Wifo-Studie
So wird Green Care Motor für regionale Entwicklung

Landwirtschaftsministerin Köstinger auf Besuch in einem Green Care Betrieb. | Foto: BMLRT
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Im Auftrag des Vereins Green Care Österreich hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) in einer Studie erhoben, wie sich die Beschleunigung sozialer Dienstleistungen in der Landwirtschaft auf die bäuerlichen Familienbetriebe und Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region auswirkt. Fazit: Durch Green Care entstehen nicht nur viele Arbeitsplätze, auch die regionale Wertschöpfung wird gestärkt.

ÖSTERREICH. Auf 113 Betrieben, von denen 58 Green Care zertifiziert sind, wurden im Vorjahr 170 Green Care Dienstleistungen angeboten. 39 der 58 Betriebe haben an der WIFO-Studie  teilgenommen. 

Green Care steht allgemein für Interaktionen zwischen Mensch, Tier und Natur. Der Verein Green Care Österreich bildet gemeinsam mit den neun Landwirtschaftskammern Österreichs das Kompetenznetzwerk für die Entwicklung und Umsetzung von innovativen Green Care- Dienstleistungen auf aktiven bäuerlichen Familienbetrieben, mit dem Ziel, Green Care als neue Sparte der Diversifizierung und damit als neue Einkommensmöglichkeit nachhaltig zu etablieren.
Somit wird der land- und forstwirtschaftlicher Betrieb zum sozialpolitischen Akteur und ermöglicht Wertschöpfung und Arbeitsplätze in seiner Region.

Hohes Potential an Green Care-Gemeinschaften

Das Angebot ist ideal für Bäuerinnen und Bauern, die auf ihren Höfen gesundheitsfördernde, pädagogische und soziale Angebote schaffen, für Sozialträger mit eigener Land- und Forstwirtschaft oder Interesse an Kooperationen mit bäuerlichen Familienbetrieben, Gemeinden, die mit wohnortnahen sozialen Dienstleistungen die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger steigern oder Regionen, die sich für den Erhalt der kleinstrukturierten Land- und Forstwirtschaft und die Sicherung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum engagieren. 

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger: „Soziale Dienstleistungen ‚aus der Region für die Region‘ haben großes Potenzial und sind die Zukunft! Die WIFO Studie belegt, dass Green Care Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Lebensqualität in unsren Regionen schafft. Green Care ist damit auch eine wichtige Säule in der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik.“ 

Green Care als wesentlichen Bestandteil unserer Regionen

In den 39 Betrieben, die bis 2019 9,2 Millionen Euro investiert haben, sind 568 Arbeitsplätze mit Green Care verbunden, die regionale Wertschöpfung dadurch beträgt insgesamt 11,3 Millionen Euro. Zusätzlich sind bei acht der 39 Green Care-Betriebe 106 Personen mit Behinderungen sinnvoll beschäftigt im Rahmen des zweiten Arbeitsmarktes. Im Jahr 2019 entstanden durch Green Care-Dienstleistungen nahezu 10.000 Kundenkontakte auf den untersuchten 39 Betrieben.

Das Gütesiegel weist Green Care Betriebe aus | Foto: lk

Familienfreundlichkeit erhöhen

„Unser Ziel muss sein, Leben am Land und die Arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft zu attraktiveren. Indem Bauernhöfe flexible Angebote der Kinder- und Altenbetreuung schaffen, erhöhen wir die Familienfreundlichkeit der Regionen, unterstützen die Erwerbstätigkeit von Frauen am Land und bremsen somit die Abwanderung“, so Köstinger. Laut Franz Sinabell, WIFO, sind 
die regionalwirtschaftlichen Effekte von Green Care sind "beachtlich". 

Rund zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung leben am Land. Vor allem für berufstätige Frauen entscheiden oftmals Kinder- und Altenbetreuungsangebote darüber, ob eine Gemeinde als Wohnort in Frage kommt oder nicht. Insgesamt gibt es in Österreich 1,3 Mio. Kinder im Alter von bis zu 14 Jahren. Weitere 1,7 Mio. Menschen sind 65 Jahre oder älter. 115.000 Personen haben eine Demenzerkrankung. Viele dieser Menschen benötigen eine intensive Betreuung und stellen ihre Angehörigen vor tägliche Herausforderungen. Green Care kann mit Naturnähe und vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten Menschen aller Altersgruppen aufblühen lassen und ihre Familien in der Folge erheblich entlasten. Positiv ist dabei die Tatsache, dass bereits vorhandene Infrastruktur genützt wird und neue Arbeitsplätze entstehen.

Green Care – Beispiele in den Regionen

Erholung suchen, Gesundheit finden - Green Care Auszeithof
Energie tanken durch Erholung in der Natur? Die Interaktion mit Tieren und Pflanzen kommt der Gesundheit zugute und ist ein Ausgleich für belastende Faktoren unserer schnelllebigen Zeit. Ob präventive Auszeit bei beruflichem Stress oder neue Impulse für die eigene Gesundheitskompetenz: Beim Green Care Auszeithof wird der gesamte Bauernhof zum Gesundheitsort.

Wohnortnah & flexibel betreuen - Green Care Demenzhof
Erinnerungen wecken beim Füttern von Tieren, bei der Gartenarbeit oder einem Waldspaziergang? Am Green Care Demenzhof werden ältere Menschen individuell, wohnortnah und flexibel betreut. Die regelmäßigen Stunden am Hof fördern die körperliche und geistige Aktivität der Besucherinnen und Besucher und entlasten auch deren Angehörige.

