Bezirk Deutschlandsberg
Schlechte Stimmung in der regionalen Wirtschaft

Zahlreiche Unternehmen im Bezirk Deutschlandsberg suchen händeringend nach Personal. | Foto: Pixabay
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Südweststeirische Betriebe orten ein negatives Wirtschaftsklima. Die Erwartungen sind gedämpft, aber nicht so niedrig wie in anderen steirischen Regionen. Auch Exporte aus dem Bezirk Deutschlandsberg sind aktuell durchwachsen.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Österreichs Wirtschaft dürfte weiter schrumpfen – laut dem aktuellen Konjunkturbericht des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) dürfte das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal weiter zurückgehen. Schon seit einem Jahr stagnieren die Kennzahlen in der österreichischen Wirtschaft.

Negative Stimmung

Dementsprechend ist die Stimmung in heimischen Unternehmen: Die Wirtschaftskammer (WKO) hat im Mai und Juni 2023 steirische Betriebe befragt, 129 aus der Südweststeiermark (Deutschlandsberg, Leibnitz, Voitsberg) haben geantwortet. 64 Prozent sehen eine Verschlechterung der aktuellen Wirtschaftslage, nur 3,5 Prozent sehen eine Entspannung – macht ein deutlich negatives Saldo von über 60 Prozent bei der aktuellen Situation. Bei den Erwartungen ist der Saldo -33 Prozentpunkten auch klar negativ, aber noch besser als in anderen steirischen Regionen. Auch die Entwicklung des eigenen Unternehmens sehen die meisten Befragten aktuell noch positiv.

Für WKO-Regionalstellenobmann Manfred Kainz ist klar: „Wir müssen jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Stimmung nicht in Richtung einer breiten Wirtschaftskrise kippt.“ Von der Politik fordert er endlich „Taten statt Worte“, die Situation sei ernst, vor allem am Arbeitsmarkt. Dort erwarten leicht mehr Unternehmen eine sinkende Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten. Zwei Drittel der Befragten sehen im Personalmangel die größte Herausforderung.

„Es kann nicht sein, dass Personal bei uns quer durch alle Branchen zur Mangelware wird und gleichzeitig die Teilzeitbeschäftigung in unserem Land – entgegen dem europäischen Trend – weiter steigt.“
Manfred Kainz, WKO-Obmann Deutschlandsberg

„Hier braucht es mehr Anreize und bessere Rahmenbedingungen für Vollzeitbeschäftigung.“ Kainz nennt etwa Vollzeitbonus, Reform der Rot-Weiß-Rot-Card (nach deutschem Vorbild) für mehr qualifizierten Zuzug und flächendeckende Kinderbetreuung auch an Schulen und in den Ferien. Darüber hinaus fordert die WKO eine Eindämmung der Preisdynamik, rasche Erschließung heimischer Energie (wie Photovoltaik oder Erdgas) und eine Abschaffung der CO2-Steuer.

Hohe Kosten machen Sorgen

Als weitere große Herausforderungen sehen die Unternehmen die Arbeitskosten und die Folgen der Inflation, erst danach kommen die hohen Energie- und Rohstoffpreise. „Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist es bemerkenswert, dass die unternehmerische Hauptsorge nach wie vor dem Thema Personal gilt – das zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist“, denkt Kainz. Umsatz, Auftragslage und Preisniveau wird von den meisten Betrieben in der Südweststeiermark noch positiv bewertet, vor allem die zukünftige Auftragslage wird aber als unsicher angesehen.

Der Deutschlandsberger WKO-Regionalstellenobmann Manfred Kainz fordert von der Politik rasche Umsetzungen. | Foto: Foto Fischer
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Auch jüngste Jubelmeldungen der steirischen Wirtschaft sind im Bezirk Deutschlandsberg nur punktuell zu merken: 2022 verzeichnete die Steiermark ein neues Rekordjahr an Exporten – obwohl man laut Kainz (der auch Obmann des WKO-Landesgremiums Außenhandel ist) auf den globalen Märkten mit einer äußerst angespannten Situation konfrontiert sei. Ein großes Problem seien dabei die Lohnstückkosten, also die Kosten pro produziertem Stück. „Österreich ist in den letzten Jahren immer teurer geworden. Da kannst du international nicht mithalten – und wir sind im Außenhandel immer in einem internationalen Wettbewerb, wir müssen uns mit anderen Ländern vergleichen“, so Kainz.

Durchwachsene Exporte

Steirische Cluster hätten entscheidenden Anteil am internationalen Ruf heimischer Produkte und Dienstleistungen – wie der Mobilitätscluster, dem u.a. Ceram (Frauental), Fuchshofer (Eibiswald), MSG (Wies), SVI (Deutschlandsberg), TCM (Stainz) oder TDK (Deutschlandsberg) angehören. Deutschlandsberger Betriebe sind vielen Jahren Autozulieferer, trotzdem sei die aktuelle Exportsituation laut Kainz absolut durchwachsen. Aber: „Mikroelektronikunternehmen wie TDK und Quallcom arbeiten an spannenden Projekten für die Zukunft, auch MSG und SVI.“ Was die (internationale) Autoindustrie angeht, hat der WKO-Obmann auch ein Problem mit der Politik: „Ich bin auch für Veränderungen, das müssen wir angehen – aber: Die Autoindustrie wird durch grüne Politik kaputt. Und die Bauindustrie wird als nächstes kaputt gemacht.“ Dienstleistungsbereiche, Bauwesen und Industrie sind laut WIFO aktuell am stärksten von Wirtschaftsrückgang betroffen.

Mehrere Unternehmen aus dem Bezirk Deutschlandsberg haben sich für den Pumpspeicher ausgesprochen, die Antworten wurden noch vor der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts gegeben. | Foto: Koralmkraft
  • Mehrere Unternehmen aus dem Bezirk Deutschlandsberg haben sich für den Pumpspeicher ausgesprochen, die Antworten wurden noch vor der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts gegeben.
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Umfrage zum gekippten Pumpspeicher

Im Rahmen der Umfrage hat die WKO auch Betriebe aus dem Bezirk Deutschlandsberg zum Pumpspeicher Koralm befragt, der kurz danach vom Bundesverwaltungsgericht gekippt wurde. 35 Unternehmen haben geantwortet, 57 Prozent davon beurteilen das Projekt aus unternehmerischer Sicht positiv, nur neun Prozent negativ. Vor einem halben Jahr hatten noch 76 Prozent das geplante Kraftwerk positiv bewertet.

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