Maria Fauth und ihr großartiger Großvater

- Wie der Großvater Franz Fauth so auch seine Enkelin Maria Fauth: Immer auf der Suche nach guten Motiven vor der Kamera.
- Foto: Susanne Veronik
- hochgeladen von Susanne Veronik
Derzeit wird im Greith-Haus eine Ausstellung mit einem fotografischen Schatz aus dem Fotoatelier von Franz Fauth aus Korbin gezeigt. Die WOCHE Deutschlandsberg hat Maria Fauth durch diese sehr gut besuchte Fotoschau ihres Großvaters begleitete und dabei neue Einblicke gewonnen.
ST. ULRICH IM GREITH/ST. PETER IM SULMTAL. "Versunkene Welt" lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Greith-Haus in St. Ulrich im Greith. Versunken sind auch die Besucher der Ausstellung, nämlich in eine Welt verschiedenster Persönlichkeiten aus der Region im Sulmtal, die Franz Fauth (1870–1947) festgehalten hat. Fauth galt in der Gegend als bunter Hund, der mit seiner Dunkelkammer ab 1888 nicht nur ein Fotoatelier in Korbin/St. Peter im Sulmtal geführt hat, sondern sich auch als Musikant im "Fauth-Trio" und vor allem als Motorradpionier im Bezirk verewigt hat. Die Fotoreproduktionen (1910 bis 1940) zeigen daher Studiofotos mit dem obligaten Stehtischerl meist links im Bild ebenso wie Außenaufnahmen, Arbeiterfotos u.a.
So war’s im Sulmtal
Dabei hat Fauth ohne Unterschied einfach jeden fotografiert: Kinder, Bauern, fahrende Händler, Hochzeitspaare, elegante Damen, Jäger sowie auch Soldaten der k.u.k. Armee, Burschen der Hitlerjugend, SA-Angehörige sowie Besatzungs- und Wehrmachtssoldaten. Selbst Kriegsgefangene und Tito-Partisanen bevölkern seine Motive. "Ich nehme an, dass gerade diese Vielfalt mit nicht überall gerne gesehenen Vertretern der Kriegszeit der Grund dafür gewesen ist, dass mein Großvater dieses Fotomaterial am Heuboden über seiner Dunkelkammer so gut versteckt hat", vermutet Maria Fauth, Enkelin von Franz Fauth, die ihren Großvater nicht mehr selbst kennengelernt hat.
Wie es zu jenem Fund gekommen ist? "Mein Sohn hat vor vier Jahren am Heuboden oberhalb der ehemaligen Dunkelkammer eine Kiste aufgestöbert", erzählt Maria Fauth. Doch da war mehr: Das Ergebnis dieser fotoarchäologischen Grabung sind 12.000 Glasplattennegative, Fotopositive, Dokumente und fotografische Geräte, die unter einer bis zu 50 Zentimeter dicken Schicht aus Heu vergraben waren. Die Fachleute vom Universalmuseum Joanneum haben sich der Fundstücke angenommen und waren verblüfft von der Qualität der Glasplatten und ihrer Abzüge. Kurator Martin Behr hat für die Ausstellung eine Auswahl der Fotos nach Themen gehängt, ganz ohne Kommentare.
Großer Wiedererkennungswert
Manche der abgebildeten Menschen kennt man heute noch namentlich, wie z.B. Karl Habenbacher. Und wenn doch nicht, dann weiß Maria Fauth Bescheid, die so gut wie nie ohne ihre vergleichsweise moderne Kamera unterwegs ist. "Mein Vater war ja ebenfalls Fotograf. Mit ihm war ich bei so mancher Hochzeit bis nach St. Anna ob Schwanberg unterwegs. Da haben wir das Stativ eben seitlich neben dem Motorrad mitgetragen", schmunzelt Maria Fauth, bevor sie die nächsten ihr bekannten Besucher begrüßt. Was sie empfindet, wenn sie in die Ausstellung kommt? "Ich bin dankbar dafür, dass es diese Bilder gibt und dass sie hier so viel Wertschätzung finden", so Maria Fauth.
Zur akteullen Ausstellung
Die Ausstellung "Versunkene Welt" mit dem Museum für Geschichte Graz/Universalmuseum Joanneum zeigt neben Foto-Repros auch Originalbilder, fotografische Experimente, Korrespondenzen, Auftragsbücher, Publikationen zur Fotografie sowie eine alte Kamera aus dem Atelier. Nicht zu vergessen die Strasser Knopferl-Harmonika, mit der Franz Fauth mit seinen Brüdern als "Fauth-Trio" unterwegs war. Außerdem ist das Buch "Fotograf, Musiker und Bauer aus Korbin in der Weststeiermark" zum 150. Geburtstag von Franz Fauth aufgelegt worden, erhältlich im Gemeindeamt St. Peter im Sulmtal und im Greith-Haus, wo die Schau noch bis Ende des Jahres zu sehen sein wird. Zwei Videos bringen Interviews mit Maria Fauth und Willi Mandl, dem Nachbarn der Familie, zu sehen unter www.greith-haus.at
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