Brauchtum Adventkranz
Wieso wir im Advent Kerzen an einem Kranz anzünden

Wenn es nach exotischen Gewürzen duftet und Kerzen flackern, ist der Advent nicht mehr weit. Der Adventkranz findet sich bei vielen zu Hause. | Foto: Pixabay/Gellinger (Symbolbild)
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  • Wenn es nach exotischen Gewürzen duftet und Kerzen flackern, ist der Advent nicht mehr weit. Der Adventkranz findet sich bei vielen zu Hause.
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Der Lockdown sowie die kalten Novembertage, an denen es schon früher dunkler wird, führen dazu, dass wir vermehrt Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Ein Lichtblick ist dafür die bevorstehende Adventzeit, für viele die „schönste Zeit des Jahres“. Diese wird durch das Aufstellen des Adventkranzes eingeläutet und mithilfe dessen stimmen sich nicht nur Christen Jahr für Jahr auf Weihnachten ein. Für die meisten Österreicher ist das adventliche Gesteck mit vier Kerzen aus den Wohnzimmern nicht mehr weg zu denken. Doch woher stammt dieser Brauchtum? Werden wir den Advent 2020 aus einer anderen Perspektive sehen?

ÖSTERREICH. "Der Adventkranz ist ein christliches Symbol und begleitet die Adventzeit. Advent (lat.) heißt Ankunft und steht für das Kommen des Erlösers in die Welt, woran zu Weihnachten erinnert wird," sagte die Kirchenhistorikerin Uta Heil im Gespräch mit den Regionalmedien (RMA). Die vier Kerzen markieren die Adventssonntage und symbolisieren mit der anwachsenden Zahl das Kommen des Lichts. Doch dauerte die Adventzeit nicht immer vier Wochen. Früher begann sie schon am Martinstag (11.11.). Seit dem Frühmittelalter hat sich aber allmählich die kürzere Adventzeit mit vier Sonntagen durchgesetzt. Wichtig ist, dass mit dem 1. Advent auch das Kirchenjahr beginnt.

Wer ist der Erfinder des Adventkranzes? Das Tannengrün, Kerzenlicht und Kranz, sind als Symbole nicht neu, gibt die Professorin für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien zu Bedenken, aber ihre Kombination zum Adventkranz sowie ihre Verbindung mit der vorweihnachtlichen Adventzeit ist eine Entwicklung des 19. Jahrhunderts. Als Erfinder gilt der lutherische Theologe Johann Hinrich Wichern. Der Pfarrer gründete im 19. Jahrhundert in Hamburg das "Rauhe Haus", ein Heim für Kinder aus Hamburger Elendsvierteln. Um denen das Warten auf das Weihnachtsfest leichter zu machen, erfand er den sogenannten „Wichernkranz“: einen Holzreif mit vier großen und mindestens 18 kleinen Kerzen. Dieser hing im Bettsaal des Waisenhauses. 

Adventkranz mit 24 Kerzen

"Die unterschiedliche Zahl der kleinen Kerzen rührt daher, dass die Adventzeit unterschiedlich lang sein kann: Während der 25.12. ein festes Datum ist bei wechselndem Wochentag, sind die Adventsonntage, wie der Name besagt, Sonntage bei wechselndem Datum. So ist der erste Advent frühestens am 27. November, spätestens am 3. Dezember, in diesem Jahr 2020 am 29. November. Daher kann Weihnachten frühestens an einem Montag oder spätestens an einem Sonntag nach dem 4. Advent stattfinden", erklärt Heil. 

Dieser erste Adventskranz hatte nur entfernt Ähnlichkeit mit dem, was wir heute unter einem ordentlichen Adventskranz verstehen.
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Ab wann wir Tannenzweige zum Dekorieren des Adventkranzes verwendeten haben, sei nicht mehr genau nachweisbar. Vermutlich ging es einher mit der Reduktion des Kranzes von über 20 auf die 4 Kerzen der Adventsonntage, als man begann, einen kleineren Kranz auf den Tisch zu legen. Einen Kranz mit Tannenzweigen zu schmücken passt überdies gut mit dem bereits bekannten Weihnachtsbaum zusammen. 

Der Adventkranz geht also auf einen Protestanten zurück, dessen Erfindung sich weiter nach Süddeutschland vor allem im städtischen Raum bei wohlhabenderen protestantischen Familien nachweisbar verbreitete und schließlich dann auch nach dem Ersten Weltkrieg Einzug in katholisch geprägten Regionen fand. "Es gibt also nicht einen evangelischen und einen katholischen Adventskranz – er könnte sich daher sogar gut als ökumenische Gemeinsamkeit deuten lassen", findet Heil. 

"Pandemie ist keine Strafe Gottes"

Welche Bedeutung hat der Advent-(Kranz) gerade in diesem Corona-Jahr? "Es wäre zu einfach und theologisch nicht tragbar, die Pandemie einfach als Strafe Gottes oder Gottes Geißel für menschliche Sünden zu deuten", so die Wissenschafterin. Diese Vorstellung entspräche nicht der christlichen Vorstellung der Erlösung und würde die Schwelle überspringen, dass Gott dem Menschen auch unerklärbar und unverfügbar bleibt.

Nichtsdestotrotz regt die Adventzeit zum Nachdenken an: "Der Adventskranz weist darauf hin, dass man durchaus auch mal länger auf etwas warten muss". Nicht alles ist immer und überall verfügbar. Gerade die Quarantänezeit ist ja eine Zeit, in der die Menschen darauf warten, dass diese wieder endet. Deshalb sollten wir uns auch ein wenig im Verzicht üben, denn die Adventzeit ist eigentlich eine Zeit der Vorbereitung, also eine Zeit des Fastens, der persönlichen Einkehr und Besinnung, meint Heil. Heuer ist die allgemeine Kritik am Konsumrausch in der Adventzeit allgegenwärtig, auch wenn die Bestrebungen, das Weihnachtsgeschäft nicht vollends zu Erliegen zu bringen, offensichtlich sind. Eine Rückbesinnung auf das eigentliche Anliegen der Adventzeit könnte laut Heil aber dabei helfen, den Restriktionen auch etwas Positives abzugewinnen. 

Du hast auch einen Adventkranz zu Hause? Dann schick uns doch dein schönstes Adventkranz-Bild und teile es mit uns! oesterreich.red@regionalmedien.at

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Wenn es nach exotischen Gewürzen duftet und Kerzen flackern, ist der Advent nicht mehr weit. Der Adventkranz findet sich bei vielen zu Hause. | Foto: Pixabay/Gellinger (Symbolbild)
Dieser erste Adventskranz hatte nur entfernt Ähnlichkeit mit dem, was wir heute unter einem ordentlichen Adventskranz verstehen.

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