Mit Pflanzen Wohlbefinden säen - Green Care Gartenhof
Wohlbefinden durch Säen, Pflanzen oder Ernten? Menschen mit besonderen Bedürfnissen, ältere Menschen oder Kinder und Jugendliche können sich bei Tätigkeiten im Garten kreativ ausleben und durch die positiven Wirkungen der Natur an Lebensqualität gewinnen.

Mit Tieren Entwicklung fördern - Tiergestützte Intervention am Hof
Schaf, Esel, Alpaka oder Huhn als Co-Therapeuten oder -Pädagogen unterstützen Bäuerinnen und Bauern mit zusätzlich Grundberufen aus dem Bildungs-, Coaching-, Gesundheits- oder Sozialbereich bei ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen.

Mit Tieren Freizeit gestalten - Tiererlebnis am Hof
Jung und Alt genießen Erlebnisaktivitäten rund um den Bauernhof und Bauernhoftiere. Bei Ferienangeboten, Tiererlebnisnachmittagen sowie Hofführungen erleben Kinder, Jugendliche, Familien sowie Seniorinnen und Senioren den Bauernhof mit allen Sinnen.

Natur erfahren, Bildung erleben - Bildung am Hof
Naturnahe Bildung für Jung und Alt etwa zu den Themen Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen von „Schule am Bauernhof“, freizeit- und erlebnispädagogische Angebote rund um Stall und Hof oder unterwegs mit Waldpädagoginnen und Waldpädagogen – der Bauernhof bzw. der Wald ist ein ganz besonderer Bildungsort!

Perspektiven schaffen, Selbstwert stärken - Arbeit und Beschäftigung am Hof
Mit der Hand arbeiten, umgraben, pflanzen, ernten oder beim Füttern der Tiere helfen. Bauernhöfe bieten eine Vielzahl an Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, die je nach den Bedürfnissen der Zielgruppe angepasst werden können. Es geht z.B. um sinnvolle Tagesstruktur für Menschen mit Behinderung oder arbeitsmarktpolitische Angebote für erwerbslose Personen.

In Gemeinschaft fürs Leben lernen - Wohnen und Begleitung am Hof
Ob Jugend-WG oder für Menschen mit Behinderung – Wohnangebote auf Bauernhöfen, die in Kooperation mit Sozialträgern geführt werden, bieten ein naturnahes Lebensumfeld, das individuelle Entwicklungen fördert.

Würdevoll und aktiv alt werden - Pflege und Betreuung am Hof
Das Heu riechen, Kontakt zu Tieren haben, an den alltäglichen Arbeiten am Hof teilnehmen. Der Bauernhof bietet ein familiäres Umfeld, das zur Aktivität animiert. Ganz besonders auch für ältere Menschen. Egal ob Betreutes Wohnen, Senioren-WG oder Tageszentrum.

Bewusstsein stärken, Kompetenzen steigern - Gesundheit und Prävention am Hof
Bäuerinnen und Bauern mit Grundberufen im Gesundheitsbereich kombinieren ihr Fachwissen mit den Ressourcen ihrer Höfe: Tiere werden im Rahmen der Psycho- oder Physiotherapie eingesetzt, der Garten wird zum ergotherapeutischen Übungsraum und Lebens- und Sozialberatung wird mit naturpädagogischen Angeboten unterstützt.

Mit der Natur gemeinsam wachsen - Kinderbetreuung am Hof
Verantwortung für Tiere übernehmen, das Gemüse für die Jause aus dem Garten holen, teilhaben am bäuerlichen Leben – das bieten Kindergärten und flexible Betreuungsangebote am Hof.

Ressourcen aktivieren, Potentiale entfalten - Reittherapie/Reitpädagogik am Hof
Bäuerinnen und Bauern mit entsprechenden Zusatzqualifikationen nutzen auf ihren Green Care-Betrieben die positiven Wirkungen von Pferden. Sie bieten für Menschen jeden Alters freizeitpädagogischen Aktivitäten mit Pferden oder die verschiedenen Formen des therapeutischen Reitens, wie zum Beispiel Hippotherapie, Integratives Reiten, Ergotherapie mit Pferd oder Heilpädagogisches Voltigieren.

Mehr als Sozialromantik

Einige der befragten Betriebe bieten übrigens mehr als eine Green Care Dienstleistung an. Die Dienstleistungenbzw. Angebote der teilnehmenden Betriebe verteilen sich wie folgt:

• Auszeithof: 5%
• Tiergestützte Intervention: 29%
• Bildung am Hof: 18%
• Arbeit und Beschäftigung: 16%
• Wohnen und Begleitung am Hof: 11%
• Pflege und Betreuung am Hof: 4%
• Gesundheitsförderung und Prävention: 12%
• Kinderbetreuung am Hof: 5%

„Die WIFO-Studie zeigt deutlich, Green Care ist mehr als Sozialromantik. Die Studie bestätigt die wichtige Rolle, die unsere Bäuerinnen und Bauern im Bereich der sozialen Dienstleistungen bereits jetzt spielen und künftig vermehrt spielen werden. Green Care schafft für unsere bäuerlichen Familienbetriebe oft ein zweites Standbein und trägt dazu bei, dass die kleinstrukturierte Landwirtschaft erhalten bleibt", sagt Köstinger.

Details zur Studie unter: www.greencare-oe.at

Geballte Green Care-Kompetenz in Gaming

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