Reiseunternehmen in Zeiten der Coronakrise
"Wir sind mit 200 km/h gegen die Wand gefahren"

Monika und Christian Gegg blättern im jetzt neuen Katalog | Foto: Veronik
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Es gibt kaum eine Branche, die von dem Schutdown und den Grenzschließungen im Zuge der Coronakrise derart betroffen ist wie jene der Reiseunternehmen. Das Jahr 2020 ist so gut wie gelaufen, getätigte Invenstitionen in die Saison 2020 sind zunichte gemacht. Doch wie kann es weitergehen? Ein Beispiel geben Monika und Christian Gegg mit ihrem Reisebüro in Wettmannstätten.

WETTMANNSTÄTTEN. „Wir sind mit 200 km/h gegen die Wand gefahren. Dort stehen wir immer noch. Das ganze Produkt für die Saison 2020, also vom Reisekatalog über die teuren Messen bis hin zu den rund 2.000 investierten Arbeitsstunden, ist weg. Wir mussten mitten in der Buchungssaison Stornos verwalten.
Außerdem haben wir unsere Kunden rasch aus dem Ausland zurückgeholt“, betonen Monika und Christian Gegg, die ihr Reiseunternehmen in Wettmannstätten betreiben. Der Verlust ist enorm. „Man muss bedenken, dass wir zum Zeitpunkt des Shutdowns 75 bis 80 Prozent des gesamten Umsatzvolumens für 2020 bereits gebucht hatten. Das war auf einmal weg“, betont Monika Gegg, und ihre Mann räumt ein: „Der Shutdown war angesichts der Entwicklungen rund um das Virus vollkommen richtig. Was uns aber noch mehr gekostet hat als der Verlust daraus ist die Ungewissheit, wann wir unter welchen Umständen wieder starten können. Jetzt gilt es, den ganzen Apparat mit einem neuen Werbekonzept aus dem Stillstand wieder hochzufahren. Staatliche Förderung ist allerdings noch keine angekommen, da alle Anträge für Überbrückungskredite auf Hausbanken abgewälzt worden sind, die sehr genau prüfen müssen." Laut Christian Gegg wäre ohnehin ein Fixkostenzuschuss die effizientere Variante einer Unterstützung für Unternehmen, die in so hohen Summen kalkulieren müssen wie Reiseveranstalter.

Stolz auf das Team

„Gut funktioniert hat dafür das AMS“, spricht Monika Gegg die Kurzarbeit an. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem 14-köpfigen Team werden jetzt nach und nach wieder eingestellt. „Unsere tollen Leute sind unser wichtigstes Kapital“, ist das Ehepaar Gegg sichtlich dankbar. Ihr Dank gilt auch den Stammkunden, die voller Vertrauen wieder Reisen buchen. „Auch wenn wir einen Großteil unseres Produktes verloren haben, möchten wir nicht weiter jammern, sondern jetzt mit einem Angebot nach Maß durchstarten. Das Interesse ist bei vielen wieder eindeutig da“, krempelt Christian Gegg die Ärmel auf.

„Unsere tollen Leute sind unser wichtigstes Kapital“
Monika und Christian Gegg

Komfort, Service und Sicherheit

Auch wenn sich das Unternehmen jetzt noch in der Vorlaufzeit befindet, fiebert man der ersten Ausfahrt Ende Juni entgegen. „Wir müssen jetzt flexibel sein, schließlich wollen wir die Busse ja auch gut gefüllt auf die Reise schicken. Der Sicherheitsabstand von einem Meter zwischen den Sitzreihen ist in unseren Bistro-Bussen nämlich schon von vorneherein gegeben. Da sind wir bereits seit 2003 ganz vorne dabei“, betont Gegg. 46 Sitzplätze befinden sich in jedem der drei großzügig dimensionierten Bistro-Busse. Und der Nasen Mund-Schutz? „Nur beim Aus- und Einsteigen, sonst setzen wir auf die Eigenverantwortung unserer Kunden, die ja auch in ein Wohfühlgefühl bei unseren Reisen investieren. Desinfektionsmittel sind natürlich an den Ein- und Ausstiegen sowie an den Toiletten greifbar“, betont Gegg. Neu sind außerdem die zertifizierten Ionisatoren zur Luftreinigung in Bussen, der 4000m3 pro Stunde auf 99,98% säubern, inklusive Vieren.

Wohin geht die Reise?

Urlaub in Österreich war schon immer im Angebot des Reisebüros, jetzt eben noch ein Quäntchen mehr. Dabei laufen die Österreich-Programme schon jetzt sehr gut an, sind aber ein Teil von vielen Destinationen im Ausland.
„Wir sind ja auch bei der Hotel-Qualität ganz oben, also abseits von Massenauftrieb. Wir kennen die Hotelbetreiber, die wir im Angebot haben, als verlässliche Partner - und das aus eigener Erfahrung“, betont das Unternehmer-Paar, das darauf hofft, dass es jene Partner nach dieser Krise auch im nächsten Jahr noch geben wird, also auch z.B. in Italien und Spanien. Auch bei den aktuellen Badereisen z.B. nach Kroatien, Griechenland oder Apulien und Sardinien in Italien setzt man auf großzügige Anlagen, wo Platz zum Ausweichen gegeben ist. "Dabei ist auch die Karte der WHO ausschlaggebend, um die weniger vom Virus betroffenen Gebiete auszumachen“, freut man sich bei Gegg auf den Neustart abseits von Massenaufläufen dafür vielfach mit landschaftlichen Reizen. „Das sind herrliche Touren, die früher gar nicht so einfach zu verkaufen waren und jetzt dafür sehr gefragt sind“, freut sich Monika Gegg, dass diese Angebote gut ankommen.

Geführte E-Bike-Touren

Neu sind heuer z.B. die geführten E-Bike-Touren um die Kärntner Seen. Mit den praktischen Headsets braucht man sich daher auch nicht um den Guide zu drängen, sondern kann sich frei und mit Abstand zu anderen bewegen und hört dabei trotzdem alle Infos. Das funktioniert auch beim E-Biken einwandfrei. „Schließlich ist Reisen auch Bildung“, ist man bei Gegg überzeugt.

Was sich nach der Corona-Krise ändern könnte? „Es wird nicht nur ein bewussteres Leben in allen Fassetten, sondern damit verbunden auch ein bewussteres Reisen sein. Dieses Umdenken merken wir bereits jetzt beim Buchungsverhalten. Da passen wir mit unserem Credo „Klasse statt Masse“ genau dazu“, sind sich Monika und Christian Gegg einig.

Monika und Christian Gegg blättern im jetzt neuen Katalog | Foto: Veronik
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