Urlaub vom eigenen Auto machen
Im Trend: Klimafreundlich in die Sommerfrische

„Eine intakte Umwelt ist die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Tourismus", so Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds:  "Wir können also gar nicht anders, als auf die Umwelt zu achten und durch eine nachhaltige Energie- und Mobilitätswende zu erhalten." | Foto: Pixabay
  • „Eine intakte Umwelt ist die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Tourismus", so Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds: "Wir können also gar nicht anders, als auf die Umwelt zu achten und durch eine nachhaltige Energie- und Mobilitätswende zu erhalten."
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„Die Reise in den Urlaub soll klimafreundlich möglich sein”, so Umweltministerin Gewessler. 300 Millionen Euro sind als Investition geplant, um das österreichische Verkehrsnetz auszubauen und touristische Orte besser anzubinden. Vorrangig geht es darum, das Angebot im Nahverkehr zu verbessern. Gut so, bis dato fahren die Österreicher noch immer zu 83 Prozent mit dem eigenen Pkw auf. Eine aktuelle Studie stellt fest, dass rund acht Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen aus dem weltweiten Tourismus stammen. Maßgeblich für diesen negativen Einfluss ist allen voran der durch den Tourismus induzierte Verkehr.

ÖSTERREICH. Häufig ist es einfach die Gewohnheit, die einem Verkehrsmittelwechsel entgegensteht. Daher ist es umso wichtiger, Erfahrungen im Umgang mit alternativen Mobilitätsangeboten zu sammeln, um eventuelle Berührungsängste abzubauen. Durch Elektroautos, E-Bikes, E-Roller, Fahrradtaxis, Pferdekutschen, Fähren, Nostalgiebusse, Rikschas können diese innovativen Mobilitätslösungen ein Teil des gesamten Ferienerlebnisses werden. Zahlreiche Regionen haben bereist vorbildhaft gehandelt. So etwa die Initiative "Mit den Öffis in die Sommerfrische – Die 'Last Mile'-Lösung" in Kärnten: Die „letzte Meile“ – also das Erreichen des Quartiers – sowie die Fortbewegung innerhalb der Destination sind wichtige Aspekte: Für die klimafreundliche Sommerreise nach Kärnten und eine entspannte Anreise zur Unterkunft gibt es den „Bahnhof-Shuttle – der Last Mile Service“. Die einfache Buchbarkeit über die Website (www.bahnhofshuttle.at) senkt die „Zugangsschwelle“ deutlich. 

Alpine Perlen
Auch die "Alpine Pearls-Gemeinden" in Österreich, konkret in Hinterstoder, Mallnitz, Neukirchen am Großvenediger, Weissensee, Werfenweng, bieten „sanften Urlaub“ an und verbinden ökologisches Handeln und Tourismus äußerst erfolgreich. Der Urlaub ohne eigenes Auto steht dabei im Mittelpunkt des Konzepts und wird in den Mitgliedsorten zum besonders erholsamen Ferienerlebnis. Alpine Pearls bietet eine Mobilitätsgarantie sowohl für die An- und Abreise als auch vor Ort. Neben dem öffentlichen Nahverkehr sorgen Shuttle-Taxis, Elektroautos und – Fahrräder sowie Pferdekutschen für umfassende Bewegungsfreiheit. Zudem bieten viele Perlen sanft-mobile Pauschalen und Zusatzleistungen wie Verbundkarten für den Nahverkehr („Mobilcard“).
Verschiedene attraktive Angebote rund um Spaß- und Freizeitmobilität erwarten die Gäste wie Wandern, Nordic Walken, Mountainbiken, Lama-Trekking und vieles mehr. Die Alpinen Perlen schaffen kontinuierlich neue Bereiche, in denen sich Fußgänger wohlfühlen – frei von Verkehr, Abgasen und Lärm in Parkanlagen, in autofreien Seitentälern und ortsnahen Spaziergebieten. Sie bieten vollen Service rund um Urlaubsmobilität mit persönlicher Beratung zu Themen wie Reservierungen und Buchungen. Kurzum: Alpine Pearls liefert innovative Ideen und engagierte Lösungsvorschläge für einen klimafreundlichen alpinen Tourismus. Neben einem umfangreichen Angebot an sanft-mobilen Erlebnisarrangements setzen auch immer mehr alpine Perlen auf den Einsatz erneuerbarer Energien.

