühflächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden, so die Bienenexpertin weiter. Stefan Mandl und Reinhard Hetzenauer von der Dachorganisation aller österreichischen Imkerinnen und Imker sorgen sich nicht nur um Honigbienen, sondern um alle Insekten, die dem Einsatz von Pestiziden zum Opfer fallen werden. Ackerbrachen und Blühstreifen seien aber nicht nur für Insekten wichtig: "Auch die Landwirtschaft profitiert von der wertvollen Bestäubungsleistung vieler Insekten", erklären die Experten. 

Neben den Insekten finden auch viele andere Tiere in den Brachen und Blühstreifen Ruhe, Nahrung und Schutz. Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife, warnt: "In Österreich ging seit 1998 ohnehin schon jeder dritte Feldvogel verloren. Brachen sind wichtige Lebensräume für Feldlerchen, Rebhühner und Grauammern." Der vermeintliche Gewinn für die Lebensmittelerzeugung sei durch die angepeilten Ausnahmeregelungen nur minimal, der Schaden für unsere eigene Lebensgrundlage jedoch immens, sagt Gábor.

"Ernährungssicherheit massiv gefährdet"

Das "Einackern letzter Biodiversitätsflächen" sei eine Scheinlösung, die die Artenvielfalt und weltweite Ernährungssicherung längerfristig massiv gefährdet, erklärt Brigitte Reisenberger, Landwirtschaftsexpertin von Global 2000. Während in den letzten Jahren nur zaghafte Reformen für eine ökologischere Landwirtschaft beschlossen worden seien, sei an den wirklichen Hebeln nicht angesetzt worden, klagt Reisenberger.

Das Opfern der Artenvielfalt für die landwirtschaftliche Nutzung sei besonders deshalb dramatisch, weil Österreich bei der Produktion von Getreide als Nahrungsmittel einen Versorgungsgrad von mehr als 100 Prozent erreiche. Alles, was darüber angebaut werde, diene als Futtermittel und Biosprit. Generell würden in der EU mehr als 70 Prozent der Agrarflächen mit der Produktion von Tierfutter blockiert werden, betonen die Naturschutzorganisationen.

Die Produktion der heimischen Landwirtschaft soll durch die Freigabe von Flächen erhöht werden.
  • Die Produktion der heimischen Landwirtschaft soll durch die Freigabe von Flächen erhöht werden.
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