Polarlicht
Als der Himmel über der Koralm „brannte“

- Naturschauspiele wie diese können einerseits für Faszination, andererseits aber auch für Verunsicherung sorgen.
- Foto: Josef Fürbass
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Im Jänner 1938 sorgte ein ungewöhnliches Naturschauspiel für erhebliches Aufsehen. Die Leute zeigten sich von der Erscheinung beeindruckt und irritiert zugleich.
BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Brände wurden befürchtetet, das Licht wurde jedoch auch als Zeichen für den Ausbruch eines baldigen Krieges gedeutet. Den Nachforschungen von Schulrat Herbert Blatnik ist es zu verdanken, dass Zeitzeugen sich zu diesem Ereignis äußerten. In seinen Aufzeichnungen finden sich packende Schilderungen.
Das Jahr 1938 begann mit einer recht unheimlichen Naturerscheinung. Am Abend des 25. Jänner traten Menschen aus ganz Europa vor ihre Häuser, um dort zu beobachten, wie sich ein Polarlicht, tausende Quadratkilometer groß, in nordwestliche Richtung über den Bergen ausbreitete.
„Alles, was an übernatürlichen Himmelserscheinungen dem Volk nicht erklärbar war, wurde früher als böses Omen gedeutet. Man hat am Ende des Mittelalters auch geglaubt, dass bald die Pest ausbrechen wird. Denn das Landvolk war ja arg abergläubisch.“
Schulrat Herbert Blatnik
Bericht von Augenzeugen
Dem Heimatforscher Herbert Blatnik haben später Augenzeugen berichtet, wie sie das Nordlicht wahrgenommen haben. Darunter war auch Dr. Hans Wilfinger aus Graschuh bei Stainz: „Uns hat davor gegraust, wie wir das gesehen haben. Der obere Teil der Koralm hat rot geglüht. Mehr als eine Stunde lang. Wir haben geglaubt, dort oben brennt alles.“
Auch Oberschulrat Hans Wippel, der damals als Schulleiter in Steyeregg tätig war, teilte seine Eindrücke mit: „Das Polarlicht hat uns allen sehr zu denken gegeben. Zeitweise war es so hell, dass man hätte die Zeitung lesen können."

- Der Heimatforscher Herbert Blatnik erinnert an das Polarlicht, das 1938 auch in unserer Region für reichlich Gesprächsstoff sorgte und Ängste schürte.
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Die meisten Menschen interpretierten es als böses Omen. In einigen Häusern wurde sofort der Rosenkranz gebetet. Von einem Limberger Bauernhof, von dem zwei Kinder die Volksschule Steyeregg besuchten, fehlten am darauf folgenden Tag beide. Erst am übernächsten Tag kamen sie wieder. Zur Entschuldigung sagten sie, der Vater habe sie aus lauter Angst vor einem großen Unglück nicht außer Haus gehen lassen.“
„Jetzt kommt bestimmt bald ein Krieg!“
Oberschulrat Franz Kraus aus Wies beschrieb das Erlebte so: „Ende Jänner 1938 – es war ein Dienstagabend – flackerte plötzlich vor den Fenstern unseres Hauses in Vordersdorf ein unheimliches Licht auf. Es dürfte etwa 21 Uhr gewesen sein. Zuerst glaubten wir, im Dorf brenne es. Der Schnee reflektierte das Licht stark. Zunächst war es bläulich-weiß, dann glühend rot. Unser erster Gedanke war: Ein Großbrand auf der Koralm!“
Das kann nur in Gressenberg sein, wurde vermutet. „Der Bauernsohn Koch Seppl fuhr gleich darauf mit dem Motorrad seines Vaters bei uns vorbei und rief uns zu, er müsse sofort nach Wies zum Rüsthaus.“

- Naturschauspiele wie diese können einerseits für Faszination, andererseits aber auch für Verunsicherung sorgen.
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Die Feuerwehr fuhr wirklich bis Schwanberg. „Dort erfuhr sie, dass es sich um ein Polarlicht handelte. Nach einer halben Stunde hat das Licht die Farbe nochmals gewechselt, es hat wieder eigenartig weiß und grün geflackert. Mein Vater hat gesagt, das ist ein Unglückszeichen, jetzt kommt bestimmt bald ein Krieg.“
Alle drei Zeitzeugen sind bereits verstorben. Im Rahmen seiner wichtigen Tätigkeit als Heimatforscher hat Schulrat Herbert Blatnik seit 1982 weit über 400 Zeitzeugen befragt. Darunter wiederholt Hans Wilfinger. „Der hat enorm viel gewusst und auch Tagebuch geführt.“
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