Qualitätsversprechen für verantwortungsvolles Reisen
Die Mitgliedsorte setzen sich für die Bewahrung der regionaltypischen, ästhetischen Ortsbilder mit alpinem Charakter ein und fördern alpine Kultur und Traditionen. Zu den Hauptaufgaben des Vereins zählen die Überprüfung der Einhaltung der Kriterien, der Erfahrungsaustausch zwischen den Destinationen und die Organisation eines gemeinsamen Marketingauftrittes. Zusätzlich werden Projekte zur Förderung von nachhaltigem Tourismus und umweltfreundlicher Mobilität entwickelt. Im Alpenraum entsteht eine Gruppe attraktiver Urlaubsorte für Gäste, die kein eigenes Auto haben oder das Auto im Urlaub nicht benutzen möchten.

Treibhausgasemissionen gestiegen
Der Flugverkehr ist besonders klimaschädlich. Dieser hat im Vorjahr in Österreich mit rund drei Millionen Tonnen so viele Treibhausgase ausgestoßen wie noch nie zuvor, so der VCÖ. Die Emissionen sind damit im Vergleich zum Jahr 2018 um rund 14 Prozent gestiegen. Durch die COVID-19 Pandemie ist der Flugverkehr um rund 90 Prozent gesunken. Österreicher machten zuletzt rund 3,2 Millionen Geschäftsreisen pro Jahr,  die Hälfte davon mit dem Flugzeug, weist der VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin. 45 Prozent machen einmal im Jahr eine Flugreise oder seltener. Und nur 18 Prozent der Bevölkerung sind Vielflieger: 15 Prozent fliegen mehrmals im Jahr, zwei Prozent mehrmals im Monat und ein Prozent mehrmals die Woche.

Klimafonds kürt Vorreiter-Destinationen
„Eine intakte Umwelt ist die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Tourismus", so Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds:  "Wir können also gar nicht anders, als auf die Umwelt zu achten und durch eine nachhaltige Energie- und Mobilitätswende zu erhalten. Mit dem Schwerpunktprogramm ‚KEM Tourismus‘ möchten wir anhand einer Vorreiter-Destination zeigen, dass sich Klimaschutz und Fremdenverkehr gegenseitig befruchten und anderen Regionen zeigen, dass nachhaltiger Tourismus machbar ist.“  Der Klima- und Energiefonds sucht im Rahmen seines Programmes „Klima- und Energie-Modellregionen (KEM)“ in Kooperation mit dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) eine Tourismus-Vorzeigeregion, die besonders vorbildliche und ambitionierten Klimaschutzprojekte umsetzen möchte. Unter den neun Einreichungen für die Ausschreibung „KEM Tourismus“ wurden Regionen aus Kärnten, Salzburg und Tirol ausgewählt, die jetzt ein konkretes Umsetzungskonzept entwickeln. Im Herbst 2020 ermittelt eine Jury die Gewinnerregion. „Österreich ist ein Tourismusland mit jährlich 150 Millionen Nächtigungen. Dadurch erwirtschaften wir 16 % unseres Bruttoinlandsprodukts. Unsere wunderschöne Natur ist einer der Gründe, warum so viele Menschen nach Österreich kommen", so Maria Patek, Spitzenbeamtin im Ministerium für Tourismus und Nachhaltigkeit: "Um diesen bedeutenden Wirtschaftszweig nachhaltiger zu gestalten, unterstützen wir Tourismusregionen, die ambitionierte Projekte in Sachen Klimaschutz umsetzen.“ Der Klima- und Energiefonds  hat österreichische Regionen aufgerufen, an der Ausschreibung „KEM Tourismus“ teilzunehmen. Gesucht wird eine Region, die umfassende und ambitionierte Maßnahmen im Bereich Klimaschutz setzt. Gefragt sind Maßnahmen in den Bereichen Gebäude, Energieeffizienz, Tourismuskonsum und Ressourcenverbrauch sowie Erneuerbare Energie in der Tourismusinfrastruktur. Vor allem aber der Mobilitätsbereich ist gerade auch im Tourismus ein Schlüsselsektor. Für die Umsetzung stehen Mittel von einer Million Euro zur Verfügung.

