Enorme Nachfrage
Anbieter von Photovoltaik-Anlagen sind am Limit

- Ob fürs Eigenheim am Dach...
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Anbieter von Photovoltaik-Anlagen befinden sich derzeit in einer angespannten Lage: Die Energiepreise steigen, noch mehr Hausbesitzer:innen wollen daher eine PV-Anlage für ihr Dach. Doch die Nachfrage hat so große Ausmaße erreicht, dass Firmen am Limit stehen.
BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Die regionalen Elektro-Firmen spüren die Auswirkungen der steigenden Energiepreise deutlich. Die Situationen in den Unternehmen sind ähnlich: Mario Resch von der Firma Resch Elektrotechnik in Groß St. Florian berichtet von der Lage: "Es hat schon im letzten Jahr einen Boom in der Nachfrage mit dem Klimaziel 2030 gegeben. Wir haben zu kämpfen gehabt, die Aufträge letztes Jahr zu erreichen - da waren es eher private Auftraggeber:innen und Neubauten."
"Jetzt wollen es alle dringend haben, vor allem Firmen. Wir bekommen jede Woche zehn Anfragen oder mehr. Aber wir müssen unsere bestehenden Kunden priorisieren, den neuen können wir oft nicht einmal antworten bzw. absagen."
Mario Resch, Resch Elektrotechnik
Weil Resch Elektrotechnik ein Mitgliedsbetrieb von "PV-Austria" ist, kommen die Anfragen aus Kärnten, aus dem Burgenland und aus der Steiermark. "Wir haben bestehende Kunden im Bezirk Deutschlandsberg, Leibnitz, Graz-Umgebung und Voitsberg. Das ist unsere Kernregion", so Resch.
Nachfrage aus vielen steirischen Bezirken
"Die Nachfrage ist extrem groß", weiß auch Daniel Nauschnegg von der Firma Energietechnik Nauschnegg in Eibiswald. Auch zu ihm kommen Kund:innen aus der Südweststeiermark, von Leibnitz, Graz und Deutschlandsberg bis nach Voitsberg. Aber auch hier kommen Anfragen aus Kärnten. "Ich habe hauptsächlich private Leute mit Einfamilienhäusern als Kundschaft. Für größere Anlagen mache ich nur die Planung, aber nicht die Ausführung - weil ich die Mitarbeiter:innen für mehr einfach nicht habe", erklärt Nauschnegg. Für größere Projekte arbeitet der Betrieb mit Partnerfirmen zusammen.
Die in Villach stationierte Firma Mein Kraftwerk hat vor sechs Jahren mit dem Genehmigungsverfahren und der Errichtung der PV-Anlage im Eco-Park Wernersdorf in der Gemeinde Wies begonnen, als Photovoltaik noch kein großes Thema war. "Wir spüren seit Monaten eine sehr hohe Nachfrage nach Photovoltaikanlagen von Hausbesitzer:innen", weiß Geschäftsführer Gerhard Schall. Auch von Gewerbebetrieben sei die Nachfrage groß.
"'Mein Kraftwerk' hat sich hauptsächlich auf Kärnten und die Steiermark fokussiert, da unser Stammsitz in Villach ist. Wir errichten aber derzeit in allen Bundesländern Photovoltaikanlagen auf Gewerbe- und Industrieflächen."
Gerhard Schall

- Die Photovoltaikanlage im ECO-Park Wernersdorf.
- Foto: Mein Kraftwerk
- hochgeladen von Katrin Löschnig
Die Mitarbeiter:innen fehlen
Resch hat aktuell 45 Leute im Team, das stetig durch die Ausbildung von Lehrlingen gewachsen ist. "Wir suchen immer Leute, wie auch in den letzten Jahren", so Resch. Aktuell hätte die Firma zumindest zwei Bewerber für Lehrstellen, bis vor einigen Wochen war selbst das nicht in Aussicht. Nun will Resch Elektrotechnik fertig ausgebildete Mitarbeiter:innen anwerben. Auch bei Nauschnegg fehlt es an helfenden Händen. "Ich hätte genug Arbeit, ich könnte noch zehn Leute einstellen. Aber ich suche nicht aktiv nach Mitarbeiter:innen. Wenn jemand kommt, dann freue ich mich - wir schätzen jeden Lehrling", bekräftigt Nauschnegg. Schall berichtet Ähnliches: "Den Fachkräftemangel spürt die Photovoltaikbranche verstärkt, da sich die Nachfrage vervielfacht hat."
Warum ist die Nachfrage so hoch?
Eine einfache Antwort, die jedoch komplizierte Ursachen hat: Der hohe Strompreis ist der Grund. "Früher war immer das Thema, wann sich eine Photovoltaikanlage rechnet. Jetzt mit den aktuellen Strompreisen hat sich die Frage schon oft erübrigt", so Nauschnegg.
"Bei mir in der Firma hat sich der Strompreis verdoppelt."
Daniel Nauschnegg
Laut ihm hätte es mehrere Gründe, warum der Preis so stark angestiegen ist, auf genau eine Ursache dürfe man es nicht herunterbrechen, damit würde man es sich zu einfach machen. Man könne sich die ganze Situation vorstellen wie einen Stau - einzelne Autos bremsen, bis alles steht. So seien auch Corona und der Ukrainekrieg mitverantwortlich, aber nicht nur. "Österreich hat in den letzten Jahrzehnten viel in puncto Preisanpassung verschlafen. Schon früher war der Strom in Deutschland teurer als bei uns. Jetzt kommen die ganzen Verfehlungen wieder zurück und wir müssen anpassen - auch deswegen gibt es extrem hohe Sprünge", erklärt Nauschnegg eine weitere Ursache.
Außerdem seien die Nachfragen für PV-Anlagen so hoch, weil sie nun im Baugesetz ab einer bestimmten Gebäudefläche vorgeschrieben sind.

