Seit fünfundvierzig Jahren gemeinsam auf der Bühne: Das Schauspieler(ehe)paar Gabriele und Otto Köhlmeier

Die beiden Köhlmeiers heute (in der Produktion „Halbe:Halbe“) ...
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Vor fünfundvierzig Jahren lernten sie sich an der Grazer Hochschule für Musik und darstellende Kunst kennen. Sie begann – neben dem Psychologiestudium an der Uni – „Schauspiel“ zu studieren. Er begann – nachdem er das Studienfach „Schauspiel“ bereits hinter sich hatte – „Regie“ zu studieren. Gabriele (damals noch Vajdic) und Otto Köhlmeier. Sie in Krumpendorf am Wörthersee geboren, aber in Graz aufgewachsen. Er in Hard am Bodensee geboren und im „Ländle“ groß geworden. In der Zwischenzeit beide im Pensionsalter, ist von Ruhestand aber noch längst keine Rede. Reinhard Gruber sprach mit den beiden über Vergangenes ebenso wie über das Zukünftige.

RG: Ich darf heute hier bei euch, in der Elxenbacher Kunstmühle, sein. Wie kommt man denn zu solch einem alten Anwesen inmitten reinster Natur?
GK: Wir kamen vor genau zweiunddreißig Jahren her. Wir suchten für unseren damals neugeborenen Sohn, der in der Stadt Salzburg zur Welt kam, etwas am Lande und wurden in der Südoststeiermark fündig.
OK: Das hier war eine ehemalige Getreidemühle, in der einst Weizen, Gerste, Hafer gemahlen wurde. Wir haben uns bemüht, das Ganze etwas zu revitalisieren und aus der Getreide- eine Kunstmühle zu machen, einen Ort der Kreativität, der Begegnung, der Kommunikation.

RG: Vor über vierzig Jahren habt ihr begonnen, miteinander Theater zu machen. Wie kam das, wie lief das damals ab, wo habt ihr Theater gemacht, welche Art von Theater habt ihr gemacht.
OK: Wir haben uns, in der Zeit der 68er-Revolution, an der Kunstuni kennengelernt. Wir studierten das Wesen des Theaters, hatten aber keine Lust, an ein bürgerliches Haus zu gehen. Schließlich wollten wir die Welt verändern. Und mit Theater wollten wir zu dieser Veränderung beitragen. Also gründeten wir eine eigene freie Gruppe, das „theaterarbeiterkollektiv“. Eine Truppe, mit der wir zehn Jahre lang durch den deutschsprachigen Raum tingelten und mit selbstgeschriebenen, kritischen Stücken Lehrlinge, Arbeiter, Studenten aufzuklären versuchten.
GK: Weil das finanziell natürlich schwierig war, nahmen wir hin und wieder Verträge an klassischen Theatern an, am Salzburger Landestheater etwa, oder am Grazer Schauspielhaus. Einfach, um über die Runden zu kommen. Ohne unseren revolutionären Anspruch zu verlieren.

RG: Mit der Geburt des Sohnes war es dann vorbei mit der Tingelei. Wie ging es dann beruflich weiter.
GK: Ich war die ersten Jahre hier einzig und allein als Mutter gefordert. Wir waren neu, kannten keinen Menschen, hatten ein neugeborenes Kind. Dieses Kind nahm mich ganz schön in Anspruch. Dazu das Haus, der Garten. Es dauerte einige Zeit, bis ich wieder künstlerisch aktiv wurde. In den 90er-Jahren begann ich dann wieder als Sprecherin, als Moderatorin zu arbeiten. Dann gründete ich mit Musikerinnen das Ensemble „cosi fan donne“ und erarbeitete mit denen mehrere musikalisch-literarische Programme, bei denen ich als Schauspielerin aktiv war. Und erst mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde ich wieder vollberuflich als Theater- und Kabarettmacherin tätig.
OK: Ich habe in den ersten Jahren nach der Übersiedlung hierher versucht, die paar Kröten zu verdienen, die notwendig waren, damit wir über die Runden kamen. Für kurze Zeit war ich als Dramaturg am Grazer Schauspielhaus tätig. Dann war ich fünf Jahre Kulturmanager der Stadt Gleisdorf und in der Folge acht Jahre Kulturmanager der Energieregion Weiz-Gleisdorf. Dazu erarbeitete ich immer wieder mit Musikern, Schauspielern, Laien diverse Großevents, multimediale Inszenierungen. Ja, und seit rund fünfzehn Jahren machen wir wieder gemeinsam Theater, meine Frau und ich. Schauspiel, Kabarett.
GK: In erster Linie natürlich Kabarett. Denn ernste Stücke – oder gar kritische, aufklärerische wie vor vierzig und mehr Jahren – lassen sich einfach ganz, ganz schwer nur verkaufen. Und so versuchen wir halt unsere Kritik an den Zuständen, unser Unbehagen mit der politischen Wirklichkeit in satirischer, in kabarettistischer Form anzubringen.

RG: In Österreich gehen Frauen mit 60, Männer mit 65 in Pension … viele noch früher. Ihr habt diese Altersgrenzen längst überschritten. Denkt ihr nicht schön langsam ans Aufhören?
OK: Nein, daran denken wir nicht. Wir können nicht in Pension gehen und wir wollen nicht in Pension gehen. Auf Grund unserer künstlerischen Tätigkeiten fehlen uns gar viele Versicherungsjahre. Unsere Rente reicht hinten und vorne nicht zum Überleben. Also müssen wir weiter arbeiten. Wir wollen das aber auch. Ohne Kreativität, ohne Theater, ohne die ständige Hinterfragung der Wirklichkeit wäre das Leben fad und trostlos.
GK: Mein Mann hatte vor einiger Zeit Premiere mit seinem Programm „68er“, das sehr erfolgreich anlief. Ein Programm, das ich allen nur empfehlen kann. Nicht nur, weil es ganz stark authentische Züge aufweist. Auch weil in dem Programm vermittelt wird, wie wichtig der Aufstand der jungen Leute damals, vor 50 Jahren, war, damit sich die Welt veränderte und wie wichtig es heute wäre, dass die Menschen Zivilcourage zeigen, damit sich Vieles zum Besseren wendet. Ja und ich bin gerade bei der Finalisierung meines eigenen neuen Programmes, das den Titel „DATUM ABGELAUFEN. WARE IN ORDNUNG.“ trägt und in dem witzig-pointiert das Altern von Menschen, speziell von Frauen, geschildert wird.
OK: Und irgendwann in der nächsten Zukunft wollen wir wieder ein gemeinsames Kabarettprogramm machen. So unter dem Arbeitstitel „GOLDENE HOCHZEIT“.

Wo: Elxenbacher Kunstmu00fchle, 8323 Sankt Marein bei Graz auf Karte anzeigen
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