Brauereiverband
Steuersenkung auf Bier und mehr Flaschenpfand gefordert

Trotz hoher Inflation, verändertem Konsumverhalten und dem "Gasthaus-Sterben" konnte die heimische Bierbranche im vergangenen Jahr ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielten, wie der Verband der Brauereien Österreichs am Montag bekannt gab. In den kommenden Jahren soll die gehobene Gastronomie und alkoholfreies Bier zunehmend als Markt gewonnen werden.  | Foto: Shutterstock / TSViPhoto
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  • Trotz hoher Inflation, verändertem Konsumverhalten und dem "Gasthaus-Sterben" konnte die heimische Bierbranche im vergangenen Jahr ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielten, wie der Verband der Brauereien Österreichs am Montag bekannt gab. In den kommenden Jahren soll die gehobene Gastronomie und alkoholfreies Bier zunehmend als Markt gewonnen werden.
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Trotz hoher Inflation, verändertem Konsumverhalten und dem "Gasthaussterben" konnte die heimische Bierbranche im vergangenen Jahr ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielten, wie der Verband der Brauereien Österreichs am Montag bekannt gab. In den kommenden Jahren soll die gehobene Gastronomie und alkoholfreies Bier zunehmend als neue Märkte gewonnen werden. Die Einführung der neuen 0,33l-Mehrwegflasche nahm der Verband als Anlass, um eine Erhöhung des Pfands auf klassische 0,5l-Bierflaschen zu fordern. Zudem sprach sich Schwarz für die Senkung der Biersteuer aus. 

ÖSTERREICH. Im Nach-Pandemiejahr 2022 verzeichnete die heimische Bierbranche das Jahr mit dem "höchsten Bierausstoß seit den 1990er Jahren", trotz eines Rückgangs im vergangenen Jahr zeigte sich der neue Obmann des Verbands der Brauereien, Karl Schwarz, im Rahmen der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz mit den erzielten Ergebnissen zufrieden: 

"2023 war ein schwieriges Jahr, das von einer historisch hohen Inflation und einer Veränderung der Absatzmärkte sowie Konsumzurückhaltung geprägt war. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte können wir mit den Ergebnissen zufrieden sein."

Im Vorjahr belief sich der Gesamtausstoß (Bier inklusive alkoholfreiem Bier und Exporte) auf 9,98 Millionen Hektoliter. Der Inlandsabsatz machte dabei 8,55 Millionen Hektoliter aus, die Exporte beliefen sich auf 1,43 Millionen Hektoliter.

Florian Berger, Geschäftsführer des Brauereiverbands (links) und Karl Schwarz, neuer Obmann des Verbands der Brauereien (rechts) | Foto: Bierland Österreich - Kurt Keinrath
  • Florian Berger, Geschäftsführer des Brauereiverbands (links) und Karl Schwarz, neuer Obmann des Verbands der Brauereien (rechts)
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"Schieflage bei Biersteuer muss begradigt werden"

Trotz des "mehr als soliden Ergebnisses" machen sich zunehmend gewisse Entwicklungen bei den Konsumentinnen und Konsumenten bemerkbar, so Schwarz. So seien etwa ein bewussterer Umgang mit Alkohol sowie der demografisch-ethnische Wandel in der Gesellschaft eine "Realität, der sich die Brauer stellen müssen". 

Darüber hinaus kämpfen die österreichischen Brauereien nach wie vor mit einer hohen Kostenbelastung, die nicht eins zu eins an Handel und Gastronomie weitergegeben werden kann. So erklärte Schwarz, dass sich die hohen Gehalt- und Lohnabschlüsse der letzten zwei Jahren, die in Summe ein Plus von 15 Prozent gebracht haben und von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern "gerne mitgetragen" wurden, aber dennoch "auf den Bierpreis durchschlagen" würden. Der Verbandsobmann appellierte daher an die Politik, die Schieflage bei der Biersteuer "zu begradigen" und diese auf die Hälfte zu senken. Sie sei im Vergleich zu den Nachbarländern und zu anderen alkoholischen Getränken "deutlich zu hoch" und treibe den Bierpreis zusätzlich. 

Hat sich dein Bierkonsum aufgrund der Teuerung verändert?

Wirtshaussterben bereitet Brauereien Kopfzerbrechen

"Sorge und Kopfzerbrechen" bereitet dem Verband auch der "unübersehbare" Strukturwandel in der Gastronomie: So verzeichnete die Bierbranche einen Absatzrückgang in der Gastronomie bei Fass- und Tankbier um zwei Prozent. Dies sei einerseits auf die Teuerungswelle, aufgrund der weniger konsumiert werde, aber auch auf eine Schließungswelle der "klassischen Genussstätten für Bier" wie Wirtshäuser zurückzuführen. "Es bleibt wortwörtlich kein Stein auf dem anderen", so Schwarz. 

