"Brauchen wir wirklich nur noch Karrierefrauen?"

Unterstützernetzwerke für Mütter sind wichtig; ab welchem Kindesalter, darüber sind sich nicht alle einig. | Foto: Panthermedia/boggy22
  • Unterstützernetzwerke für Mütter sind wichtig; ab welchem Kindesalter, darüber sind sich nicht alle einig.
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Gratwein-Straßengel: WOCHE-Leser reagiert auf die Forderung nach mehr Möglichkeiten der Betreuung.

Braucht Gratwein-Straßengel eine Kinderkrippe? Wenn es nach den Müttern aus dem Artikel "Mamas fordern eine Kinderkrippe" (alle Infos gibt es hier) geht, dann ja. WOCHE-Leser Alfred Müller sieht das anders und meint: "Betreuung? Alles gut und schön, aber brauchen wir wirklich nur noch Karrierefrauen, oder dürfen sie auch noch Mutter sein?"

Erziehung: einst und heute

Vater, Mutter, Kind, das war einmal. Die Familienstruktur ist längst im Wandel. Immer mehr alleinerziehende Mütter oder Frauen, die zwischen Job und Kind hin- und herpendeln, sind auf Tagesmütter, Kindergarten und Co. angewiesen. Für Müller ist dieses Familienmodell und Erziehungskonzept ein besorgniserregendes: "Ich verstehe nicht, warum Kinder nicht bei ihren Müttern zuhause aufwachsen. So wie früher. Stattdessen sind sie bei Ersatz-Mamas wie Kindergartentanten", sagt er. Und er erzählt, wie es bei ihm war: Zwar haben er und seine Frau Unterstützung von den Großeltern bekommen, trotzdem ist seine Frau die ersten drei Lebensjahre des Kindes zuhause geblieben. "Meine Elterngeneration hat’s ja auch geschafft. Und es war gut so." Dass Finanzierung eine wichtige Rolle dabei spielt, ob Frauen, vor allem alleinerziehende, rasch wieder ins Berufsleben einsteigen (müssen), das ist Müller durchaus bewusst. "Klar, so einfach ist das nicht, aber ich denke, es braucht halt wieder mehr Zusammenhalt innerhalb der Familie. Es braucht mehr Verantwortung dem Kind gegenüber."

Betreuung: Pro und Kontra

Für die klinische Psychologin Annette Wallisch-Tomasch gibt es in dieser Diskussion sowohl Pros als auch Kontras. Prinzipiell profitieren, so die Expertin, Kinder sogar von einer Fremdbetreuung, allerdings unter Bedingungen und ab einem gewissen Alter. Denn erst mit dem Ende des ersten Lebensjahres beginnt eine psychosoziale Entwicklung, bei der sich das Kind von der Mutter zu lösen beginnt. Die Fremdbetreuung unter einem Jahr könnte Verlustängste hervorrufen. "Es braucht heutzutage ganz klar ein Unterstützernetzwerk. Grundsätzlich braucht bildungsorientierte Erziehung aber familienähnliche Prinzipien. Es müssen Settings geschaffen werden, die der eigenen Familie am ähnlichsten sind, damit die Fremdbetreuung für das Kind funktioniert", sagt Wallisch-Tomasch. Am ehesten kommen für sie hierbei Tagesmütter infrage. Wenn Kinder unter drei Jahren eine Kinderkrippe besuchen, dann soll das Drumherum stimmen: etwa Eingewöhnungsphasen, die den Übergang von zuhause erleichtern, die Chance, dass Eltern auch anwesend sein können, oder Räumlichkeiten, die den Rückzug ermöglichen. Väter sollen von der Betreuung des Kindes nicht ausgenommen werden, sie spielen eine entscheidende Rolle: "Wenn die Mama-Kind-Konstellation aufgebrochen wird, dann ist es wichtig, eine dritte Person zu haben, die eine fixe Bezugsperson ist. Im Optimalfall ist das der Vater."

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