Wirtschaftsbarometer Süd-Weststeiermark:
Robuste Konjunkturlage in turbulenten Zeiten

Der Fach- und Arbeitskräftemangel hat die heimische Wirtschaft voll im Griff. Gesucht wird quer durch die Branchen. | Foto: Bondvit / Panthermedia
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  • Der Fach- und Arbeitskräftemangel hat die heimische Wirtschaft voll im Griff. Gesucht wird quer durch die Branchen.
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Das aktuelle Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg spiegelt die Unsicherheit durch die globalen Herausforderungen rund um die Corona-Pandiemie und den Krieg in der Ukraine wider. Teuerungen und Arbeitskräftemangel setzen den heimischen Unternehmen weiter zu.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Corona, der Ukrainekrieg und die damit verbundenen Maßnahmen schweben wie ein Damoklesschwert über der Konjunkturerholung der Wirtschaft in der Süd- und Weststeiermark. Davon zeugt das neue Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark, wo sich zwei Entwicklungen besonders deutlich zeigen: Einerseits rutschen die Saldenwerte beim allgemeinen Wirtschaftsklima wieder in den Negativbereich (Saldo bisher: -24,3; erwartet: -78,5 Prozentpunkte), andererseits wird die individuelle Wirtschaftsentwicklung in den Unternehmen selbst noch durchwegs positiv bewertet.

Solides Niveau bei wachsender Unsicherheit

„Gesamtumsatz, Auftragslage, Investitionen und Beschäftigung liegen bisher auf solidem Niveau. Allerdings zeigen die Daten auch wachsende Unsicherheiten, was die Zukunft betrifft“, fasst WKO Regionalstellenobmann Manfred Kainz die Konjunkturumfrage zusammen.

Als größte Herausforderung wird in der Süd- und Weststeiermark der Arbeits- und Fachkräftemangel (91,4 Prozent) gesehen, dicht gefolgt von den Energie- und Rohstoffpreisen (82 Prozent) und der Lieferkettenproblematik (73,1 Prozent). „Hier braucht es von der Politik rasch und unbürokratisch weitere Maßnahmen“, betont Kainz.

Krieg führt zu Einschränkungen

Nach dem Ende der Corona-Einschränkungen wären die Konjunkturpfeile im Frühjahr eigentlich auf kräftiges Wachstum ausgerichtet gewesen. Doch dann kam der Ukrainekrieg und mit ihm nicht nur unmenschliches Leid, sondern auch neue wirtschaftliche Einschränkungen. Diese haben auch die Stimmung in der steirischen Wirtschaft getrübt, wie die Einschätzung des allgemeinen Wirtschaftsklimas im neuen Wirtschaftsbarometer zeigt.

845 Unternehmen haben steiermarkweit an der großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark teilgenommen. In der Süd-/Weststeiermark geben 39,3 Prozent an, dass das Wirtschaftsklima sich verschlechtert habe. 14,9 Prozent sehen eine Verbesserung, was unterm Strich einen Negativsaldo von -24,3 Prozentpunkten ergibt.

Konsoldierungskurs schwankt

Beim Erwartungssaldo für die kommenden zwölf Monate sinkt dieser Wert sogar auf -78,5 Prozentpunkte. Damit gerät der konjunkturelle Konsolidierungskurs gehörig ins Wanken – doch er ist noch nicht ins Negative gekippt! Denn die bisherige Entwicklung des eigenen Unternehmens wird entgegen dem allgemeinen Wirtschaftsklima (noch) überwiegend positiv bewertet. Sämtliche Saldenwerte befinden sich hier im Plus.

Die Daten im Detail:

  • Gesamtumsatz +18,6 Prozentpunkte
  • Auftragslage +12,1 Prozentpunkte
  • Preisniveau +74 Prozentpunkte
  • Investitionen +33,7 Prozentpunkte
  • Beschäftigung +18,3 Prozentpunkte

„Damit überwiegen trotz aller Herausforderungen noch immer die positiven Einschätzungen, verbunden allerdings mit zahlreichen Unsicherheitsfaktoren. Hier fordern wir von der Politik mehr und noch entschiedenere Maßnahmen."
Manfred Kainz, Obmann der WKO Regionalstelle Deutschlandsberg

Arbeits- und Fachkräftemangel als größte Herausforderung

Flaschenhals eines jeden Aufschwungs ist und bleibt der Arbeits- und Fachkräftemangel. Dieser wird in der Umfrage unter den süd- und weststeirischen Betrieben von 91,4 Prozent zu den größten Herausforderungen gezählt. Aber auch die Teuerungen im Energie- und Rohstoffbereich (82 Prozent) und die Lieferkettenproblematik (73,1 Prozent) setzen den Unternehmen zu.

Als dringendste Maßnahmen gefordert werden eine weitere Reduktion der Energieabgaben und der Mineralölsteuer sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien.

