AMS
Mit einem "Sprungbrett" in die Arbeitswelt

Hartmut Kleindienst, Leiter der AMS Geschäftsstelle Deutschlandsberg, sieht viele Vorteile im neuen Eingliederungs-Programm "Sprungbrett" zur Integration von Langzeitarbeitsuchenden Menschen. | Foto: Susanne Veronik
  • Hartmut Kleindienst, Leiter der AMS Geschäftsstelle Deutschlandsberg, sieht viele Vorteile im neuen Eingliederungs-Programm "Sprungbrett" zur Integration von Langzeitarbeitsuchenden Menschen.
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Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, weshalb jemand in die Langzeitarbeitslosigkeit gerät. Diese reichen von gesundheitlichen Gründen über persönliche Probleme bis hin zu altersbedingt schwieriger Vermittelbarkeit. Auch wenn diese Menschen nicht ohne Job bleiben möchten, so passen vielfach die oft hohen Anforderungen in den Unternehmen und die gegebene Leistungsfähigkeit nicht zusammen. Und eines ist fix: Je länger jemand weg vom Berufsleben ist, desto schwieriger gestaltet sich der Wiedereinstieg. Und genau dort setzt das neue Programm "Sprungbrett" als Eingliederungshilfe für einen beruflichen Neustart an, eine Beschäftigungsoffensive des AMS im Auftrag der Bundesregierung.

DEUTSCHLANDSBERG. Das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Programm "Sprungbrett" dient der Unterstützung von Menschen, die schon länger auf Jobsuche sind. In verschiedenen Modellen werden dabei über das AMS Fördermöglichkeiten der Lohn- und Lohnnebenkosten gewährt, um so die Integration jener Menschen auch für Unternehmer attraktiv zu gestalten. Wir haben uns bei Hartmut Kleindienst als Leiter der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg erkundigt, wie "Sprungbrett" im Bezirk Deutschlandsberg angelaufen ist:

Was ist das Ziel von Sprungbrett?
HARTMUT KLEINDIENST. Das Beschäftigungsprogramm folgt dem Ziel, als langzeitarbeitslos gemeldete Personen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Förderzeitraum  ist also angesetzt von 1. Juli 2021 bis 31. 12. 2023, also für Dienstverhältnisse, die bis zum am 31. 12. 2022 beginnen.

Seit wann laufen die Vorbereitungen für Sprungbrett beim AMS?
Die Aktion "Sprungbrett" ist ein Programm der Bundesregierung, für das das AMS schon seit Anfang Juli intensive Vorarbeiten leisten.
Der erste Schritt war einmal, das Potenzial auszuloten, welche bei uns mehr als 356 Tage gemeldeten Kundinnen und Kunden überhaupt für das Programm in Frage kommen und jene Personen zu kontaktieren.

Die Zielgruppe?
Vor allem Menschen, die als Langzeitarbeitslos gelten, also jene Kundinnen und Kunden, die mehr als 365 Tage beim AMS als arbeitssuchend vorgemerkt sind, unabhängig von der Qualifikation, vom Alter und vom Geschlecht. Zwei Drittel der Menschen in dieser Zielgruppe sind über 45 Jahre alt.
Insgesamt handelt es sich um Menschen mit meist bestimmten Problemlagen, also gesundheitliche Handicaps, höheres Alter u.a..

"Die Corona-Krise hat gezeigt, dass gerade jene Menschen am meisten negativ betroffen waren, die es ohnehin schon am Schwersten haben."

Hartmut Kleindienst, Leiter der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg

Wie viele Menschen sind das in unserem Bezirk?
Im Bezirk Deutschlandsberg sind es 40 bis maximal 45 Prozent der Vorgemerkten, die in dieser Zielgruppe einzustufen sind - das sind  ähnliche Prozentzahlen, wie auf Bundes- bzw. Landesebene.

Wie viele Menschen sollen über "Sprungbrett" wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden?

Für Österreich gibt es einen Wert von 50.000 Personen, die über dieses Programm in Beschäftigung kommen sollen, in der Steiermark sind es in etwa 5.000. Diese Zahlen sind je nach Potenzial auf die einzelnen Geschäftsstellen herunter gebrochen. Dazu dienen diverse Unterstützungsmöglichkeiten.

Welches sind die nächsten Schritte?
Der nächste Schritt hat mit 1. Oktober eingesetzt, denn seit diesem Tag gibt es in der Steiermark ein einheitliches Modell zur Lohnkostenförderung.
Der Vorteil: Das Förderprogramm "Sprungbrett" richtet sich in vier Modellvarianten an alle Beschäftiger, also nicht nur an Gemeinden und gemeinnützige Vereine wie zuvor die Aktion 20.000, natürlich mit Ausnahmen politischer Parteien, dem AMS u.a.

