Hilfsorganisationen entsetzt
Innenminister plant Zelte für Flüchtlinge

Hilfsorganisationen sprechen von einer selbst verursachten "Verteilungskrise" im Asylwesen. | Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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  • Hilfsorganisationen sprechen von einer selbst verursachten "Verteilungskrise" im Asylwesen.
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Innenminister Gerhard Karner hat angekündigt, dass Flüchtlinge in Zukunft in Zelten untergebracht werden sollen. Das sorgt vor allem bei Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz für heftige Kritik. Sie sprechen von menschenunwürdigen Zuständen. 

ÖSTERREICH. Geflüchtete Menschen sollen in Zukunft in Zelten untergebracht werden, falls die Bundesländer nicht schnell genug andere Quartiere zur Verfügung stellen. Das hat Innenminister Gerhard Karner am Donnerstag angekündigt. Der Aufbau der Zelte beginnt nun schon dieses Wochenende, teilte die Bundesbetreuungsagentur (BBU) am Freitag mit. Die Zelte werden auf Grundstücken in Bundesbesitz aufgestellt und die Menschen dort bleiben in Bundesbetreuung. Erste Standorte gibt es in Kärnten, Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich. 

Großquartiere sind voll

Die BBU betreibt 27 Großquartiere in ganz Österreich mit Ausnahme von Vorarlberg. Sie alle sind komplett oder beinahe ausgelastet - täglich kommen etwa 100 Geflüchtete dazu. Die Länder übernehmen viel weniger Menschen, als eigentlich vorgesehen wäre. Ein Treffen der Landesleute zu diesem Thema ist ohne konkretes Ergebnis zu Ende gegangen. Und daher erhöht Innenminister Karner nun den Druck:

„Wir müssen ganz klar, und das ist das klare Ziel, Obdachlosigkeit verhindern. Und daher bedarf es entsprechender zusätzlicher Quartiere in allen Teiles des Landes und wir werden auch zum Teil Zelte benötigen, um das auch sicherzustellen.“

Zelte für Menschen mit "geringer Bleibewahrscheinlichkeit"

Laut Innenministerium sollen in den Zelten vor allem jene Menschen untergebracht werden, die eine "geringere Bleibewahrscheinlichkeit" haben. Also etwa Asylsuchende aus Indien oder Tunesien, die in den letzten Monaten vermehr nach Österreich kommen. Frauen, Kinder und Familien kommen in feste Unterkünfte. Bei Hilfsorganisationen wie der Caritas, der Diakonie und dem Roten Kreuz sorgt das für heftige Kritik. Michael Opriesnig, Generalsekretär des Roten Kreuzes:

„Wir sind als Rotes Kreuz selbstverständlich bereit, in der Unterbringung und Versorgung von geflüchteten Menschen zu helfen. Allerdings meinen wir schon, dass diese Hilfe unter bestimmten Mindeststandards erfolgen sollte und die sollten wir bitte auch in Österreich nicht unterschreiten.“

Appell an die Politik

Zelte würden da nicht dazugehören, so Opriesnig. Vor allem im Winter sei das in Österreich keine optimale Lösung. Er fordert Bund, Länder und die Gemeinden dazu auf, noch einmal Gespräche miteinander zu führen. Denn: Es handle sich dabei vor allem um ein Verteilungsproblem, dass nur politisch gelöst werden könne.

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