„Das entspricht den Forderungen unserer „unternimmwas“-Initiative. Im Rahmen dieser haben wir in der Steiermark 35.000 Unterstützungserklärungen gesammelt, darum fordern wir von der Politik jetzt die rasche und unbürokratische Umsetzung dieser Maßnahmen. Sonst droht das negative Wirtschaftsklima die jetzt noch robuste Geschäftslage in den Betrieben ins Negative zu ziehen. Das müssen wir verhindern."
Manfred Kainz, Obmann der WKO Regionalstelle Deutschlandsberg 

Wirtschaftsentwicklung im Detail

Umsatz: Die wirtschaftliche Entwicklung in der Süd- undWeststeiermark ist seit Jahresbeginn von einer weiteren konjunkturellen Konsolidierung geprägt, was in den bisherigen Salden- werten gut sichtbar wird. Der Saldo des Gesamtumsatzes der letzten zwölf Monate liegt klar im positiven Bereich bei 18,6 Prozentpunkten.

Mehr als ein Drittel aller Unternehmen konnte somit umsatzmäßig zulegen. In den Umsatzerwartungen schwingt hingegen die allgegenwärtige Unsicherheit die zweite Jahreshälfte betreffend mit: Im Frühjahr 2022 erwarten zwar noch 10,4 Prozent der befragten Unternehmen steigende Umsätze in den kommenden zwölf Monaten, gleichzeitig sind aber 49,9 Prozent pessimistisch gestimmt. Der daraus resultierende Erwartungssaldo rutscht damit auf -39,6 Prozentpunkten ab.

Auftragslage: Die Einschätzungen zur Auftragslage fallen ähnlich aus: 17,9 Prozent konnten ihre Auftragssituation in den vergangenen zwölf Monaten (abermals) verbessern, während 5,7 Prozent weiterhin mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.
Das ergibt einen Positivsaldo von 12,1 Prozentpunkten. Auch die Auftragserwartungen zeigen sich – analog zu den Umsatzerwartungen – pessimistisch. 45,9 Prozent der Befragten erwarten sinkende Auftragszahlen und damit eine Konjunkturverschlechterung. Der Erwartungssaldo verringert sich damit deutlich auf -37,4 Prozentpunkte.

Preise: Die außergewöhnliche Preisdynamik ist neben dem Arbeits- und Fachkräftemangel die derzeit größte Herausforderung für die heimische Wirtschaft. Die enorme Inflation schlägt sich sowohl in der bisherigen als auch in der erwarteten Verkaufspreisentwicklung nieder. 74,1 Prozent der Unternehmen mussten in den vergangenen zwölf Monaten die gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe, Vorleistungen, Material etc. an ihre Kunden weitergeben (Saldo bisher: 74,0 Prozentpunkte). 71,6 Prozent erwarten im weiteren Jahresverlauf einen erneuten Anstieg ihres Preisniveaus, während 12,7 Prozent von einer Verringerung ihrer Verkaufspreise ausgehen (Erwartungssaldo: 58,9 Prozentpunkte).

Investitionen: Die Investitionsnachfrage ist trotz des massiven Preisanstiegs nach wie vor hoch (Saldo bisher: 33,7 Prozentpunkte). Diese Dynamik droht in den kommenden Monaten nachzulassen: Zwar plant jeder vierte Betrieb sein Investitionsvolumen auszuweiten, gleich- zeitig gehen aber 38,3 Prozent von einer Reduktion der Investitionen aus (Erwartungssaldo: -13,3 Prozentpunkte).

Beschäftigung: In den vergangenen zwölf Monaten wurden sowohl Fach- als auch Hilfskräfte stark nachgefragt (Saldo bisher: 18,3 Prozentpunkte). Aufgrund der herrschenden Unsicher- heit fallen die Erwartungen eher verhalten aus: 7,4 % möchten gerne Personal aufstocken, 12,9 % gehen von einem Personalabbau aus (Erwartungssaldo: -5,5 Prozentpunkte).

Was die Wirtschaft von der Politik fordert

Energiesteuern senken

  • Runter mit den Abgaben auf Gas und Strom
  • Runter mit der Mineralölsteuer
  • Runter mit der Auflagenflut beim Ausbau der erneuerbaren Energie


Fachkräfte

  • Maßnahmenpaket zur Fach- und Arbeitskräftesicherung umsetzen
  • Mobilisierung des heimischen Arbeitskräftepotenzials: überregionale Vermittlung for- cieren, Reform des Arbeitslosengeldes, Ausbau der Kinderbetreuung, Einführung Teil- krankenstand etc.
  • Qualifizierte Zuwanderung: Österreich für Fachkräfte attraktiver machen
  • Bildungsoffensive: Bildungskarenz reformieren, Lehre nach der Matura, Corona-Stif-
  • tung etc.

Inflation

  • Lohn-Preisspirale verhindern
  • Zurückhaltung bei Lohnforderungen einmahnen
  • Vorrang für steuerfreie Einmalzahlungen gegenüber hohen Lohnabschlüssen
  • Abschaffung der kalten Progression

Mehr auf www.unternimmwas.at

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