Geschätzte Dürreschäden 100 Mio. Euro
Landwirtschaft und Seen in Gefahr

Die Experten Dürreschäden in der Landwirtschaft von rund 100 Millionen Euro. Das endgültige Schadensausmaß kann erst Mitte September ermittelt werden. | Foto: Christian Rabl
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Steigende Temperaturen, wenig Niederschlag und Bodenversiegelung tragen zu Dürre und dessen Folgen zu. Das bestätigt in einem Pressgespräch Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur, und Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung.

ÖSTERREICH. Die Erderwärmung macht sich in den letzten Jahren immer mehr bemerkbar. Diesen Sommer hat man dies besonders im Osten und Süden Österreichs gemerkt anhand von ausbleibender Niederschlag, mehrere Hitzetage und ausgetrocknete Seen.

Dürreschäden von 100 Mio. erwartet

Besonders im Osten und Süden Österreichs ist dieses Jahr von massiven Dürreschäden betroffen. Die Schäden kann man heute nur schätzen, da die Ernte erst im Herbst ist. Jedoch erwarten die Experten Dürreschäden in der Landwirtschaft von rund 100 Millionen Euro. Das endgültige Schadensausmaß kann erst Mitte September ermittelt werden. Weinberger erklärt im Pressegespräch:

"Wir hatten grundsätzlich eine gute Getreideernte, da es dafür ausreichend Niederschläge gab. Anders ist die Situation bei den Herbstkulturen wie Mais, Sojabohnen, Kürbis, Kartoffeln, Sonnenblumen und dem Grünland. Insbesondere im Osten und Süden Österreichs rechnen wir mit erheblichen Ernteausfällen."

Dürreschäden nehmen zu. In den 80ern Jahren ist alle zehn Jahre eine Dürre aufgetreten. Heute treten Dürreereignisse durchschnittlich jedes zweite Jahr auf.

"So entstand in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der Dürre ein Gesamtschaden von mehr als einer Milliarde Euro.",

erzählt Weinberger.

Dürreschäden in der Landwirtschaft war am höchsten im Jahr 2018 mit 230 Millionen Euro. | Foto: Österreichische Hagelversicherung
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Große Hitze und kleiner Niederschlag

Viele Hitzetage, wenig Niederschlag und steigende Versiegelung sind Grund der Dürre. Besonders die Hitze ist ein großes Problem. Die Zahl der Tropentage, Tage mit mindestens 30 Grad Celsius, steigt. In den 80er und 90er Jahren gab es noch zwischen drei und zwölf Hitzetage. Alleine dieses Jahr hatten wir durchschnittlich 23 Hitzetage in Österreich, in Wien sogar 34 Tage. Und der Sommer ist noch nicht zu Ende.

Niederschlagsdefizit von 11. Juni bis 11. August 2022: Besonders im Osten und Süden Österreichs ist ein erheblicher Niederschlagsdefizit. | Foto: Österreichische Hagelversicherung
  • Niederschlagsdefizit von 11. Juni bis 11. August 2022: Besonders im Osten und Süden Österreichs ist ein erheblicher Niederschlagsdefizit.
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Der Niederschlag ist in Osten und Süden Österreichs um rund 50 Prozent weniger als die Jahre davor, so die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, kurz ZAMG.

"Von Beton können wir nicht abbeißen"

Die landwirtschaftliche Produktion wird durch die rasante Zubetonierung der Agrarflächen massiv gefährdet. Alleine in den letzten 25 Jahren wurden in Österreich 150.000 ha Agrarflächen verbaut, das entspricht einer Größe der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Weinberger und Habersack sagen zu der Versiegelung:

"Die zunehmende Versiegelung führt aber nicht nur dazu, dass Agrarflächen für die Produktion von heimischen Lebensmitteln verloren gehen. Versiegelter Boden geht als Wasser- und Kohlenstoffspeicher verloren, wodurch Überschwemmungsschäden zunehmen, da der Regen nicht mehr ins Grundwasser absickern kann. Hinzu kommt der Aspekt, dass gleichzeitig versiegelte Flächen Hitze stärker aufnehmen, speichern und wieder abgeben. Versiegelter Boden ist auch Mitverursacher eines sinkenden Grundwasserspiegels durch eine Verhinderung der Grundwasserneubildung."

Viele Hitzetage, wenig Niederschlag und steigende Versiegelung sind Grund der Dürre, so Helmut Habersack (links) und Kurt Weinberger (rechts). | Foto: Österreichische Hagelversicherung
  • Viele Hitzetage, wenig Niederschlag und steigende Versiegelung sind Grund der Dürre, so Helmut Habersack (links) und Kurt Weinberger (rechts).
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Es muss ein Umdenken her, um immer stärker auftretenden Überschwemmungsereignissen als auch die Austrocknung von Seen, Flüssen und Agrarflächen einzuschränken. Kurt Weinberger betont nochmals:

"Ein Land mit immer weniger Böden ist, wie ein Mensch mit immer weniger Haut – nicht überlebensfähig. Und von Beton können wir nicht abbeißen."

Sinkenden Fluss- und Grundwasserspiegel

Die extreme Wettersituation führt zu einem sinkenden Grundwasserspiegel und gefährdet damit Österreichs Seen und Flüsse. So erreicht etwa der Neusiedler See seinen niedrigsten Wasserstand seit 1965 und der benachbarte Zicksee ist fast vollständig ausgetrocknet. In Podersdorf liegt der Wasserstand in der Bucht bei 20 bis 30 Zentimeter. Hafenmeister von Podersdorf Peter Frankl erzählt, dass schon die Hälfte der Boote aus dem Wasser sind.

Auch die Versiegelung von Flächen führt zur Reduktion der Grundwasserneubildung zu.

"Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist ein Rückbau von Flüssen und Feuchtgebieten sowie die Reduktion des Bodenverbrauchs notwendig. Wasser könnte so länger in der Landschaft gehalten werden, was wiederum auch der Reduktion des Hochwasserrisikos dient, da Überflutungsflächen erhalten bleiben beziehungsweise zurückgewonnen werden.",

so Helmut Habersack im Gespräch.

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