- Daniel Nauschnegg von der Firma Energietechnik Nauschnegg in Eibiswald.
- Foto: Energietechnik Nauschnegg
- hochgeladen von Katrin Löschnig
Resch spricht einen anderen Grund an, warum aktuell so viele Leute eine PV-Anlage wollen: Im Vorjahr ging es in seiner Firma nur darum, was die optimale Anlage war - nun gehen sie aufs Maximum - wie viel passt aufs Dach. "Die Leute wollen investieren. Sie haben seit Corona Angst ums Geld", so Resch.
Zahlreiche Probleme
Ein großes Problem für die Anbieter von PV-Anlagen sind die enormen Lieferengpässe - das Material, die benötigten Komponenten gehen den Firmen aus. "Die Liefersituation ist katastrophal, mit dem Ukrainekrieg sind einige Werke ausgefallen", klagt Resch. Laut Nauschnegg hätten kleine Betrieben früher auf Kommission bestellt. "Mittlerweile, weil auch durch Corona die ganzen Unsicherheiten dazugekommen sind, fangen auch wir schon an, Material auf Lager zu legen", berichtet Nauschnegg. Auch Resch Elektrotechnik hat bereits begonnen, nur mehr große Mengen zu bestellen. Vor zwei Jahren hat die Firma noch kundenspezifische Bestellungen abgegeben.
"Durch die hohe Nachfrage von Photovoltaik herrscht in Europa Materialverknappung für Photovoltaikkomponenten. Durch gute langjährige Beziehung zu unseren Lieferanten konnten wir genügend auf Lager legen, um die hohe Nachfrage zu bedienen."
Gerhard Schall
Der Geschäftsführer der großen Villacher Firma berichtet ebenfalls von den Lieferausfällen von Herstellern aus der Ukraine: "Zusammen mit der weltweit hohen Nachfrage nach Photovoltaik spielt der Markt verrückt."
Laut Nauschnegg sei ein weiteres Problem, dass die Netze an ihre Grenzen kommen, weil aktuell so viele PV-Anlagen montiert werden: "Da gibt es oft Probleme mit der Netzzusage, weil die Netze eigentlich zu schwach sind." Auch Schall klagt über dieses Thema: "Wir haben bereits jetzt die Situation, dass Photovoltaikanlagen kleiner gebaut werden müssen, weil die öffentlichen Stromnetze nicht ausreichend sind." Die Firmen Resch Elektrotechnik und Energietechnik Nauschnegg haben Förderungen für die PV-Anlagen beantragt. "Diese sind aber bei den Energiepreisen nicht relevant", sagt Resch. "Eine Förderung für eine PV-Anlage braucht man wirtschaftlich gesehen keine mehr", weiß auch Nauschnegg.
"Man hat aktuell keine Planungssicherheit. Wir warten auf die Förderungszusagen. Ich weiß nicht, ob ich nun für den Kunden oder die Kundin eine Förderung bekomme, oder nicht."
Daniel Nauschnegg
Hohe Preise für Photovoltaikanlagen
Laut Nauschnegg sind die Preise für Solarmodule in Österreich innerhalb eines Jahres um rund zehn Prozent gestiegen. Preise könnte er momentan keine garantieren, das, was er heute um einen Preis bestellt, kann bei der Lieferung einen ganz anderen haben. Die Elektro-Firmen müssen also teurer einkaufen - wie steht es nun für die Kunden? Die Firma Resch Elektrotechnik musste teilweise teurer werden.
"Wir müssen die Preise adaptieren. Alles, was jetzt lagert, das werden wir um den Preis verkaufen, den wir bis angeboten haben. Alles, was neu ankommt, müssen wir mit einem neuen Preis anbieten."
Mario Resch
Resch Elektrotechnik hat um 1/3 mehr Umsatz, hauptsächlich durch erneuerbare Energie. Aber mit der hohen Nachfrage kommt ein hoher Preis: "Wir sind es nicht gewohnt, dass wir uns nicht mehr freuen, wenn neue Kunden anrufen", klagt Resch.
"Wir möchten Kund:innen und Interessenten um Verständnis bitten. Wir kämpfen rund um die Uhr."
Mario Resch
"Weil ich so eine große Preisunsicherheit habe, fange ich teilweise an, wirklich mit Netto zu kalkulieren. Ich sage dem Kunden den Deckungsbeitrag, den ich haben muss und darauf schlage ich dann auf", erklärt auch Nauschnegg. Laut ihm reagieren die Leute sehr unterschiedlich. Es hätte sich aber bereits herumgesprochen, dass alles teurer wird, und die Firma nicht die einzige ist. Manche Kund:innen seien aber schon abgesprungen, weil es ihnen zu teuer geworden ist.
Vom Strom abhängig
Nauschnegg beschäftigt sich seit 2008 mit dem Thema der erneuerbaren Energie. Er weiß: Ohne Strom, keine Musik. Es sei laut ihm wichtig, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass wir abhängig vom Strom sind. Auch Schall erwähnt: "Die Ukrainekrise ist ein Weckruf, der uns die Abhängigkeit von Energie und deren direkte Auswirkung vor Augen führt."
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