1991: Zehn Tage wie in einem Film
Im Museum im alten Zeughaus Bad Radkersburg erzählt eine Fotoausstellung vom Zehntagekrieg in Gornja Radgona.
"Er war ein Weltenbummler, der in Gornja Radgona eine Diaschau von seinen Reisen machen wollte. Er wohnte in einem Hotel und hörte plötzlich Panzer unter seinem Fenster vorbeidonnern. Er lief auf die Straße und wollte Fotos von der Kolonne machen. Da traf ihn ein Schuss in die Brust und er war auf der Stelle tot“, erzählt Boris Jausovec vom einzigen zivilen Opfer des Zehntagekrieges vor 20 Jahren in seiner Heimatstadt Gornja Radgona. Ein weiteres ziviles Opfer gab es in Radenci. Jausovec war damals junger Journalist bei der slowenischen Tageszeitung Vecer. Und er lebte in dieser Zeit ebenso gefährlich wie das zuvor beschriebene Opfer. Jausovec dokumentierte die schweren Kampfhandlungen zwischen der slowenischen Territorialverteidigung bzw. der Miliz mit der jugoslawischen Volksarmee fotografisch. Er berichtete auch jeden Tag in der Zeitung von den Geschehnissen in seiner Stadt. In den zehn Tagen entstand eine beeindruckende Fotosammlung, die nun 20 Jahre später im Museum im alten Zeughaus von Bad Radkersburg bis 30. September zu sehen ist. Bei der Eröffnung mit Museumsleiterin Beatrix Vrecer, Vizebürgermeisterin Anna Mir, vielen Zeitzeugen und Gästen war auch Jausovec anwesend.
Kurz die Chronik der in der Schau dokumentierten Ereignisse: Am 25. Juni 1991 erklärt das Parlament in Ljubljana die Unabhängigkeit Sloweniens. Zwei Tage später beginnen die Kampfhandlungen. Die Volksarmee will auch die Grenzübergänge einnehmen, die von der slowenischen Miliz gehalten werden. Zu schweren Kämpfen kommt es auch in Gornja Radgona. Als die Volksarmee am 3. Juli 1991 die Stadt verlässt, sind mehr als 20 Häuser schwer beschädigt. Der Schaden wird umgerechnet mit etwa 1,9 Millionen Euro beziffert.
Am selben Nachmittag treffen sich auf der noch gesperrten Grenzbrücke Günter Schinner von der österreichischen Zollwache und der Kommandant der Miliz in der Region Murska Sobota, Alojz Flisar, zu einem ersten Händedruck. „Wir hatten damals die Anweisung Flüchtlinge aufzunehmen. Es ist aber keiner geflüchtet. Unsere Nachbarn waren tapfer“, kann sich Schinner erinnern.
Erster Handschlag auf der Grenzbrücke nach dem Zehntagekrieg: Günter Schinner von der Zollwache und Alojz Flisar, Kommandant der Miliz. Fotos: WOCHE, KK
Nicht Waffen haben für Slowenien den Frieden gebracht, sondern die Diplomatie.
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