Erste Hilfe-Kurs
Stabile Seitenlage, Wiederbelebung und Heimlich-Griff

Ein Unfall, eine Brandwunde, ein Insektenstich: Es kann schneller gehen als man glaubt, dass man in eine brenzlige Situation gerät, in der man als Ersthelfer rasch agieren muss. Um dafür gerüstet zu sein, bietet das Rote Kreuz spezielle Erste Hilfe-Kurse nicht nur für die Bevölkerung an, sondern auch für Vereine und Firmen. Dieses Angebot hat auch das Team der Geschäftsstelle Deutschlandsberg in Anspruch genommen und dabei einen lehrreichen Vormittag erlebt.

DEUTSCHLANDSBERG. „Hat jemand von euch schon einmal erste Hilfe geleistet?“, mit dieser Frage stieg Andrea Horvatic-Volk in den Erste Hilfe-Kurs bei uns in der Geschäftsstelle Deutschlandsberg ein gefolgt von allgemeinem Kopf Schütteln - doch Halt: Auch ein Pflaster aufzukleben gehört zur Ersthilfe. Na, dann also doch.

Und welche Notrufe sind bekannt? Wo landet man beim Euro-Notruf? Wer beendet den Anruf in Notfall? Nach überrascht betretenem Schweigen sprudelten dann doch die Antworten begleitet von so manchem Aha-Erlebnis heraus.

Keine Angst vor der Ersthilfe

Schon gewusst? Den Anruf bei einem Notruf beendet immer die Notrufzentrale: „So erhält man als Ersthelfer nicht nur genaue Anweisungen bis zur Ankunft der Rettungskräfte sondern auch selbst eine mentale Unterstützung“, erklärt Andrea Horvatic-Volk dazu.

Geschafft: Jede Diagnose erfordert eine spezielle Lagerung des Patienten bzw der Patientin.  | Foto: MeinBezirk.at
  • Geschafft: Jede Diagnose erfordert eine spezielle Lagerung des Patienten bzw der Patientin.
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Das nächste Aha-Erlebnis ließ nicht lange auf sich warten: Bei einem Quiz war die richtige Lagerung eines Patienten bzw. einer Patientin mit unterschiedlichen Diagnosen gefragt. Also: wie positioniert man einen Menschen z.B. bei einem Schlaganfall, Kollaps, blutenden Wunden oder einer Kopfverletzung? Wie erkennt man überhaupt das Auftreten eines Schlaganfalls? Was tun bei einem Sonnenstich? Eine harte Nuss für uns aber entscheidend für den Ernstfall.

"Das einzige, das man falsch machen kann, ist nichts zu tun. Jeder kann helfen, sei es durch das Absetzen des Notrufes, beruhigende Ansprache oder bestenfalls durch entsprechende Maßnahmen zur ersten Hilfe. "
Andrea Horvatic-Volk, Kursleiterin beim Roten Kreuz 

Auf zum Notfall-Check

Man stelle sich den Ernstfall vor: Ein Person liegt unansprechbar am Boden. 
"Jetzt kommt der Notfall-Check zum Einsatz", so Horvatic-Volk. Mit dem Notfall-Check kann man herausfinden, wie dringend eine Person medizinische Hilfe benötigt.

Was ist dabei zu tun? "Das wichtigste ist einmal zu überprüfen, ob die Person eine Atmung hat oder nicht", so unsere Kursleiterin und zeigt es vor: Das Ohr nur wenige Zentimeter über Mund und Nase unserer am Boden liegenden Kollegin gebeugt schaut sie auf deren Brustkorb.

"So kann man nicht nur die Atmung hören, sondern zugleich die Atemluft an der Wange fühlen und die Bewegung des Brustkorbes sehen", erklärt Horvatic-Volk. 

Wann hast du einen Erste Hilfe-Kurs zuletzt besucht?

Nach der Kontrolle der Vitalfunktionen ging es weiter zum Beüben der Positionierung in die stabile Seitenlage.

Außerdem standen am Stundenplan Hygienemaßnahmen, der Einsatz des Defibrillators und die korrekte Anwendung eines Allergie-Pens, um einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock z.B. nach einem Insektenstich entgegenzuwirken. Er enthält das Hormon Adrenalin und kann richtig eingesetzt ein lebensrettendes Instrument sein. Doch woher im Ernstfall nehmen? "Allergiker sollten diesen ohnehin immer bei sich tragen", erklärt Horvatic-Volk.

