Freiwillige Feuerwehr
Feuerwehren sind Auffangnetze für die Bevölkerung

Jugendarbeit ist Trumpf bei den Freiwilligen Feuerwehren: Hier mit Spaß und Spannung beim Bereichsjugend-Leistungsbewerb. | Foto: BFVDL
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  • Jugendarbeit ist Trumpf bei den Freiwilligen Feuerwehren: Hier mit Spaß und Spannung beim Bereichsjugend-Leistungsbewerb.
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Während derzeit die Wehrversammlungen im Bezirk Deutschlandsberg vielfach bereits abgeschlossen sind, ist auch der Bereichsfeuerwehrverband Deutschlandsberg dabei, Bilanz zu ziehen. Mein Bezirk.at befragte den Pressebeauftragen Hans Jürgen Ferlitsch über die Einsatzzahlen von 2023, die künftige Blackoutvorsorge und das neue Einsatznachbetreuungs-Systems sowie die aktuelle Tendenz bei den Mitgliederzahlen der Freiwilligen Feuwehren im Bezirk.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Hans Jürgen Ferlitsch, Pressebeauftragter des Bereichsfeuerwehrverbandes Deutschlandsberg und selbst Kommandant der FF Hörmsdorf über die aktuellen Aufgaben und Herausforderungen der Freiwilligen Feuerwehren im Bezirk.

  • Was waren die Schwerpunkte im vergangenen Jahr?

HANS JÜRGEN FERLITSCH: Geprägt war das Jahr 2023 ganz sicher von den Extremwetterereignissen und den damit verbundenen Einsätzen, ganz besonders das Hochwasser im August, bei dem zu Spitzenzeiten 50 der 69 Feuerwehren des Bezirkes gleichzeitig im Einsatz standen. 500 Notrufe gingen in der Bereichsalarm- und Warnzentrale der Feuerwehr ein, über 1.000 Einsätze wurden von den Kameradinnen und Kameraden abgearbeitet.

Ein Blick in das Katstrophenhilfsdienstlager | Foto: BFVDL
  • Ein Blick in das Katstrophenhilfsdienstlager
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Damit man für zukünftige Katastrophenfälle gut gerüstet ist, wurde in Grünberg-Aichegg ein Katastrophenlager des Bereichsfeuerwehrverbandes in Betrieb genommen. Hier stehen Sandsäcke, Planen, Schneeschaufeln sowie Rollcontainer zur Hochwasser- und Waldbrandbekämpfung und vieles mehr für den Einsatz bereit.
Von den 3.881 Kameradinnen und Kameraden des Bezirkes wurden bei 21.215 Tätigkeiten 414.379 Stunden geleistet.

Die Feuerwehrjugend ist das Zukunftspotenzial jeder Wehr.
 | Foto: BFVDL
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Alleine 46.285 Stunden standen sie bei 3.352 Einsätzen der Bevölkerung in der Not bei. 24 Personen wurden bei diesen Einsätzen gerettet, ebenso sieben Tiere. Dass die Einsatzzahlen gegenüber den Vorjahren aufgrund der Wettererignisse stark gestiegen sind ist dabei wenig verwunderlich. 

  • Wo drückt der Schuh bei den Freiwilligen Feuerwehren?

Ein „drücken“ an sich ist aktuell nicht zu spüren. Natürlich belasten steigende Preise, auch bei Ausrüstung und Einsatzfahrzeugen, die Feuerwehrbudgets. Neben den Feuerwehren selbst, die hier oft einen nicht unbeträchtlichen Anteil an finanziellen Mitteln beitragen, sind es auch die Gemeinden, die tiefer in die Tasche greifen müssen. In Zusammenhang mit den, wie aus den Medien bekannt, enger werdenden Gemeindebudgets, könnte sich hier zukünftig auch für die Feuerwehren ein Thema auftun.

  • Wie steht es mit der Blackout- bzw. Katastrophenvorsorge ?

Daran wird derzeit hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Kommunikation intensiv gearbeitet. Etwa der großflächige Stromausfall im Vorjahr im Murtal hat gezeigt, dass es kein Blackout, also einen großflächigen länger andauernden Ausfall über mehrere Staaten hinweg, braucht, auch im kleineren, kann man schon mal länger ohne Strom dastehen, wenn, wie in diesem Fall der Mast einer Hochspannungsleitung durch umstürzende Bäume beschädigt wird.

Kein Strom heißt für viele nicht nur, dass sie im Dunkeln sitzen und eventuell nicht heizen können oder sich eine warme Mahlzeit zubereiten, sondern auch, dass Mobiltelefone nicht funktionieren und Hilfe in einem Notfall nicht so einfach gerufen werden kann. In einem solchen Fall sieht der Plan vor, dass Feuerwehren ihre Rüsthäuser besetzen und diese als Anlaufstellen für die Bevölkerung dienen.

