Hamsterkäufe
Österreicher deckten sich in der Krise mit Kohl und Konserven ein
Der Lebensmittelhandel verzeichnete rund um den "Corona-Lockdown" rund 30 Prozent mehr Umsatz.
ÖSTERREICH. In den vergangenen Wochen landeten bedingt durch den Ausbruch der Corona-Pandemie besonders viele Produkte im Einkaufswagen. Die Österreicher deckten sich mit haltbaren Lebensmitteln ein, wie die Agrarmarktanalyse der AMA für das erste Quartal 2020 zeigt. Die Einkäufe von 2.800 Haushalte wurden dafür ausgewertet. Rund um den "Lockdown" (Woche 11) Mitte März gab es rund 30 Prozent mehr Einkaufsmengen und Umsatz.
Kohlgemüse feiert Renaissance
Heruntergebrochen auf die einzelnen Wochen startete der Zuwachs bereits mit Märzbeginn. "Mit dem ersten Gefühl der Unsicherheit füllten viele Haushalte ihre Grundvorräte auf", so die AMA. Mit der Ankündigung der Ausgangsbeschränkungen Mitte März machten die Österreicher richtige Großeinkäufe. Ein echter Verkaufsschlager waren Kohlgemüse, Trockensuppen, Dosenravioli, und Tiefkühlprodukte. Auch Fertiggerichte zählten zu den Top-Sellern im ersten Quartal (plus 20 Prozent). Die AMA führt das darauf zurück, dass diese Produkte von Menschen gekauft wurden, die nicht mit frischen Zutaten kochen können oder möchten. Stark nachgefragt wurden auch Reis, Eier und Milch bzw. Milchpulver.
Besondere Haushalte mit jungen Menschen und solche mit älteren, berufstätigen Personen, die normalerweise häufig außer Haus essen, deckten sich mit Grundvorräten ein. "Dabei haben Haushalte mit niedrigem Einkommen ebenso gehamstert wie solche mit höheren Verdiensten, sie waren aber weniger ausgabenfreudig", hieß es von der AMA.
Gastronomie fehlt als wichtiger Abnehmer
Zurück ging hingegen der Anteil an Lebensmittel, die in Aktion gekauft wurden. Den Menschen gehe es "in Zeiten der Hamsterkäufe weniger um Preis und Aktionen, sondern um Versorgungssicherheit", erklärte Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing. Gedämpft war auch die Fleischnachfrage – laut AMA, weil es weniger Familienfeiern oder Grillpartys gab. Auch Fruchtjoghurts und Milchmischgetränke verzeichneten ein weniger starkes Plus.
Trotz der vielfach angespannten Situation blieben auch die Bio-Anteile auf konstantem Niveau. Nur bei Eiern gab es einen nennenswerten Rückgang. Das lag laut AMA möglicherweise daran, dass in den Wochen 11 und 12 kaum Bio-Eier in den Supermärkten verfügbar waren. Konsumenten seien froh gewesen, überhaupt Eier zu bekommen, so Blass. Der Ein-kauf beim Bauern konnte hingegen um mehr als zwanzig Prozent zulegen, auch Bauernmärkte und Fleischhauer profitieren vom neuen Einkaufsverhalten.
Trotz der Zuwächse im Lebensmitteleinzelhandel fehlte die Gastronomie als wichtiger Abnehmer. Denn knapp ein Viertel der Umsätze bzw. Wareneinsätze entfallen normalerweise auf die Gastronomie und Hotellerie. "Besonders betroffen war Frischfleisch, denn knapp die Hälfte des Fleisches wird außer Haus konsumiert", so die AMA.
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