Welche Fördermöglichkeiten sind gegeben?
Erste Säule: Eingliederungshilfe mit der Möglichkeit eines vorgeschalteten Arbeisttrainings.
Dieses Fördermodell ist sehr attraktiv mit einem Fokus zur Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt, also drei Monate 100 % der Lohnkosten plus vier Monate zu 50 %.
Für Männer bedeutet das Fördermodell zwei Monate der Lohnkosten werden zu 100 % abgedeckt und vier Monate zu 50%.
Außerdem gibt es weitere Unterstützungsschienen, einerseits für Kunden mit multiplen Problemstellungen, die über Beratungsstellen zusätzlich arbeitsfit gemacht werden, vor allem über Einzelcoachings.

Die zweite Säule?
Sozialökonomische Betriebe, wie in Dlbg eine langjährige Zusammenarbeit mit "It works" speziell für Jugendliche bis 25 Jahre mit dem AMS besteht, Auch für diesen Bereich gibt es ein bestimmtes Kontingent, sodass auch für diese Zielgruppe für eine bestimmten Zeitraum die Lohn- und Lohnnebenkosten vom AMS übernommen werden.

Wie steht es mit der Aktion Gemeinde und Gemeinwohl?
Das Gemeinde-Kooperationsprojekt bis zum Ende dieses Jahres.
Hier läuft das Kontingent nur noch bis zum Ende dieses Jahres. d.h. die Kundinnen und Kunden können noch einen Monat länger über die Aktion "Sprungbrett" in den Gemeinden arbeiten können. Der Gemeindeanteil beträgt maximal 400 Euro monatlich bei Vollzeitbeschäftigung (ab 35 Wochenstunden) sowie aliquote Anteile bei Teilzeitbeschäftigungen. Die Dienstverhältnisse sind auf vier Monate befristet, die zwischen dem 1. Oktober 2021 und dem 31. Dezember 2022 begründet werden.

Wie stehen die Gemeinden zu diesem Angebot?
Die Kooperation mit den Gemeinden funktioniert sehr gut. Beschäftigungsprojekte, wie das Haus der Energie, Archäologische Ausgrabungen z.B. in Bad Schwanberg oder Carla in Deutschlandsberg sind vom Beschäftigungsprojekt derzeit noch ausgenommen. Wir hoffen, dass im kommenden Jahr bestimmte Kontingente zur Verfügung gestellt werden.

Wie werden Langzeit-Arbeitsuchende auf das Arbeitsleben vorbereitet?

Dazu gibt es eine erweiterte Möglichkeit nämlich mit einem Arbeitstraining, das speziell der Feststellung der Arbeitsmarktfähigkeit bzw. für die schrittweise Anpassung an einen Arbeitsprozess dient.
Dazu können wir maximal 13 Wochen mit den Unternehmen und den vorgemerkten Personen vereinbaren (Tripple-Vereinbarung).
Zielsetzung ist eine Arbeitsaufnahme in Folge des Arbeit-Trainings. In diesem Sinne erfolgt auch noch bis 29. Oktober die AMS Business-Tour, bei dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Service für Unternehmen Betriebe quer durch den Bezirk besuchen und in Bezug auf Personal beratend zur Seite stehen. Dabei wird auch diese Möglichkeit einer Anstellung von Langzeitarbeitslosen nach einem speziellen Arbeitstraining im Rahmen der Aktion "Sprungbrett" vorgestellt. Dabei gilt es, den Unternehmerinnen und Unternehmern zu zeigen, um welches Potenzial es sich hier handelt.

Wie regieren die Unternehmerinnen und Unternehmer?
Wir leisten schon seit Monaten gute Aufklärungsarbeit, d.h. die Unternehmerinnen und Unternehmer im Bezirk haben eine sehr realistische Einstellung. Es gibt viel Verständnis für die Belange jener Menschen, die aus verschiedensten Gründen längere Zeit nicht in das Arbeitsleben integriert gewesen sind. Zugleich gibt es von Seiten der Unternehmen auch kaum Beschwerden über die Tatsache, das bestimmte Stellenpotenziale derzeit nicht beschickt werden können.

Wie viele Menschen haben im Rahmen von Sprungbrett im Bezirk Deutschlandsberg eine Beschäftigung erhalten?
Offiziell läuft das Programm seit 1. Juli. Derzeit sind wir bei 50 Personen, die eben über die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten in ein Beschäftigungsverhältnis gekommen sind.
Vor allem greift eben die Eingliederungsbeihilfe mit vorgeschaltetem Arbeitstraining.

"Wir werden uns künftig intensiv mit der Zielgruppe der Langzeitarbeitssuchenden auseinandersetzen müssen. Daher finde ich das Programm 'Sprungbrett' auch gut und hoffe, dass es auch von der Wirtschaft entsprechend angenommen wird."

Hartmut Kleindienst, Leiter der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg

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