KV-Verhandlung
Metaller: Einigung oder "massive Ausweitung der Streiks"

Nachdem die Metaller von Montag bis Mittwoch landesweite Warnstreiks durchgeführt haben, steht am Donnerstag die fünfte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern bevor. Beide Seite zeigen sich weiterhin kämpferisch – sollte man jedoch keine Einigung erzielen können, werden die Streiks deutlich ausgeweitet, warnen die Gewerkschaften. | Foto: Rene Keferböck
30Bilder
  • Nachdem die Metaller von Montag bis Mittwoch landesweite Warnstreiks durchgeführt haben, steht am Donnerstag die fünfte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern bevor. Beide Seite zeigen sich weiterhin kämpferisch – sollte man jedoch keine Einigung erzielen können, werden die Streiks deutlich ausgeweitet, warnen die Gewerkschaften.
  • Foto: Rene Keferböck
  • hochgeladen von Felix Aschermayer

Nachdem die Metaller von Montag bis Mittwoch landesweite Warnstreiks durchgeführt haben, steht am Donnerstag die fünfte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern bevor. Beide Seite zeigen sich weiterhin kämpferisch – sollte man jedoch keine Einigung erzielen können, werden die Streiks deutlich ausgeweitet, warnen die Gewerkschaften. Mit dem Handel steht am Donnerstag eine weitere Branche vor schweren Kollektivvertragsverhandlungen.

ÖSTERREICH. Die vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) 2024 der Metalltechnischen Industrie waren am vergangenen Donnerstag, 2. November, nach einem achtstündigen Ringen als gescheitert erklärt worden. Von Wien bis nach Vorarlberg wurden daher von Montag bis Mittwoch in rund 400 Betrieben Betriebsversammlungen und erste Warnstreiks abgehalten. Eine Einigung könnte sich trotz dieser Kampfmaßnahme auch am Donnerstag als schwer gestalten, schließlich zeigt sich im Vorfeld keine Seite dazu bereit, weit von den eigenen Forderungen abzuweichen.

Von 6.30 bis etwa 11 Uhr wird die Triester Straße stadtauswärts gesperrt. | Foto: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
  • Von 6.30 bis etwa 11 Uhr wird die Triester Straße stadtauswärts gesperrt.
  • Foto: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
  • hochgeladen von Antonio Šećerović

Vorstellungen liegen weit auseinander

Zu Beginn der Herbstlohnrunde legten die Arbeitnehmervertreter von PRO-GE und GPA ihre Forderungen von einem Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent vor. Bereits zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass sich die KV-Verhandlungen heuer als besonders schwierig gestalten werden, da die Arbeitgeberseite dies – angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Branche – als "überzogen und unrealistisch" bezeichnete.

Im Laufe der Verhandlungstage legten die Arbeitgeber schließlich zwei Angebote vor: Beim ersten sollten die Metaller ein plus von zehn Prozent – aufgeteilt auf zwei Jahre – sowie zwei mal 750 Euro als Einmalzahlung erhalten. Das zweite Angebot umfasste eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 8,42 Prozent. Hierbei sah die Arbeitgeberseite eine Erhöhung der Entgelte um 2,5 Prozent sowie einen monatlichen Fixbetrag von 100 Euro vor. Zudem wurde eine Einmalzahlung von 1.050 Euro angekündigt.

Findest du, dass die Gewerkschaften zu viel verlangen?

"Voodoo-Mathematik" und "Schnittlauch am Butterbrot"

Die Gewerkschaften zeigten sich von den beiden Angeboten nur wenig begeistert: "Das Arbeitgeber-Angebot ist Voodoo-Mathematik und liegt weit unter der Teuerungsrate. Wir kämpfen für einen fairen Abschluss", verkündete PRO-GE-Chefverhandler Reinhold Binder bei der Betriebsversammlung der Wiener Aufzugsfirmen am Montag. Auch von den Einmalzahlungen hält die Arbeitnehmerseite nicht viel. Diese seien bestenfalls "Schnittlauch am Butterbrot", hieß es dazu bereits im September. 

Einigung oder "massive Ausweitung der Streiks"

Donnerstag Mittag steht nun nach der Warnstreikwelle die fünfte Verhandlungsrunde in der Wirtschaftskammer Österreich bevor. Binder kündigte in einer Aussendung bereits am Mittwoch an, dass die Metaller bereits seien, die Streiks deutlich auszuweiten, sofern man keine Einigung erzielen könne:

"Die Kampfbereitschaft ist hoch. Es liegt nun an den Arbeitgebern ein neues Angebot zu legen, dass die Teuerung der Vergangenheit berücksichtigt und damit für uns auch verhandelbar ist. Nur so lässt sich eine Ausweitung der Streiks abwenden. Wir stehen jedenfalls für ernsthafte Verhandlungen auf Augenhöhe bereit, auch wenn es die ganze Nacht dauern sollte."

