Landwirtschaft
Monitoring zur Krähen-Plage im Bezirk

Jägerinnen und Jäger aus dem Bezirk Deutschlandsberg haben gemeinsam mit Bezirksjägermeister Johann Silberschneider (4.v.r.) bei diesem Monitoring mitgewirkt, um den aktuellen Krähen-Bestand fachkundig zu erheben. | Foto: Silberschneider
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  • Jägerinnen und Jäger aus dem Bezirk Deutschlandsberg haben gemeinsam mit Bezirksjägermeister Johann Silberschneider (4.v.r.) bei diesem Monitoring mitgewirkt, um den aktuellen Krähen-Bestand fachkundig zu erheben.
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Viele steirische Ackerbäuerinnen und Ackerbauern sind am Verzweifeln: Zu den großen Aufgangsproblemen beim Ölkürbis und den Überschwemmungen durch Starkregen sind heuer auch noch die Krähen außergewöhnlich zerstörerisch aktiv. Im Bezirk Deutschlandsberg haben Jägerinnen und Jäger ein Krähen-Monitoring als Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt bei gleichzeitiger Vermeidung von Schäden in der Landwirtschaft eingerichtet.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Derzeit kommen unsere Landwirtinnen und Landwirte nicht zur Ruhe: War es vor wenigen Wochen noch der Dauerregen, der heuer zu Ernteausfällen bei Kürbis und Mais führen wird, so sind es jetzt die Krähen, die dem frisch gesetzten Saatgut zusetzen. Sie haben es heuer besonders auf die jungen Maispflanzen abgesehen, weil bei Kürbis aufgrund der aktuellen Probleme wenig zu holen ist.

 „Wir haben heuer ungeheuer viele stark betroffene Landwirte. Zum Teil säen sie ihren Mais bereits zum dritten Mal, und das trifft vor allem die bereits schwer geschädigten Kürbisbäuerinnen und Kürbisbauern. Die Landwirtinnen und Landwirte versuchen die Krähen durch Vogelscheuchen und persönliche Anwesenheit zu vertreiben, was aber kaum eine Wirkung hat, denn nach nur wenigen Minuten beginnt das Spiel von vorne.“
Arno Mayer, Abteilungsleiter Abteilung Pflanzen in der Landwirtschaftskammer Steiermark

Schaden bei Konsummais. Alljährlich richten Krähen massive Schäden in der Landwirtschaft an – oft bis in Millionenhöhe. Heuer dürften die Krähenschäden noch extremer werden.  | Foto: Landwirtschaftskammer
  • Schaden bei Konsummais. Alljährlich richten Krähen massive Schäden in der Landwirtschaft an – oft bis in Millionenhöhe. Heuer dürften die Krähenschäden noch extremer werden.
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Von dieser Problematik sind Gemüse-, Kürbis-, und Maisbäuerinnen und -Bauern quer durch die Steiermark betroffen, so auch in der Süd- und Weststeiermark, wo sich die Krähen auf die gerade noch intakten Maisfelder stürzen. Bei den Kammerobmännern Christoph Zirngast in Leibnitz und Christian Polz in Deutschlandsberg laufen wegen entsprechender Anfragen besorgter Bäuerinnen und Bauern die Telefone heiß.

Wertvoller Saatmais und Silofutter in Gefahr

Manchen Landwirtinnen und Landwirten bleibt inzwischen nichts anderes übrig, als den wertvollen Saatmais-Bestand umzubrechen und, soweit es überhaupt noch möglich ist, eine weniger ertragreiche Alternativkultur anzubauen. "Durch die Nässe auf den Äckern wird dieser Prozess auch noch verzögert", weiß Christian Polz.

Auch im Grünland machen sich die Krähen breit. Schwarmweise sind die frisch gewickelten Siloballen als vorrätiges Futter für die Rinder von Krähen zerstört worden, wodurch das Futter verdirbt. Der finanzielle Schaden ist enorm.

Grünlandbauern müssen ihre Siloballen sofort nach dem Angriff der Krähen wieder luftdicht verschließen, sonst ist das ganze Futter verdorben. | Foto: Landwirtschaftskammer
  • Grünlandbauern müssen ihre Siloballen sofort nach dem Angriff der Krähen wieder luftdicht verschließen, sonst ist das ganze Futter verdorben.
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Warum die Krähenplage derzeit so Überhand nimmt? "Im Juli 2022 ist eine Verordnung ausgelaufen, die in der Steiermark eine Jagd auf Krähen erlaubt hat. Basis für diese damalige Entscheidung war ein Endbericht einer Krähenzählung, die im Auftrag des Landes Steiermark von NGOs durchgeführt worden ist", informiert Johann Silberschneider, Bezirksjägermeister in Deutschlandsberg.


Krähen-Monitoring verschafft Übersicht 


Daher ist in den letzten Wochen im Auftrag des Landes Steiermark ein aktuelles Krähen-Monitoring mit Unterstützung der Steirischen Landesjägerschaft durchgeführt worden. Auf insgesamt 56 Referenzflächen in der gesamten Steiermark wurde entsprechend der Vorgabe des Landes der Krähenbestand detailliert erfasst.

"In unserem Bezirk gab es vier Flächen mit je 100 ha, die von revieransässigen und ortskundigen Jägerinnen und Jägern gewissenhaft über einen längeren Zeitraum beobachtet worden sind", so Silberschneider.
Im Bezirk Deutschlandsberg waren die Reviere St. Peter im Sulmtal, Vordersdorf, Zirknitz, St. Stefan ob Stainz, Pirkhof, Gussendorf, Lassenberg und Unterbergla  im Fokus der Krähen-Zählung. 

So sehen die Siloballen aus, nachdem Krähen darauf gewütet haben. Der Futtersilo ist so nicht mehr dicht verpackt und verdirbt. | Foto: Landwirtschaftskammer
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Sämtliche Beobachtungen, wie zum Beispiel Nester von brütenden Aaskrähen, nichtbrütende Jungkrähen etc. wurden mittels auf den Erhebungsblättern festgehalten und in Satellitenkarten eingetragen.

„Krähen sind Nahrungsgeneralisten und können nicht nur beträchtliche Schäden in der Landwirtschaft anrichten, sondern sie bringen auch Singvögel durch das Rauben der Eier oder Töten der Jungvögel unter Druck. Ich bin daher sehr froh, dass revierkundige Jägerinnen und Jäger bei diesem Monitoring eingebunden sind.“
Johann Silberschneider, Bezirksjägermeister in Deutschlandsberg 

Bei diesem Monitoring unterstreichen die Jägerinnen und Jäger im Bezirk, dass sie die Themenführerschaft bei wild lebenden Tieren übernehmen. Beste Revier- und Wildkenntnisse sollen daher für ein nachvollziehbares Ergebnis sorgen. Es profitiert aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Artenvielfalt im Bezirk.

Kürzlich wurden die gesammelten Daten den Verantwortlichen für diese Erhebung, dem technischen Büro für Forst- und Jagdwirtschaft Johann Fraiß für eine Besprechung der individuellen Ergebnisse der einzelnen Reviere übergeben. "Bis Ende Juni werden die Ergebnisse dieser Zählung gesammelt, um dem Land Steiermark eine aktuelle und nachvollziehbare Bestandsaufnahme zu übermitteln", so der Bezirksjägermeister und betont: "Wir hoffen auf eine rasche und unbürokratische Umsetzung der Verordnung, um unsere Landwirtinnen und Landwirte unterstützen zu können."


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