Interview mit Margarete Schramböck
3D-Druck als eigenes Lehrfach

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) über die Zukunft der Lehre. | Foto: Markus Spitzauer
2Bilder
  • Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) über die Zukunft der Lehre.
  • Foto: Markus Spitzauer
  • hochgeladen von Mag. Maria Jelenko-Benedikt

Margarete Schramböck, Ministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, im Gespräch mit den Regionalmedien Austria (RMA) über Lehre der Zukunft.

RMA: Wird durch den verlängerten Lockdown der bisher erfolgreich verlaufene "Lehrlingsbonus" verlängert?
Margarete Schramböck: Insgesamt haben diesen Bonus über 12.000 Unternehmen beantragt und es wurden bereits fast 46 Millionen Euro ausbezahlt. Mit dem Lehrlingsbonus konnten wir über 23.000 Lehrstellen sichern. Mir war es wichtig, dass wir besonders junge Menschen und Ausbildungsbetriebe in dieser Krise unterstützen. Im Moment evaluieren wir den Lehrlingsbonus. Bis Ende März ist es jedoch noch möglich, den Bonus für die Übernahme von Lehrlingen aus der Überbetrieblichen Lehrausbildung zu beantragen.

Gibt es schon mehr Details zur geplanten Pflegelehre? Wenn ja, wie sehen die Rahmenbedingungen aus?
Unser Ziel ist, die Pflegelehre in Österreich schnellstmöglich anzubieten. Gerade in unserem Nachbarland Schweiz hat sich gezeigt, dass die Lehre gut angenommen wird, dort ist sie einer der beliebtesten Lehrberufe. In einer ersten Phase plädiere ich für eine Pilotphase, hier gibt es einige Bundesländer, die sich anbieten würden.

Können Sie bitte konkreter werden?
Die Details zur Pflegelehre werden zur Zeit gemeinsam mit dem Bildungsministerium und dem Gesundheitsministerium diskutiert, unter Einbeziehung der Sozialpartner. Ich trete für eine Pflegelehre mit altersspezifischen Ausbildungsinhalten ein, eine Variante für Jugendliche und eine für Erwachsene. Denn die Anforderungen an die Lehrlinge im Bereich Pflege sind sehr groß und gehen auch mit psychischen und physischen Belastungen einher. Man muss hier gut aufpassen, junge Menschen nicht zu überfordern.

Welche Lehre hat in Österreich besondere Zukunftschancen bzw. welche Skills sollten sich junge Menschen aneignen?
Eine Lehre ist mit Sicherheit immer eine gute Ausbildung mit Zukunft. Wir sehen jedoch, dass gerade im IT-Bereich Fachkräfte fehlen und stark nachgefragt sind. Für mich ist daher essentiell, dass wir neue und interessante Angebote in diesem Bereich schaffen. Coding oder eCommerce-Kaufmann/Kauffrau sind gute Beispiele, die sehr gut angenommen werden. Auch im Umweltbereich wird es viele Chancen geben. Gleichzeitig wird es auch unumgänglich sein, dass wir bestehende Lehrberufe umbenennen, oftmals ist der Inhalt ganz spannend, der Name des Lehrberufs weckt aber kein Interesse.

Deutschland hat den klassischen "Meister" durch den "Bachelor Professional" ersetzt, um die Lehre weiter aufzuwerten. In Österreich im Sinne der grenzüberschreitenden Einheitlichkeit denkbar?

In Österreich ist der Meister im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) auf Stufe 6 eingestuft, was der Stufe des Bachelors entspricht und seit vergangenem Jahr ist es auch möglich, den Meister als Titel in seinen Dokumenten anzuführen. Das war ein bewusster und längst überfälliger Schritt, um die Lehre aufzuwerten. Was mir besonders wichtig ist, sind die Themen der Weiterbildung und der Durchlässigkeit. Daher werden wir mit der Dachmarke "Höhere Berufsausbildung" einen attraktiven Rahmen für Berufsbildungsangebote schaffen, der auch die Durchlässigkeit hin zur Hochschule erleichtern wird. Es geht da-#+rum, jungen Leuten zu zeigen, welche unterschiedlichen Karrierechancen die Lehre bietet.

Welche neuen Lehrberufe bzw. Reformen im Bereich Lehre sind in Österreich sonst noch angedacht?

Ein neues Lehrberufspaket mit sechs neuen und modernisierten Lehrberufen ist bereits auf den Weg gebracht worden. Hervorzustreichen ist hier insbesondere der Lehrberuf Mechatronik, für den in Zukunft auch ein Spezialmodul 3D-Druck angeboten wird. Grundsätzlich überarbeiten wir laufend unsere Lehrberufe. In Vorbereitung sind zusätzlich noch Lehrberufe aus den Bereichen Umwelttechnik, Fotografie, Metalltechnik oder Restauration. Gut ausgebildete Fachkräfte werden immer gebraucht und es ist besonders in herausfordernden Zeiten wichtig, künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das notwendige Rüstzeug durch eine optimale Ausbildung mitzugeben.

Auch wenn die Entscheidung nicht in Ihr Ressort fällt: Ist die Einführung des vom Handelsverband geforderte Aufbaulehrgangs "eCommerce-FachwirtIn" nach der gut eingeführten eCommerce-Lehre (250 Anmeldungen bisher) für Sie vorstellbar?
Für mich ist die Lehre keine Einbahnstraße, daher stehe ich allen Möglichkeiten, sich weiterzubilden und neue Chancen für den Karriereweg ergreifen zu können, immer positiv gegenüber. In diesem Fall handelt es sich jedoch eigentlich um ein hochschulpolitisches Thema, das in der Verantwortung des Bildungsministeriums liegt.

So sollen digitale Fähigkeiten in der Lehre gefördert werden
Schramböck: Kaufhaus Österreich statt Amazon
Lehre: das Image wird besser
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) über die Zukunft der Lehre. | Foto: Markus Spitzauer
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck im Gespräch mit RMA-Chefredakteurin Maria Jelenko | Foto: Markus Spitzauer

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.