Beim Warnstreiks bei der voestalpine zeigten sich die Gewerkschaften kämpferisch. | Foto: Rene Keferböck
  • Beim Warnstreiks bei der voestalpine zeigten sich die Gewerkschaften kämpferisch.
  • Foto: Rene Keferböck
  • hochgeladen von Felix Aschermayer

"Rezession lässt sich nicht wegstreiken"

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, bezeichnete bereits die Warnstreiks, die "während einer Rezession, in der die Unternehmen um Aufträge kämpfen und viele von ihnen bereits Arbeitsplätze abbauen müssen" als unverantwortlich. Streiks würden die Betriebe nur zusätzlich belasten, zudem verlieren auch die Streikenden Geld, da Streiks und Betriebsversammlungen nicht als Arbeitszeit gelten und daher auch nicht vergütet werden, erklärte Knill.

Eine Lösung könne nur am Verhandlungstisch gefunden werden und dazu müssten sich beide Seiten bewegen, so der Obmann der Branche: "Wir sind auf die Gewerkschaften zugegangen, sie aber gehen lieber auf die Straße und machen Stimmung. Das ist gerade in diesen aufgeheizten Zeiten nicht zielführend". Nun liege es am Donnerstag auch an den Gewerkschaften, ihre Forderungen abzustufen, wie Knill im "Ö1 Morgenjournal" betonte:

"In vielen Aussendungen und Sagern der Gewerkschaften haben wir schon gehört, dass es ihnen primär um die rollierende Inflation geht, die ja nicht 11,6 Prozent beträgt, sondern deutlich niedriger ist. Es wird schon mal ein erster Schritt sein, wenn sie von den 11,6 Prozent deutlich nach unten – nämlich auf die 9,6 Prozent – gehen."

Die Verhandlungen am Donnerstag könnten sich lange ziehen.  | Foto: WordSkills
  • Die Verhandlungen am Donnerstag könnten sich lange ziehen.
  • Foto: WordSkills
  • hochgeladen von Christoph Gaigg

Zweite Verhandlungsrunde im Handel startet

Auch für die rund 430.000 Angestellten und Lehrlinge im Handel finden am Donnerstag KV-Verhandlungen statt. Nachdem die erste Verhandlungsrunde am 24. Oktober ohne eine Einigung beendet worden war, fanden von 2. bis einschließlich 8. November Betriebsversammlungen in mehr als 250 Betrieben in ganz Österreich statt. Helga Fichtinger, Verhandlungsleiterin der GPA, zeigte sich in einer Aussendung mit dem Ergebnis der Maßnahme zufrieden: 

"Die Beteiligung an den Versammlungen mit einer durchwegs kämpferischen Stimmung gibt uns viel Rückenwind für die Verhandlungen. Unser Forderungsprogramm, das voll aufrecht bleibt, erfuhr große Unterstützung. Die Erwartungshaltung der Beschäftigten ist groß, nachdem sie im vergangenen Jahr enorm viel geleistet haben".

Am Donnerstag findet die zweite Verhandlungsrunde im Handel statt. | Foto: Shutterstock / Halfpoint
  • Am Donnerstag findet die zweite Verhandlungsrunde im Handel statt.
  • Foto: Shutterstock / Halfpoint
  • hochgeladen von Maximilian Karner

Die Gewerkschaft forderte zuletzt einer Erhöhung der Gehälter um 11 Prozent, mehr Urlaub und eine Diskussion über eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung. Die Arbeitgeberseite verwies hingegen auf rückläufige Verkaufszahlen, ein konkretes Angebot wurde aber noch nicht vorgelegt. Fichtinger erwarte sich nun "ein ernsthaftes und faires Angebot der Arbeitgeber". Diese müssten ihre Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und auch der gesamten Wirtschaft wahrnehmen, so die Chefverhandlerin: "Es geht es um den Erhalt des Lebensstandards und um die Stärkung der Kaufkraft von fast einer halben Million Menschen". 

Das könnte dich auch interessieren:

Aufzugsmonteure legten auf Triester Straße Arbeit nieder
Warnstreik bei der voestalpine
Die Metaller in Tirol streiken

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.