"Mir ging die Kraft aus"
Gesundheitsminister Rudolf Anschober tritt zurück

Mit brüchiger Stimme gab ein merklich trauriger Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) seinen Rücktritt bekannt.
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  • Mit brüchiger Stimme gab ein merklich trauriger Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) seinen Rücktritt bekannt.
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Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) tritt nach 462 Tagen im Amt zurück. Bei einer „persönliche Erklärung“ am Dienstag, den 13. April 2021 um 9.30 gab er seine Entscheidung bekannt. Anschober war zuletzt immer wieder aufgrund von Krankenständen ausgefallen. Der 60-Jährige war seit  Jänner 2020 Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Anschobers Nachfolger soll schon am Montag angelobt werden.

ÖSTERREICH. Ein merklich trauriger Gesundheitsminister Rudolf Anschober spricht mit brüchiger Stimme: „Es ist erst 15 Monate her, dass ich eine sehr schöne, herausfordernde Tätigkeit aufgenommen habe. Ich habe meine Funktion mit einer großen Freude übernommen. Doch es erscheint mir, es waren nicht 15 Monate sondern 15 Jahre.“ Anschober spricht über die Pandemie: Die Arbeit des Gesundheitsministeriums sei für Außenstehende schwer zu verstehen gewesen. Es habe Verantwortung, aber auch zum Teil Überlastung gebracht. Anschober spricht von Populismus und Parteitaktik, aber trotz Fehlern sagt er, viel sei richtig gelaufen in den vergangenen Monaten seiner Amtszeit.

Morddrohungen, Polizeischutz

Anschober gibt bekannt, dass er sei November unter Polizeischutz gestanden hatte, denn es gab und gibt heute noch zahlreiche Morddrohungen. "Das waren Morddrohungen gegen meine Person, aber auch gegen mir nahestehende Personen." Er bedankt sich bei den Mitarbeitern der Cobra. Doch die Quellen seiner Energie seien dadurch zum Versiegen gekommen.

"Habe praktisch durchgearbeitet"

„Die Pandemie hat auch mein Leben verändert, ich hab versucht, alles zu geben, habe mit aller Kraft Verantwortung übernommen, ich bin einer von vielen, aber der, der die Hauptverantwortung übernehmen musste", so Anschober. Und weiter: "Ich habe 14 Monate praktisch durchgearbeitet, dabei habe ich mich überarbeitet."

"Muss sich für Krankheiten nicht schämen"

"Seit wenigen Wochen fühle ich mich nicht mehr voll fit", sagt Anschober: "Mir ist die Kraft ausgegangen, ich habe Kreislaufprobleme bekommen, meine Blutdruck ist gestiegen, ebenso der Blutzucker, dazu kam ein beginnender Tinnitus, typische Überlastungsprobleme. Ich hatte einen Kreislaufkollaps erlitte, ich bin bewusst öffentlich damit umgegangen, denn niemand muss sich für Krankheiten schämen.“

"Habe kein Burnout"

Anschober betont: "Ich habe keine Burnout, ich hatte schon vor Jahren eines, und ich weiß, wie sich das anfühlt. Da würde ich hier nicht mehr stehen können. Ich bin einfach überarbeitet, das ist alles. Die Kreislaufprobleme sind wieder gekommen, vor einer Woche am Dienstag hatte ich erneut eine Kollaps, da merkte ich, ich muss die Notbremse ziehen, die Ärzte rieten mir zur Schonung und einer Auszeit." 

"Republik braucht fitten Minister"

Anschober weiter: "Ich bin daher zum Entschluss gekommen, die Republik braucht einen hundertprozentig fitten Gesundheitsminister, das bin ich nicht. Die Pandemie macht keine Pause, daher kann auch der Minister keine Pause machen. Ich will mich nicht kaputt machen, daher habe ich mich entschieden, zurückzutreten.“ Er habe weiterhin vor der Regierung mit seinen Erfahrungen und Kompetenzen zur Seite zu stehen. Außerdem wolle er seinen Traum, seinen ersten politischen Roman zu schreiben, ins Auge fassen. Die Geschäfte wird Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) übernehmen, am Montag soll der neue Gesundheitsminister angelobt werden.

