Verkehrsicherheit
Jedes Zweite Unfallopfer im Fußverkehr sind Senioren
Fast 4000 Fußgänger verunglückten im Jahr 2018, davon 47 tödlich. Musikhören sowie Texten beim Gehen erhöht das Unfallrisiko um das Vierfache beziehungsweise um das Doppelte.
ÖSTERREICH. Im Durchschnitt stirbt weltweit jede Minute ein Fußgänger. Die Verkehrssicherheit hat sich zwar in Europa über die Jahrzehnte verbessert, jedoch im Verhältnis zu anderen Verkehrsmitteln gewinnt der Fußverkehr nicht an Sicherheit. Auch für Österreich bilanziert die von der Allianz Gruppe Österreich durchgeführte Studie, dass "Fußgänger bei Verkehrsunfällen eher Opfer als Täter sind". Letztes Jahr sank zwar die Anzahl der getöteten Fußgänger auf 47, doch trieb der Jahrhundertsommer die Bevölkerung in gekühlte Fortbewegungsmittel und zu den E-Scootern. Gerade neue Mobilitätstrends wie E-Scooter verursachten in anderen Länder, in denen solche Fortbewegungsmittel schon länger auf dem Markt sind, zu mehr Sturzunfällen.
Senioren häufiger Opfer
Vor allem Senioren über 65 kommen am meisten zu Schaden. Oft besitzen ältere Damen keinen Führerschein und kennen "die Fahrerperspektive des Autofahrers nicht", erklärt Studienautor Jörg Kubitzki. Außerdem können entsprechende Rückfahrwarner bei LKWs auch nicht immer das Schlimmste verhindern, weil "ältere Fußgänger gar nicht wissen, dass das Piepsen des LKWS sie betreffe und vielleicht außerdem das Gehörvermögen beeinträchtig ist", so Kubitzki.
Ablenkungsquelle Smartphone
Der Großteil der tödlich verunglückten Fußgänger passiert in der Dämmerung oder in der Nacht. Autofahrer sind zu dieser Zeit häufiger müde, alkoholisiert, und tendieren zu weniger Aufmerksamkeit. Laut der Studie ereignen sich fast ein Viertel der Fußgängerunfälle durch ein rückwärtsfahrendes Fahrzeug beim Anfahren oder Rangieren, jeder sechster Unfall in einer Parkzone.
Bereits seit mehreren Jahren zeichnet sich der Trend ab, dass die Nutzung von Smartphones zu mehr Unfällen führt. Speziell beim Musikhören steige das Risiko um das Vierfache.
Neue Maßnahmen
Gänzlich falsch ist die Annahme, alle fahrzeugtechnischen Maßnahmen ausschließlich den Fahrzeuganprall verhindern soll. Bei Tests sind die Fußgänger-Dummy selten mit dem Kopf auf das Fahrzeug geknallt, sondern der Aufprall auf den Boden führte zu den gröbsten Verletzungen. Deshalb fordert Kobitzki den Ausbau von sensorischer Fußgängererkennung, automatische Notbremsassisstänten, und die Unterdrückung ablenkender Technik (zum Beispiel Radio) beim Rückfahren. Die Bauform der Fahrzeuge wurde von den Hersteller bereits so konstruiert, dass weniger Verletzungen direkt beim Zusammenstoß geschehen.
Für Kubitzki sind "die Fußgänger die Stiefkinder des Straßenverkehrs". Er fordert mehr Geschwindigkeitsbegrenzungen, längere Grünphasen bei Ampeln und mehr Aufklärung aller Verkehrsteilnehmer, denn "4000 verletzte und in manchen Jahren bis zu 70 getötete Fußgänger in Österreich können und dürfen nicht einfach hingenommen werden".
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Die Quelle: Allianz Studie zur Fußgängersicherheit
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