Drei Regionen in drei Bundesländern
In der ersten Stufe musste ein niederschwelliges Konzept eingereicht und zehn Maßnahmen skizziert werden. Neun Regionen haben sich beworben. Eine Jury wählte drei Anträge aus, die in einer zweiten Stufe ein konkretes Umsetzungskonzept mit detaillierten Maßnahmen entwickeln werden:

  1. Karnische Region, das Gebiet Nassfeld/Pressegger See, Weißensee/Lesachtal (2,2 Mio. Nächtigungen)
  2. Zell am See/Kaprun (2,8 Mio. Nächtigungen)
  3. Ötztal (4,2 Mio. Nächtigungen)

Klima- und Energiefonds Geschäftsführer Ingmar Höbarth: „Es ist großartig, dass drei Regionen in drei verschiedenen Bundesländern im Finale stehen. Alle drei sind bedeutende Tourismusregionen und schaffen große Wertschöpfung im ländlichen Raum. Wir dürfen gespannt sein, welche Umsetzungskonzepte sie vorlegen und welcher Plan die Jury im Herbst 2020 am meisten überzeugt. Als Vorbild wird die Gewinnerregion mit Sicherheit auch andere Tourismusgebiete animieren, Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen – das ist im Sinne der Umwelt und der Wirtschaft.“  Ziel von KEM Tourismus es, diese Region sowohl national als auch international als Vorzeigeregion für klimafreundlichen Tourismus zu etablieren und damit in weiterer Folge die Bemühungen anderer Akteure zu bestärken.

Klimavolksbegehren für nachhaltigen Tourismus
"Beim Urlaub geht es meist um den gefühlten Abstand zum Alltag und der kann auch in nahe gelegenen Urlaubsorten aufkommen. Beim klimafreundlichen Reisen geht es um drei Fragen: wo mache ich Urlaub, wie komme ich dort hin und wie verbringe ich die Zeit dort. Viele schöne Seen, Berge, Flüsse und Almen liegen nahe und sind gut mit dem Zug erreichbar. Dort kann man schwimmen, Rad fahren, wandern oder einfach entspannen", so Katharina Rogenhofer vom Klimavolksbegehren: "Wichtig ist aber auch hier: klimafreundliches Reisen wird uns nicht immer leicht gemacht. Deshalb braucht es auch politische Maßnahmen, wie ein gut ausgebautes und leistbares Zugnetz." Bezogen aufs Klima spielt  laut Rogenhofer beim nachhaltigen Reisen das Flugzeug wohl die größte Rolle: "Fernreisen per Flugzeug machen zwar nur 6 Prozent der Reisen aus, sind aber für 20 Prozent der Treibhausgasemissionen der Tourismusbranche verantwortlich. Bei einem zweiwöchigen All-Inclusive-Urlaub in Mexiko werden für zwei Personen durch An- und Abreise, sowie Unterkunft, Verpflegung und Aktivitäten vor Ort etwa 7.218 Kilogramm CO2 ausgestoßen.  Und im internationalen Durchschnitt verursacht eine Reise etwa 250 Kilogramm CO2." Rogenhofer präsentiert Zahlen über Deutschland, die jedoch auch für Österreich ihre Gültigkeit haben:

  1. • 70 Prozent der Deutschen würden gern nachhaltiger Reisen – aber nur 7 Prozent tun es auch.
  2. • 15 Deutsche Touristen erzeugen etwa einen Arbeitsplatz in Entwicklungs- und Schwellenländern.
  3. • 51 Prozent der deutschen Urlauber bevorzugten im Jahr 2017 ein Reiseziel, das eher oder möglichst weit weg von zu Hause ist. Nur 15 Prozent präferierten einen Urlaubsort, der nah oder möglichst nah an ihrer Heimat liegt.
  4. • 75 Prozent der Deutschen ist ein respektvoller Umgang mit der Landeskultur bei einer nachhaltigen Reise besonders wichtig. (Quelle: https://www.careelite.de/tourismus-statistiken-fakten-urlaubsreisen/)

Infos zur Eintragungswoche zum Klimavolksbegehren:

Wer das Klimavolksbegehren unterstützen will, hat dazu jetzt die Möglichkeit: Mittels Unterschrift in der Eintragungswoche im Gemeindeamt bzw. Magistrat oder per Handysignatur. Die Eintragungswoche für das Klimavolksbegehren findet vom 22.-29. Juni 2020 statt.

Zum Klimavolksbegehren:

Das Klimavolksbegehren ist eine überparteiliche Initiative für mutige Klimapolitik in Österreich. Als unabhängige Stimme fordern wir gemeinsam BürgerInnen und anderen Organisationen die Politik auf zu handeln – für eine lebenswerte Zukunft. Mittlerweile gibt es über 500 Menschen in allen Bundesländern, die sich für das Klimavolksbegehren engagieren. Unsere Forderungen haben wir gemeinsam mit ExpertInnen aus der Klimawissenschaft, Umwelt-NGOs und anderen Organisationen ausgearbeitet.  Mehr dazu finden Sie auf unserer Website: www.klimavolksbegehren.at

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