  • Wie steht es um die Notstromversorgung?

Die Feuerwehren vor Ort, die ein engmaschiges Netz bilden, sind schon recht gut mit Notstromversorgungen ausgestattet und verfügen noch über den Analogfunk, über den sie mit der Bereichsalarmzentrale Kontakt aufnehmen kann. Diese wiederum nimmt dann im Bedarfsfall etwa mit der Polizei oder Rettung Kontakt auf, sodass die Notfallkette in Gang gesetzt wird.

Die Feuerwehren stehen also auch in einem solchen Fall als Auffangnetz für die Bevölkerung einsatzbereit zur Verfügung.

  • Gibt es dabei auch Grenzen?

Ja. Es ist nämlich aufgrund begrenzter Kapazitäten nicht möglich, dass die Freiwilligen Feuerwehren Notstromversorgungen einzelner Häuser übernehmen. Dafür muss jeder selbst Vorsorge treffen. Darüber hinaus sollen die Feuerwehren ja für Notfälle einsatzbereit sein.

Betreffend der Kommunikation zwischen den Einsatzorganisationen im Falle eines Stromausfalles gab es im Vorjahr im Bezirk bereits einen Probelauf, der bereits sehr gut geklappt hat. Bei den Feuerwehren selbst wird der alte Analogfunk, der ja eigentlich vom Digitalfunk abgelöst wurde und welcher ähnlich wie Mobiltelefone über eigene Funkmasten funktioniert, die ebenfalls nicht unbegrenzt notstromversorgt sind, als Ausfallebene aufrecht erhalten und auch regelmäßig im Zuge von Funksirenenproben überprüft.

  • Was ist das Einsatznachbetreuungs-System?

Das ist eine Herausforderung, an der man im Landesfeuerwehrverband gerade beginnt zu arbeite, nämlich der Aufbau eines Einsatznachbetreuungssystems bei besonders belastenden Einsätzen.

Bei diesem Thema steht man allerdings noch am Anfang, es ist jedoch vorgesehen, dass man speziell geschulte Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden in den Feuerwehren vor Ort hat, die mit den Feuerwehrleuten besonders belastende Einsätze, etwa mit Todesopfern, aufarbeiten. Das System lehnt sich an die Kriseninterventionsteams von Land und Rotem Kreuz an und soll ein niederschwelliges Angebot für die Einsatzkräfte der Feuerwehren sein.

  • Gibt es Neues in Sachen technischer Ausrüstung?

Vom Landesfeuerwehrverband wurden in allen Bereichsfeuerwehrverbänden der Steiermark leistungsstarke Drohnen stationiert. Es handelt sich dabei um leistungsstarke Drohnen DJI Matrice M359 RTK mit einem Gewicht von 9,2 kg, die auch bei starkem Wind bis 45 km/h und Schlechtwetter, wie etwa starkem Regen, flugtauglich sind. Außerdem können die Geräte auch in der Nacht eingesetzt werden. Mit einer Reichweite von bis zu sechs Kilometern und bis zu 55 min Betriebszeit mit einem Akkupack sind die Fluggeräte optimal auf den Einsatzdienst ausgelegt.

Die neue Drohne | Foto: BFVDL
  • Welche Kameras werden dazu verwendet?

Für den Einsatz selbst sind sie mit einer Wärmebildkamera sowie einer hochauflösenden Kamera mit Zoomfunktion und einem leistungsstarken 120 W LED-Scheinwerfer zur Einsatzstellenbeleuchtung ausgestattet. Damit ist etwa die Lagefeststellung bei Großschadenslagen, von der Erkennung von Brandherden bei Großbränden, bis hin zur Erkundung bei einem Hochwasser möglich. Auch Suchaktionen können mit der Drohne so gut unterstützt werden.

  • Wo ist die Drohne im Bezirk stationiert?

Das Gerät ist in unserem Bezirk bei der Freiwilligen Feuerwehr Wildbach stationiert, welche das Einsatzleitfahrzeug als Stützpunkt des Bereichsfeuerwehrverbandes betreibt.

  • Wie steht es um den Nachwuchs?

Hinsichtlich des Nachwuchses muss man sich aktuell bei den Freiwilligen Feuerwehren im Bezirk Deutschlandsberg keine Sorgen machen. Wie im aktuellen Jahresbericht 2023 ersichtlich sind die Mitgliederzahlen seit Jahren konstant bzw. sogar leicht steigend. Bei den aktiven Feuerwehrmitgliedern gibt es nach wie vor einen leichten Trend nach oben. Auch die Zahlen in der Feuerwehrjugend entwickeln sich gut, vor allem in den letzten drei Jahren. Ende 2023 konnten erstmals seit 2009 wieder mehr als 400 Jugendliche gezählt werden. Von 2022 auf 2023 gab es sogar ein plus von 17,5 Prozent in der Feuerwehrjugend – der stärkste Anstieg seit Jahren.

