Video vom Klassenrat
Kinderrechtepreis geht an die Volksschule Groß St. Florian
Die Freude in Groß St. Florian ist riesig: Denn der steirische Kinderrechtepreis "TrauDi!" vom Kinderbüro ging heuer an ein Projekt der Volksschule Groß St. Florian. Klassenlehrerin Melanie Scherr, die das Projekt eingereicht hat, wurde kürzlich von den Kindern überrascht.
GROß ST. FLORIAN. Das Projekt "Reflexion der Woche und Klassenrat", das von der 1.b-Klasse der Volksschule Groß St. Florian mit Klassenlehrerin Melanie Scherr eingereicht wurde, bescherte der Schule eine ganz besondere Auszeichnung: Das Projekt gewann den ersten Platz in der Kategorie "Schulen und Kindergärten". Beim großen Galaabend in der Aula der Universität Graz, wo ein Scheck im Wert von 500 Euro an die Schule überreicht wurde, durften auch einige Kinder dabei sein.
Die Kinder, die nun bereits die 2. Klasse besuchen, waren begeistert vom Event in der Universität. "Wir sind auf die Bühne gegangen und jeder hat etwas halten dürfen", erzählte Elia begeistert. "Und dann am Schluss hat es ein Buffet und eine riesige Torte mit Pralinen drauf gegeben." Auch Sarah strahlte: "Mir hat es sehr gut gefallen, dass wir den ersten Platz geschafft haben und dass wir so gutes Essen bekommen haben. Die Fotobox war auch voll cool!"
Ein großes "Danke" an die Lehrerin
Um sich bei der Klassenlehrerin Scherr zu bedanken, sangen die Kinder ihr kürzlich ein schönes Lied vor, das sie gemeinsam mit der Lehrerin Christina Gutschy einstudiert hatten. Auch Rosen gab es für die gerührte Lehrerin. Die Vizebürgermeisterin Maria Kögl bedankte sich im Namen der Gemeinde Groß St. Florian mit einem Blumenstrauß - für die Kinder gab's etwas Süßes. "Wir haben wirklich eine große Freude, dass ihr mit eurer Lehrerin den ersten Preis gemacht habt!", so die Vizebürgermeisterin zu den Kindern.
Live dabei beim Klassenrat
Und wofür gab es diese tolle Auszeichnung überhaupt? Wir durften dabei sein und uns anschauen, wie das Projekt funktioniert. Der wöchentliche Klassenrat bietet den Kindern einen sozialen, sicheren und ritualisierten Rahmen, ihre Gefühle, Meinungen und Bedürfnisse zu äußern. Das funktioniert mithilfe einer Kiste, in die die Kinder die ganze Woche lang Botschaften geben können. Am Ende der Woche setzt sich die Klasse im Kreis zusammen und bespricht diese gemeinsam. Gelegentlich gibt es dazu auch eine Reflexion zur vergangenen Woche.
Eingereicht wurde das Projekt, als die Kinder noch in der ersten Klasse waren. "In der ersten Klasse haben wir mit dem Klassenrat angefangen, da waren einfach Gegenstände in der Kiste. Zum Beispiel ein Stoffherz für 'Danke', ein Stern für etwas, was man dem anderen Kind wünscht und so weiter", erklärt Scherr. Nun sind die Kinder schon älter, der Klassenrat funktioniert noch immer nach dem gleichen Prinzip, aber jetzt werden kleine Botschaften auf Zettel geschrieben, die sich die Kinder am Ende der Woche vorlesen.
Ein Kind übernimmt immer die "Leitung" des Klassenrates: das "Oups-Kind" (nach der beliebten Zeichenfigur). Diese Rolle bekommt jedes Mal ein anderes Kind.
So können Probleme geklärt werden, Komplimente und nette Nachrichten ausgetauscht werden und die Kinder sprechen offen ihre Gefühle aus - ihnen wird Gehör geschenkt. Besonders schön: Probleme werden nicht im Raum stehen gelassen, sondern sofort besprochen und es werden Entschuldigungen ausgetauscht. Ist das Problem beseitigt, wird der Zettel zerrissen und weggeworfen.
Was sagen die Kinder dazu?
Dass die Schülerinnen und Schüler das Projekt richtig toll finden, zeigt ihr Umgang damit. Antonia bewahrt die Zettel, die sie bekommt, zum Beispiel immer auf. Geht es ihr einmal nicht gut, liest sie sich die Komplimente von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern durch und fühlt sich dadurch gestärkt. "Ich finde es toll, dass wir beim Klassenrat über Probleme reden können und auch 'Stopp' sagen können, wenn jemandem etwas nicht passt", meinte Laura.
Emily und Paul sind sich einig, dass es toll ist, seine Gefühle und Dankbarkeit ausdrücken zu können. "Ich finde es super, dass man andere loben kann und ihnen etwas wünschen kann", erzählte Nils.
Idee und Effekt
"In meiner Ausbildung zur Volksschullehrerin habe ich vom 'Klassenrat' gehört und dann recherchiert. Das Soziale ist mir sehr wichtig, einfach Wertschätzung und Respekt", so Scherr. Jetzt wird der Klassenrat jedes Jahr weiterentwickelt. Bei den Schülerinnen und Schülern hat das Projekt positive Auswirkungen.
"Die Schülerinnen und Schüler sind sehr selbstständig, es gibt kein 'Gezicke'. Sie reden wirklich miteinander und sprechen schon selbstständig Sachen an. In der Klasse gibt es einen großen Zusammenhalt und einen sehr wertschätzenden Umgang."
Klassenlehrerin Melanie Scherr
Auch wenn Scherr sieht, wie toll sich ihr Projekt entfaltet, hätte sie niemals mit so einer großen Auszeichnung gerechnet. "Für mich ist es ganz normal, das Soziale und das Miteinander zu fördern. Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir nominiert werden und schon gar nicht damit, dass wir den ersten Platz machen", so die Lehrerin stolz.
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