Vor allem jene Lokaltypen, die in der Vergangenheit hohe Bierabsätze verzeichneten, seien von den Krisen besonders betroffen. Laut Fachverband der Gastronomie sank die Anzahl an Lokalen mit ausgewiesener Bierkompetenz zwischen 2013 und 2023 um über ein Viertel. Auf reine Bierlokale bzw. Pubs umgelegt, sei das Bild noch dramatischer: So ging die Anzahl an diesen Lokalen um ganze 34 Prozent zurück. In absoluten Zahlen gebe es somit fast 2.000 Betriebe weniger als noch vor zehn Jahren. Schwarz spricht in diesem Zusammenhang von einem "Teufelskreis":

"Alleine im Vorjahr hat jeden zweiten Tag ein Gasthaus bzw. Bierlokal zugesperrt. Das klassische Landgasthaus befindet sich in einem Teufelskreis aus steigenden Preisen und Kosten, verbunden mit rückläufigen Umsätzen, Personalmangel, Landflucht und überbordender Bürokratie."

Gehobene Gastronomie als Zukunftsmarkt

Während Wirtshäuser – und damit für Bierbrauer traditionell wichtige und große Abnehmer – zunehmend werden weniger, boomen aktuell Ethno-Lokale und die Systemgastronomie, so der Verbandsobmann: "Diese Betriebstypen setzen weniger auf Bierkompetenz oder schenken gar kein Bier aus".

Während die klassischen Wirtshäuser von einer Schließungswelle betroffen ist, wächst die "gehobene Gastronomie" weiter an. | Foto: Verband der Brauereien Österreichs
  • Während die klassischen Wirtshäuser von einer Schließungswelle betroffen ist, wächst die "gehobene Gastronomie" weiter an.
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Ein Lichtblick sei jedoch, dass die gehobene Gastronomie bei weitem mit weniger Problemen zu kämpfen habe und auch die Hotellerie durchwegs gut gebucht sei. "2023 hat sogar jeden dritten Tag ein neues Restaurant eröffnet", zeigte sich Schwarz erfreut. Diese gehobenen Lokale, die "entsprechende Ansprüche" haben, wolle die Branche nun zunehmend als "Bier-Botschafter" gewinnen. "Hier setzen wir mit einem Maßnahmen-Mix an", so der Verbandsobmann, der etwa auf die Bier-Wissensvermittlung oder die Ausbildungsoffensive zum Biersommelier, "für mehr Bierkompetenz und Beratungsleistung direkt am Gast", anspricht.  

Alkoholfreies Bier am Vormarsch

Eine der Entwicklungen, die aufgrund veränderter Konsumgewohnheiten in den letzten Jahren immer spürbarer geworden sei und sich auch künftig stark fortsetzen werde, sei der "Siegeszug der alkoholfreien Biere" (AF-Biere), so Schwarz. Dank neuester technologischer Entwicklungen gewinne alkoholfreies Bier "an Charakter und Tiefe und schmeckt so gut wie sein alkoholhaltiges Pendant", zudem werde dem AF-Bier auch aufgrund neuer Sortenvielfalt großes Potenzial attestiert. Wie Florian Berger, Geschäftsführer des Brauereiverbands, bekannt gab, wurden in Österreich alleine im Vorjahr für den Inlands-Verbrauch "nahezu 29 Millionen Liter AF-Bier eingebraut".

Der Verband der Brauereien sieht hierzulande ein großes Wachstumspotenzial für alkoholfreies Bier. | Foto: Verband der Brauereien Österreichs
  • Der Verband der Brauereien sieht hierzulande ein großes Wachstumspotenzial für alkoholfreies Bier.
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Während der Anteil von alkoholfreiem Bier an der Produktion in Europa auf ungefähr fünf Prozent geschätzt werde, lag jener in Österreich im Vorjahr noch bei drei Prozent. Berger zeigte sich optimistisch, dass man auch hierzulande in den nächsten drei bis fünf Jahren auf diesen Wert aufschließen könne: 

"Klassisch bieraffine Länder wie Deutschland und Tschechien zeigen vor, wie es gehen kann: Bei unseren deutschen Nachbarn liegt der AF-Bieranteil bereits bei 7,6 Prozent, in Tschechien bei 6,3 Prozent. Der Ausstoß-Rückgang kann durch alkoholfreie Alternativen abgefangen werden, und die Konsumentinnen und Konsumenten bleiben in der Geschmacks- und Erlebniswelt von Bier. Wenn wir uns den europäischen Durchschnitt zum Vorbild nehmen und auf österreichische Größenverhältnisse umlegen, dann sprechen wir von einem Potenzial von 42 Millionen Seiterl oder 28 Mio. Krügerl mehr AF-Bier."

