Frohnleiten/Schrems
"Aber bitte mit Blei": Reaktionen auf "Schmähvideo"

- Der Ortsteil Schrems steht aktuell wieder in den Schlagzeilen. Grund ist ein Video, das zeigt, wie über den 2018 aufkommenden Bleiverdacht im Boden gesungen wird.
- Foto: Christian Pirkl - Eigenes Werk
- hochgeladen von Nina Schemmerl
Skandalvideo (Quelle: Krone) um zwei Beamte der Umweltabteilung, die auf einer Weihnachtsfeier über Schrems sangen: Wir haben bei der Gemeinde nachgefragt, was darüber gedacht wird.
Zwei Beamte der steirischen Umweltabteilung haben bei einer Weihnachtsfeier ein Schmählied gesungen, das von einer weiteren anwesenden Person aufgenommen wurde und nun in die Öffentlichkeit gekommen ist – die Kronen Zeitung hat das Video veröffentlicht (siehe alle Informationen unten). An sich nicht nennenswert ist, wäre da nicht der Text Hier Frei nach Udo Jürgens "Aber bitte mit Sahne" heißt es: "Sie treffen sich täglich um viertel nach vier – in Schrems bei Frohnleiten bei Essen und Bier – als Topmahlzeit steht Gemüse ganz oben, aus dem eigenen Garten ausgehoben. Kartoffel und Gemüse allerlei: Aber bitte mit Blei."
Und um genau den letzten Satz geht es, denn 2018 hat die Umweltabteilung im Ortsteil Schrems einen erhöhten Schwermetallgehalt mit Bleikonzentration gemessen. Einst befand sich hier ein Bergbaubetrieb, der 1850 aufgelassen wurde.
Ein Rückblick
Im Oktober 2018 hat die Umweltbehörde auf einer Fläche von gut 15.000 Quadratmetern in Schrems erhöhte Schwermetalle gemessen, die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit wurde umgehend mit einem Gutachten beauftragt. Die Sorge der Bewohner um ihre eigene Gesundheit war groß: Es soll kein Wasser getrunken und kein gezogenes Gemüse gegessen werden, Ärzte waren im Einsatz, um Blut- und Haartests durchzuführen, eine Gemeindeversammlung wurde einberufen, Kinder sollen keine Erde in den Mund nehmen, mittels Fragebögen nach dem allgemeinen Gesundheitszustand gefragt. Dann kam die Entwarnung und dank raschem Handel wurde umgehend mit der Altlastensanierung begonnen.
139 Personen waren davon betroffen, tausende Kubikmeter wurden ausgehoben. Die Stadtgemeinde selbst und Bürgermeister Johannes Wagner waren bei den Menschen direkt vor Ort, um über die Sachlage zu informieren. Binnen drei Jahren wurde die Fläche von den Altlasten befreit, war damit um rund zehn Jahre zügiger fertig, als durchschnittlich derartige Verfahren andauern.
Rasch gehandelt
Maßgeblich an der Betreuung und raschen Abwicklung beteiligt gewesen sein soll ist eben jene Beamtin, die im Video über das bleibelastete Schrems singt, teilt Wagner mit: "2018 hat niemand gewusst, was da auf uns zukommt und wie wir damit umgehen sollen. Aber wir sind umgehend und durchwegs gut betreut worden. Die Beamten haben sich große Mühe gegeben. Wenn es sich um Beamte gehandelt hätte, die nichts damit zu tun haben und sich einfach so darüber lustig gemacht hätten, wäre die Lage für mich persönlich eine andere", sagt er und fügt hinzu: "Ich stelle hier aber einer Aktion auf einer Weihnachtsfeier, die wahrscheinlich bei einer Faschingfeier für Gelächter gesorgt hätte, der Ernsthaftigkeit entgegen, mit der hier die Arbeit geleistet wurde. Ich gehe davon aus, dass dieses Lied nicht persönlich gegen die Schremser gerichtet war."
"Eine Verhöhnung"
Anders sieht das René Piwerka, Sprecher der Grünen Ortsgruppe, der damals selbst in Schrems zu Hause war. "Wir haben damals, unabhängig von dem, was die Umweltbehörde gefunden hat, gerade das Haus verkauft. Und es konnte auch verkauft werden. Weil die Menschen vor Ort sehr gut über die Situation informiert fühlten. Bürgermeister Johannes Wagner kam persönlich vorbei und war im ständigen Austausch mit den Schremsern. Alle haben alle Regeln eingehalten, das war gut", sagt er. Das Video beziehungsweise das Lied ist für in aber "unsensibel hoch drei. Ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht haben. Das ist eine Verhöhnung. Es ist ok, dass dem Fall jetzt nachgegangen wird." Einige Verwandte aus anderen Bundesländern hätten ihn nach dem Auftauchen des Videos sogar kontaktiert und seien geschockt gewesen. Piwerka hält fest, dass er die Personen am Video nicht persönlich kennt, aber hofft, dass es sich hierbei nicht um die Beamte handelt, die im Rahmen von nicht rechtmäßig durchgeführten Umweltverträglichkeitsprüfungen genannt werden.
Hier gibt's alle Infos zum Beitrag:
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