Gewerkschaft warnt
Im September drohen Klassen ohne Lehrer

Die Lehrergewerkschaft geht nicht davon aus, dass im kommenden Schuljahr alle Stunden gehalten werden können.  | Foto: Adobe Stock/BalanceFormCreative
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Die Lehrergewerkschaft befürchtet, dass im kommenden Schuljahr nicht alle Stunden gehalten werden können, da der Personalmangel weiter zunimmt. Der Bildungsminister widerspricht der Kritik des obersten Lehrergewerkschafters. Er ist zuversichtlich, dass alle Klassen besetzt werden können.

ÖSTERREICH. Zuerst hatte Polaschek angekündigt, alle Unterrichtsstunden können im kommenden Schuljahr angeboten werden. Die Lehrergewerkschaft bewerte diese Aussage als "illusorisch".  Der Personalmangel an Schulen ist ein ernstes Problem, das sich in den letzten Jahren verschärft hat, warnte der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). Schon im Schuljahr 2022/23 konnten an vielen Schulen nur mit großem Aufwand und vielen Provisorien alle Stunden gehalten werden. In Wien gab es im Winter 2022/23 über Monate Probleme, für alle Volksschulklassen fixes klassenführendes Personal zu finden.

Protestmaßnahmen bis hin zum Streik

Die Stärke des Personalmangels an Österreichs Schulen wird von einer Reihe von Faktoren abhängen, darunter die Zahl der Lehramtsstudierenden und Quereinsteiger, die von Bildungsministerium und Ländern ergriffenen Maßnahmen sowie die Reaktion der Lehrergewerkschaft. Die Pflichtschullehrergewerkschaft hat bereits Anfang Juli 2023 eine Resolution verabschiedet, in der sie die Bildungspolitik auffordert, Maßnahmen gegen den Personalmangel, mehr Unterstützungspersonal, weniger Bürokratie und einen Stopp praxisuntauglicher Reformen zu ergreifen. Wenn die Bildungspolitik nicht reagiert, droht die Gewerkschaft mit Protestmaßnahmen bis hin zum Streik.

Die bisherigen Maßnahmen des Bildungsministeriums reichen Kimberger jedenfalls nicht. | Foto: Symbolbild: Gabriele Paar/Privatschulen der Erzdiözese Wien
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Mehr Personal und Geld

„Wir müssen endlich wirksam und nachhaltig auf die extremen Situationen in unseren Schulen reagieren“, sagte Lehrervertreter Kimberger. „Wir brauchen mehr Personal, wir brauchen weniger Bürokratie und wir brauchen Reformen, die in der Praxis funktionieren.“ Die bisherigen Maßnahmen des Bildungsministeriums reichen Kimberger jedenfalls nicht. Es brauche neue Sekretariatskräfte, Schulsozialarbeiter und -psychologen, aber die Länder wollen nicht zahlen, obwohl es über den Finanzausgleich möglich sei. Auch die Gehälter für Lehr- wie Unterstützungspersonal müssten angehoben werden. Diese sind für ihn nicht mehr konkurrenzfähig, in Regionen wie Vorarlberg oder an der Grenze zu Bayern drohe die Abwanderung ins Nachbarland. 

Die Wiedereinführung einer eigenen Ausbildung in Sonderpädagogik sei zudem dringend notwendig. Seit der Reform 2015 gibt es stattdessen einen Schwerpunkt Inklusion. Dieser Schwerpunkt ist jedoch nicht ausreichend, um den hohen Bedarf an Sonderpädagogen zu decken. Derzeit gibt es höchstens für 2,7 Prozent der Pflichtschüler, die wegen körperlicher oder psychischer Einschränkung spezielle Unterstützung im Unterricht benötigen, zusätzliche Mittel über den Finanzausgleich. 

Der Bildungsminister widerspricht der Kritik. Er ist zuversichtlich, dass alle Klassen besetzt werden können. | Foto: Maximilian Karner
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Polaschek zuversichtlich

„Aufgrund der aktuellen Datenlage und den Vergleichswerten der Vorjahre kann davon ausgegangen werden, dass auch heuer der Lehrkräftebedarf gedeckt werden kann“, sagt Polaschek auf „Presse“-Anfrage. Und das, obwohl es markante Unterschiede zwischen den Bundesländern gebe. So haben Niederösterreich und das Burgenland bereits vermeldet , dass sie den Bedarf decken können. In Wien ist das hingegen noch offen. Doch der Minister ist optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, dass auch das gelingen wird“, sagt er.

Bei der Forderung der Lehrergewerkschaft, eine eigene Ausbildung für Sonderpädagogik wiedereinzuführen, winkt Polaschek hingegen ab. Zwar gebe es in diesem Bereich einen großen Bedarf, für die Rückkehr zu einer eigenen Ausbildung gebe es aber keinen Konsens in der Koalition.

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