Lagerung in die stabile Seitenlage | Foto: MeinBezirk.at
  • Lagerung in die stabile Seitenlage
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Der Heimlich-Griff 

Es kann ganz rasch geschehen: Man spricht beim Essen, ist abgelenkt und schon hat man sich verschluckt. In Kombination mit Panik kann diese Situation lebensbedrohlich werden. Beruhigen, Animation zum Husten und fünfmaliges Klopfen auf den Rücken bei vornüber gebeugtem Rücken zum Lösen des Fremdkörpers ist die eine Methode, die oft schon genügt, um den jeweiligen Fremdkörper aus den Atemwegen zu befördern.
 
Hilft das dennoch nichts, kommt das Heimlich-Manöver zum Einsatz. 
Dazu umfasst man den Betroffenen von hinten am Oberbauch und führt einen gezielten ruckartigen Stoß auf das Zwerchfell aus, der den Fremdkörper aus den Atemwegen treiben soll.

Üben des Heimlich-Griffes | Foto: MeinBezirk.at
  • Üben des Heimlich-Griffes
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Da die Verletzungsgefahr beim Anwenden des Heimlich-Griffes nicht unwesentlich ist, wird dieser bei den Erste Hilfe-Kursen mit einem speziellen Gurt beübt, der einmal Pauschen für das Klopfen am Rücken hat und weiters über einen Luftsack vor dem Brustkorb verfügt.

"So könnt ihr den Heimlich-Griff unbeschadet ausprobieren. Wenn man es richtig macht, fährt nach der ruckartig ausgeführten Kompression ein Stück Schaumstoff aus dem Luftsack. So ernst diese Übung für den Notfall sein kann, bei uns im Büro war sie durchaus mit einem gewissen Spaßfaktor behaftet. 

Achtung Herzstillstand 

Doch der Spaß ist unserem Team bei der darauf folgenden Übungsannahme bald vergangen:  Verliert der Betroffene nämlich das Bewusstsein und atmet nicht mehr, müssen umgehend Maßnahmen zur Wiederbelebung zur Anwendung kommen. Bei der Herz-Druck-Massage geht es also richtig zur Sache.

Die richtige Lagerung ist gefragt. | Foto: MeinBezirk.at
  • Die richtige Lagerung ist gefragt.
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Dabei ist abwechselnde Partnerarbeit gefragt, schließlich ist diese im Ernstfall so wesentliche Erste Hilfe eine anstrengende körperliche Arbeit. Nach einer Analyse von Rhytmus und Intensität bei der Herz-Druck-Massage an den hochtechnisch ausgeführten Übungs-Puppen, lassen wir den Kurs Revue passieren. Wir sind dabei einhellig davon überzeugt: "Selten haben wir so viel in so kurzer Zeit über Ersthilfe gelernt wie an jenem Vormittag, einfach empfehlenswert!

So kommt man an Erste Hilfe-Kurse:

Wer sich für einen solchen Kurs interessiert erhält auf der Homepage www.erstehilfe.at einen Überblick über das Kursangebot in ganz Österreich und kann dort auch gleich eine Buchung umsetzen.

In den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz ist Gerhard Fürpass aus Eibiswald seit bereits zehn Jahren Rot Kreuz-Ausbildungsleiter für Erste Hilfe- und Bevölkerungskurse sowie Bildungsbeauftrager für den Bezirk Deutschlandsberg.

Gerhard Fürpass zeigt an einem Übungsdefi eine Reanimation vor. Der Eibiswalder ist seit bereits zehn Jahren Rot Kreuz-Ausbildungsleiter für Erste Hilfe- und Bevölkerungskurse in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz. | Foto: Susanne Veronik
  • Gerhard Fürpass zeigt an einem Übungsdefi eine Reanimation vor. Der Eibiswalder ist seit bereits zehn Jahren Rot Kreuz-Ausbildungsleiter für Erste Hilfe- und Bevölkerungskurse in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz.
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"Unser Team für die Kurse in den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg umfasst rund 40 freiberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei versuchen wir, öffentliche Kurse diverser Formate für die Bevölkerung in jedem Quartal anzubieten", erklärt Fürpass. Erste Hilfe-Kurse werden außerdem in Betrieben umgesetzt sowie für Vereine, hier ab einer Teilnehmer-Anzahl von mindestens zehn Personen. "Das Interesse daran ist zunehmend", weiß Gerhard Fürpass.

"Allein im Vorjahr haben wir in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz 242 Kurse abgehalten. Heuer waren es schon in den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 rund 50 Kurse."
Gerhard Fürpass, Rot Kreuz-Ausbildungsleiter für Erste Hilfe- und Bevölkerungskurse

Dabei beobachtet Fürpass ein großes Interesse an Ersthilfe-Trainings speziell in medizinischen Einrichtungen wie Ordinationen diverser Ärzte.

Übrigens: Gerhard Fürpass ist außerdem Ortsstellenleiter der Bergrettung Deutschlandsberg, eine Funktion, die wiederum mit Erster Hilfe eng verwoben ist.

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