Gedanken des Bezirskjägermeisters
Der verlorene Umgang mit dem Tod

Bezirksjägermeister Johann Silberschneider ist davon überzeugt, dass das Sterben und der Tod zu den natürlichen Abläufen gehört, von denen viele schon entfremdet sind.  | Foto: Christine Hofer-Lukic
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Bezirksjägermeister Johann Silberschneider über den verlorenen Umgang mit dem Tod und die Verdrängung des Sterbens aus unserem schnelllebigen Alltag als Spiegelbild unserer Gesellschaft. Dabei geht gerade die Jagd auch heute noch eine besonders naturverbundenen Beziehung zu den natürlichen Abläufen ein.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. "Menschlicher Verlust, Vergänglichkeit und der Tod sind Themen, über die wir nicht gerne reden, sondern diese lieber verdrängen", so Johann Silberschneider aus St. Stefan ob Stainz, der seit Beginn dieses Jahres das Amt des Bezirksjägermeisters in Deutschlandsberg bekleidet.

Verdrängung aus dem Alltag

Silberschneider führt seinen Gedankengang zum Thema Sterben in der heutigen Gesellschaft weiter aus:

Viele Eltern, Verwandte und Bekannte müssen die letzten Stunden ihres Lebens im Krankenhaus verbringen. In Zentraleuropa sind es 80 Prozent der Bevölkerung, die hinter den Mauern von Spitälern und Alters- bzw. Pflegeheimen sterben. Der Tod im vertrauten Zuhause, und in Anwesenheit von Angehörigen ist damit zur Ausnahme geworden.

„Der Tod ist gleich natürlich wie die Geburt, aber wir haben verlernt darüber zu reden. Wir dürfen den Tod aber nicht vom Leben ausgrenzen. “ 
Johann Silberschneider, Bezirksjägermeister

Sterben als Tabu-Thema

Vor einigen Jahrzehnten noch kümmerten sich die nächsten Angehörigen um Aufgaben, die heute der Bestatter übernimmt, und die die Familien trauerten im Bekanntenkreisgemeinsam.

Zünd ein Licht an: Der Tod gehört zum Leben dazu. Jäger pflegen die Tradition, vor einem erlegten Wild inne zuhalten und in größerer Jagdgesellschaft mit Jagdhornbläsern den Tod "zu verblasen". | Foto: Silberschneider
  • Zünd ein Licht an: Der Tod gehört zum Leben dazu. Jäger pflegen die Tradition, vor einem erlegten Wild inne zuhalten und in größerer Jagdgesellschaft mit Jagdhornbläsern den Tod "zu verblasen".
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Die persönliche Verabschiedung vom Toten war den Trauernden wichtig. Der Tod war keine unbequeme Wahrheit, sondern Teil des Lebens. Heute meiden wir sogar jene Menschen, die einen nahen Angehörigen verloren haben, und schicken ihnen Briefe mit meist vorgegebenenTrauersätzen, damit wir nicht über das Thema Tod reden müssen.

Heute sind nach dem Tod die Abläufe ritualisiert und professionell organisiert, alles in sicherer Distanz zu Verwandten, Freunden und Bekannten. Der Bestatter kümmert sich um den Verstorbenen und um das Begräbnis. 

Es überrascht daher niemanden, dass wir den Tod tabuisieren. Selbst die mit der Natur verbundenen Gesellschaft am Lande wendet sich immer mehr von diesem Thema ab.

"In unserer nach Perfektion strebenden Welt wird bei einem eintretenden Tod oft vom Versagen der Medizin gesprochen, von einem Kampf, der unfreiwillig verloren ging. Es ist für viele unerklärlich, dass der Tod eingetreten ist, bzw. dass der Tod überhaupt eintreten konnte. Betroffenheit tritt vor allem dann ein, wenn ein plötzlicher und unerwarteter Verlust von Lebens- und Abhängigkeitsbeziehungen die persönliche Lebenssituation negativ beeinflussen kann."
Johann Silberschneider, Bezirksjägermeister

Den Tod nicht vom Leben ausgrenzen

Wenn es nun Personen gibt, die über Leben und Tod entscheiden, geraten vor allem jene ins schiefe Licht, die für den Tod verantwortlich sind. Auch wir Jägerinnen und Jäger sind oft mit Unverständnis, Wut und Hass konfrontiert, wenn wir mit einem erlegten Stück Wild nach Hause fahren. Leichtgängige Phrasen wie z.B. „Wie kann man nur so etwas tun?", „Mörder", „Schämt Euch" sind so manchen Jägerinnen und Jägern nicht unbekannt.

Johann Silberschneider war schon vor seiner Wahl zum Bezirksjägermeister als Hegemeister und als Reh- und Niederwildreferent im Bezirk Deutschlandsberg aktiv. | Foto: Christine Hofer-Lukic
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Dass Wild in einer vertrauten Umgebung im Bruchteil einer Sekunde getötet wird, möchte die Gesellschaft in diesem Augenblick nicht hören. Aber ist es nicht jene Vorstellung vom Tod, die wir uns wünschen? Es soll schnell gehen, man soll keine Schmerzen haben und man will in einer vertrauten Umgebung sterben.

Die Jagd liegt in der Wiege der Menschheit 

Die Entfremdung von Natur und deren Abläufen schadet der Jagd. Es ist moralisch deutlich einfacher, im Supermarkt anonymisierte und vakuumverpackte Lebensmittel zu kaufen, oder einen Teller mit Blattsalat und Hühnerbruststreifen bzw. ein Steak serviert zu bekommen.

"Die Jagd liegt aber in der Wiege der Menschheit. Das Töten von Tieren, um sie zu essen, ist eine der ursprünglichsten Handlungen des Menschen, die uns bis heute begleitet."
Bezirksjägermeister Johann Silberschneider

Dabei beschäftigen Themen wie Regionalität, Tierwohl und Verzicht von Massentierhaltungen unsere Gesellschaft mehr denn je. Die Jagd erfüllt genau diese Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten. Jägerinnen und Jäger jagen auf den heimischen Wiesen und in unseren Wäldern, Massentierhaltung gibt es bei wild lebenden Tieren nicht, und Tierwohlstandards sind für unser Wild in einer unvergleichbaren Qualität vorhanden.

Durch fachgerechte Jagd werden Wildtierbestände erhalten.  | Foto: bonniemarie/Fotolia
  • Durch fachgerechte Jagd werden Wildtierbestände erhalten.
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Wenn wir zusätzlich berücksichtigen, dass für unser Wild kein Futtermittel aus Südamerika importiert werden muss, und zwischen Erlegung und finaler Verwertung in den heimischen Küchen nur wenige Kilometer liegen, kann man die Jagd zusätzlich als klimaneutral betrachten. Die Jägerinnen und Jäger produzieren hochwertigstes Wildbret, dafür braucht es handwerkliche und praktische Fähigkeiten, die sie sicherstellen können. 

"Wir müssen wieder lernen, mit dem Thema Tod umzugehen. Der Tod ist genauso ein Teil unseres Lebens wie die Geburt. Jägerinnen und Jäger halten der Gesellschaft diese Situation vor, die unangenehm ist, und von der Bevölkerung gerne ignoriert wird."
Bezirksjägermeister Johann Silberschneider


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