Bahn
GKB baut elektrische Oberleitungen aus – aber verliert Infrastruktur an ÖBB
Während die GKB ihr elektrisches Streckennetz im Bezirk Deutschlandsberg sichtbar ausbaut, wurde es im Nationalrat fixiert: Die Infrastruktur wandert ab 2024 zu den ÖBB.
BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Es ist ein kleiner Meilenstein, den die Graz-Köflacher Bahn (GKB) vor wenigen Tagen gefeiert hat: Am 16. Juli wurden die ersten Oberleitungsanlagen für die Elektrifizierung der Bahnstrecke abgenommen. Damit nimmt das Jahrhundertprojekt der GKB immer mehr Formen an – wirkliche Jubelstimmung dürfte aber kaum aufkommen (siehe weiter unten).
30-Minuten-Takt als Ziel
Vor ziemlich genau einem Jahr wurde der erste Oberleitungsmasten am Bahnhof Deutschlandsberg aufgestellt, die meterhohen, grauen Strommasten sind mittlerweile entlang der GKB-Strecke fast überall im Bezirk zu sehen. Alleine zwischen Wettmannstätten und Wies-Eibiswald werden über 800 Masten aufgestellt.
Nach Graz wird ab 2024 die Strecke zwischen Lieboch und Wettmannstätten elektrisch ausgestattet, danach die weiteren Teilstrecken. Somit können laut GKB Ende 2025 die ersten elektrischen Züge zwischen Wies und Graz fahren, bis 2028 soll die gesamte Strecke elektrifiziert sein. Ingesamt 133 Kilometer Gleise werden dafür mit Oberleitungen überspannt. Die ersten sind auch schon bis in die Stadt Deutschlandsberg zu sehen. Die GKB erhofft sich von der Elektrifizierung einen zukünftigen 30-Minuten-Takt im gesamten Netz bis Graz sowie Einsparungen von 16.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
Dazu kommen Modernisierungen und Sicherungen an Bahnhöfen und Haltestellen – mehr dazu liest du hier. Die Bauarbeiten erfordern auch eine längere Sperre der Bahnstrecke im Sommer, betroffen sind die Linien S6 und S61. Noch bis 20. August gibt es zwischen Wettmannstätten und Wies-Eibiswald einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Ab 21. August bis 11. September ist dann nur noch die Strecke zwischen Deutschlandsberg und Wies-Eibiswald gesperrt, auch hier wird es Schienenersatzverkehr geben.
Start mit der Koralmbahn
Vor wenigen Monaten wurden auch Gleise hin zum neuen ÖBB-Bahnhof Weststeiermark in Groß St. Florian verlegt: Das 1,5 Kilometer lange, zweigleisige Streckenstück verbindet in Zukunft die S-Bahn der GKB mit der Koralmbahn, die ebenso Ende 2025 in Betrieb gehen soll.
Es ist geplant, das dann bereits elektrische Züge der S6 den Bahnhof Weststeiermark anfahren. Damit wird ein Umstieg vor der Regionalbahn auf den (internationalen) Fernverkehr direkt im Bezirk möglich.
ÖBB-Teilübernahme fixiert
Alles, was die GKB jetzt baut (und worauf schon gefahren wird), wird sie – wie befürchtet – aber quasi verlieren: Die Übernahme der GKB-Infrastruktur durch die ÖBB wurde zuletzt im Parlament durch ÖVP und Grüne beschlossen. Der Bahn- und Busbetrieb in der Region bleibt eigenständig.
Die Stimmung innerhalb der GKB-Belegschaft sei nun laut Betriebsrat am Boden. Unklar ist, wie sicher die Arbeitsplätze sind, wenn die ÖBB-Infrastruktur AG als neue Arbeitgeberin in Kraft tritt. Dafür brachte die SPÖ einen Antrag im Bundesrat ein, um die Rechte der verbleibenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu garantieren – der Antrag fand aber keine Mehrheit. Das Unternehmen kämpft mit Kündigungen, auch ein Streik wäre möglich.
Rechnungshof bezweifelt Einsparungen
Die Bundesregierung verspricht sich von der Übertragung Einsparungen von über 200 Millionen Euro bis 2027. Der Rechnungshof könne diese niedrigeren Betriebskosten nicht nachvollziehen, aus dem Gesetz gehe nicht hervor, wie diese Einsparungen ermittelt werden. Der Rechnungshof weist sogar ausdrücklich darauf hin, dass er "keine wesentlichen Unterschiede in den Anschaffungskosten zweier für Eisenbahnkreuzungssicherungsanlagen wesentlicher Komponenten bei der GKB und der ÖBB-Infrastruktur feststellen konnte". Die Kosten für die Steiermark würden wohl weniger: Laut Privatbahngesetz muss das Land 80 Prozent der Kosten übernehmen, als Teil der ÖBB wären es nur mehr 50 Prozent. Alleine die Kosten für die Elektrifizierung bewegen sich im dreistelligen Millionenbereich.
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