Mehrweg-0,3l-Flasche wird eingeführt

Wie der Verband bekannt gab, gebe es aber nicht nur Weiterentwicklungen innerhalb der Bierflasche, sondern auch bei der Flasche selbst. Nachdem sich immer mehr Biertrinker für die 0,33 Liter Bier-Flasche entscheiden – der Anteil des Gebindes hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt und lag 2023 bereits bei neun Prozent – wird nun auch diese Flasche im großen Stil mehrwegfähig. So wurde gemeinsam mit "Vetropack" eine neue Standardflasche namens "Vichy" entwickelt, die noch im ersten Quartal des heurigen Jahres in den Lebensmittelhandel kommt, wobei "zwei große Brauereien" den Start machen werden.

"Die kleine Schwester" der klassischen 0,5 l Mehrweg-Bierflasche wird eingeführt. | Foto: Verband der Brauereien Österreichs
  • "Die kleine Schwester" der klassischen 0,5 l Mehrweg-Bierflasche wird eingeführt.
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"Vichy" ist optisch stark an die "gelernte 0,5 l Mehrweg-Bierflasche" angelehnt und punkte laut dem Verband neben der gefälligen Optik auch mit inneren Werten. So weise sie einen hohen Anteil an Recycling-Glas auf und verbrauche dadurch sowohl weniger Material als auch Energieeinsatz in der Produktion. Zudem sei sie durch ein neues Härtungsverfahren bruchsicher sowie leichter und habe eine längere Lebensdauer. "Dank der Optimierung in der Logistik reduziert sich der entsprechende CO2-Ausstoß um ein Fünftel", heißt es weiters.

84 Prozent weniger Treibhausgasemissionen

Im Zuge der Einführung der neuen Mehrweg-Flasche stellte das österreichische Ökologie-Institut die CO2-Bilanzen von 0,33-Liter-Bierflaschen gegenüber. Demnach entstehe beim Einsatz einer Mehrweg-Flasche bis zu 84 Prozent weniger CO2-Äquivalente als bei einer Einweg-Flasche.

Der Verband verweist darauf, dass Einweg-Glasflaschen zwar künftig nicht unter die Pfandregelung fallen, die Bierbranche sich aber dennoch bewusst für den Umstieg auf Mehrweg-Gebinde entschieden habe: "Unsere Mitgliedsbetriebe leben Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz", so Verbands-Geschäftsführer Berger. Das theoretische Potenzial für die neue Flasche beziffert er mit nahezu "200 Millionen Flaschen pro Jahr". Die Flaschen können an allen Mehrweg-Pfandautomaten zurückgegeben werden, die Pfandhöhe beträgt 20 Cent/Flasche. 

Das theoretische Potenzial für die neue 0,33 l MW-Bierflasche beziffert Berger daher mit nahezu "200 Millionen Flaschen pro Jahr". | Foto: Verband der Brauereien Österreichs
  • Das theoretische Potenzial für die neue 0,33 l MW-Bierflasche beziffert Berger daher mit nahezu "200 Millionen Flaschen pro Jahr".
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Pfanderhöhung auf Bierflaschen ist "unausweichlich"

Im Hinblick auf die Einführung des Einweg-Pfandes auf Getränke in Dosen und Kunststoffflaschen im kommenden Jahr wollen die heimischen Brauereien auch die Höhe des Pfandes auf die 0,5-Liter-Mehrwegflasche adaptieren, da die Pfandhöhe von neun Cent brutto seit der Einführung des Mehrwegpfand-Systems vor mehr als 40 Jahren unverändert geblieben sei. "Aus einem Schilling pro Flasche wurden bei der Euro-Umstellung sieben Cent netto", so Schwarz. 

Aktuell stehe der Verband der Brauereien "in engem Austausch mit allen betroffenen Stakeholdern", um die durchwegs komplexe Thematik voranzutreiben. Angestrebt werde dabei eine Pfandhöhe, die auch dem Wiederbeschaffungswert neuer Flaschen entspricht. Das sei "aktuell bei Weitem nicht so". Der Brauereiverband kritisiert, dass der niedrige Einsatz vermehrt dazu führe, dass gerade im städtischen Bereich Mehrweg-Gebinde "nicht retourniert, sondern entsorgt werden" – ganz nach dem Motto: "Was nichts kostet oder bringt, ist nichts wert", erklärte Schwarz bei der Pressekonferenz. Es sei aber nicht im Sinne der Umwelt, wenn Einweg-Gebinde wie Dosen aufgrund des höheren Pfandes in der Rückgabe die Mehrweg-Flasche verdrängen. "Das kann niemand wollen. Mehrweg ist DAS Symbol für Kreislaufwirtschaft", betonte der Verbandsobmann. 

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