  • Was können die jungen Leute bei der Freiwilligen Feuerwehr erwarten?

Den Jugendlichen wird dabei im Rahmen des Dienstes in der Feuerwehrjugend allerlei geboten. Einen Schwerpunkt bildet natürlich die Ausbildung für und Heranführung an den Feuerwehrdienst. Diese beginnt bei der Feuerwehrjugend 1 (10 bis 12-jährige) mit einem Bewerbsspiel, in welchem die Jugendlichen in Zweierteams bei Bereichs- und Landesjugendleistungsbewerben in den Vergleichskampf gehen. Dabei müssen Schläuche gekuppelt, Hindernisse überwunden, Geräte erkannt und Knoten gebunden werden. Das Wissenstestspiel rundet diese ersten Berührungen mit dem Feuerwehrwesen ab, dabei wird in Bereichen wie der Organisation in der Feuerwehr, der Fahrzeug- und Gerätekunde, dem Unfall- und Nachrichtendienst, oder der Brand und Löschlehre erstes Wissen vermittelt.

  • Wie geht es dann weiter?

Diese Aktivitäten steigern sich mit fortlaufender Mitgliedschaft, in der Feuerwehrjugend 2 (12- bis 15-jährige) findet der Feuerwehrjugendleistungsbewerb auf der Bewerbsbahn in Gruppenstärke von neun Mitgliedern statt, anschließend muss noch ein Staffellauf bewältigt werden.

Das Ganze kann in den Stufen Bronze und Silber absolviert werden. Als Anerkennung erhalten die Jugendlichen das Feuerwehrjugendleistungsabzeichen in der jeweiligen Stufe. Der Wissenstest in dieser Gruppe führt die Jugendlichen von der Stufe Bronze, über Silber, bis Gold, schon als Teil der Grundausbildung, in alle Wissensgebiete der Feuerwehr. Neben diesen Aktivitäten findet dann auch noch feuerwehrfachliche Ausbildung innerhalb der jeweiligen Ortsfeuerwehren statt.

Als Abrundung der Ausbildung gilt das Feuerwehrjugendleistungsabzeichen in Gold, welches an der Feuerwehr- und Zivilschutzschule am Ende der Jugendlaufbahn absolviert werden kann. Dabei müssen die Jugendlichen ihre bis dahin erworbenen Fähigkeiten umfassend unter Beweis stellen.
Darüber hinaus gibt es zahllose Aktivitäten, um den kameradschaftlichen Zusammenhalt, welcher eine der Grundsäulen des Feuerwehrwesens bildet, zu fördern. So wird etwa vom Landesfeuerwehrverband jährlich ein Landesjugendskitag abgehalten, es gibt Badeausflüge oder Kegelturniere auf Bereichsebene.

  • Gibt es noch weitere Aktivitäten bei der Feuerwehrjugend?

Natürlich, z.B. das alle zwei Jahre stattfindende Bereichsfeuerwehrjugendzeltlager, bei dem mehrere hundert Feuerwehrjugendliche ein paar gemeinsame Tage verbringen stellt immer wieder ein Highlight dar.
Schließlich engagiert sich die Feuerwehrjugend auch noch für den guten Zweck. Alljährlich nimmt sie an der Friedenslichtaktion teil. Eine Gruppe bringt das Licht vom ORF-Landestudio in den Bezirk, wo es in einem Festakt an die Jugendgruppen aller Feuerwehren verteilt wird, welche es wiederum auf unterschiedliche Arten in ihren Löschgebieten an die Bevölkerung wieterverteilen. Einnahmen dabei kommen oft einem karitativen Zweck, wie etwa der ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“ zu Gute.

  • Wie könnte sich der Mitgliederstand entwickeln?

Wie sich die Mitgliederzahlen in Zukunft aufgrund demografischer und gesellschaftlicher Gegebenheiten entwickeln werden, lässt sich schwer sagen. Ländlichere Räume haben aufgrund des gesellschaftlichen Zusammenlebens hier wohl nach wie vor einen Vorteil, wenngleich die Bevölkerungsentwicklung in entlegeneren Gebieten dem auch entgegenstehen kann. Derzeit sind die Freiwilligen Feuerwehren des Bezirkes mit ihren 3.881 Mitgliedern, davon 3.080 Aktiven im Einsatzdienst der 63 Freiwilligen und sechs Betriebsfeuerwehren gut aufgestellt.

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