Mückenstein als Nachfolger?

Laut unbestätigten Meldungen könnte die Wahl auf den Allgemeinmediziner und grüne Funktionär in der Wiener Ärztekammer Wolfgang Mückstein fallen. Als weitere Kandidaten werden die Patientenanwältin Sigrid Pilz, Ex-Grünen-Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner sowie die grüne Salzburg-Stadträtin Martina Berthold gehandelt.

Gesundheitlich angeschlagen

Anschoben befand sich zuletzt erneut seit über einer Woche im Krankenstand. Grund dafür waren „Kreislaufprobleme“. Bereits Anfang März war der Gesundheitsminister etwa eine Woche krankheitsbedingt ausgefallen. Noch am 4. April postete er via Facebook Zuversichtliches: "Ich sehe auch in dieser herausfordernden Situation in Österreich vieles, das mich hoffnungsvoll stimmt..."

Rudolf Anschober (60) war seit Jänner 2020 Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz in der Bundesregierung Kurz. Seine politische Karriere startetet der Volksschullehrer aber in Oberösterreich, wo er als Landesrat Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung war. 

Vom Volksschullehrer zum Gesundheitsminister

Anschober, er gilt als ausgesprochener Naturliebhaber und Hundefan, wurde 1960 in Wels (Oberösterreich) geboren. Er absolvierte die Pädagogische Akademie in Salzburg und arbeitete von 1983 bis 1990 als Volksschullehrer. 1990 zog er für die Grünen in den Nationalrat ein. Im Parlament war er als Verkehrs-, Sicherheits- und Atomsprecher der Grünen tätig. Aufsehen erregte er mit der damaligen Grünen-Bundessprecherin Madeleine Petrovic etwa zum Thema "Mochovce-Geheimbericht" im Jahr 1995 oder bei seiner Teilnahme am Protestcamp der Gegner des Kraftwerkprojekts Lambach in Oberösterreich 1996. Von 1997 bis 2003 fungierte Anschober als Abgeordneter im Oberösterreichischen Landtag, danach war er bis 2015 Umwelt- und Energie-Landesrat von Oberösterreich.

Erstes Burnout 2012

Ende 2012 fiel er aber wegen eines Burnouts drei Monate aus. Ab 2015 war Anschober unter neuer Oberösterreich-Regierung wieder Umwelt- und dieses Mal auch Integrationslandesrat. Am 7. Jänner 2020 wurde der 60-Jährige dann am Höhepunkt seiner Karriere als Gesundheitsminister in der ÖVP-Grünen-Regierung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt. Zwei Monate später, im März 2020, musste sich Anschober der härtesten Aufgabe stellen, mit der sich je ein Gesundheitsminister in der zweiten Republik konfrontiert sah: Der Beginn der Corona-Pandemie.

Umfragewerte sanken

Als „Krisenmanager“ führte der Österreich durch die Corona-Krise, was ihm vorerst viel Popularität einbrachte. Doch Pannen bei der Kommunikation sowie bei Verordnungen ließen seine Beliebtheit rasch sinken. Am 13. April 2021 gab Anschober nach einem neuerlichen krankheitsbedingten Ausfall seinen Rücktritt bekannt.

Anschobers Initiativen

Im Jahr 2018 startete Anschober die Initiative „Ausbildung statt Abschiebung“. Ziel war es, nach dem deutschen Modell „3plus2“ Lehrlinge während ihrer meist dreijährigen Ausbildung und der ersten beiden vollen Arbeitsjahre nicht abzuschieben. Seine Initiative wird sowohl von Unternehmen als auch von Prominenten unterstützt.

Anschober als Buchautor

Anschober schrieb auch Bücher: 2007 erschien „Die Klimarevolution. So retten wir die Welt“ (2007, gemeinsam mit Petra Ramsauer), 2011 erschien „Das grüne Wirtschaftswunder: Wie die Energierevolution funktioniert und wie jeder davon profitiert“.

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