Gratwein-Straßengel
Dialogabend: Zukunft der räumlichen Entwicklung

Am Freitag, 25. November, fand in der Straßengler Halle ein Dialogabend zur Zukunft der räumlichen Entwicklung statt. Zum einen stand das räumliche Leitbild im Fokus, weit interessanter war allerdings die Vorstellung eines geplanten Bauvorhabens: Auf einer Fläche von 32.417 Quadratmetern am Murfeld könnte ein Technologie- und Forschungszentrum entstehen. 

GRATWEIN-STRASSENGEL. Obgleich Gratwein-Straßengel die größte Gemeinde im Bezirk ist, stagniert der Zuzug in den letzten zehn Jahren – in den letzten beiden Jahren gab beziehungsweise gibt es sogar ein Minus. Über ein qualitätsvolles Wachsen soll also gesprochen werden. Dazu zählen für Gratwein-Straßengel neben Wohnraum und Infrastruktur ebenso Arbeitsplätze – Kommunalsteuer – und der Blick auf den Klimawandel. Fläche soll sinnvoll genutzt werden und jetzt in die Zukunft für die kommenden Generationen investiert werden.

Ein Leuchtturmprojekt könnte helfen, weshalb ein Technologie- und Forschungszentrum im Gespräch ist. Und wie das ausschauen könnte, darüber wurde beim Dialogabend gesprochen. 

Um die rotmarkierte Fläche geht es, hier könnte das Technologie- und Forschungszentrum entstehen. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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"Noch nichts in Stein gemeißelt"

Ein Planungsgebiet ist bereits im Visier: Auf einer Fläche von 32.417 Quadratmetern – der Grund gehört dem Stift Rein – könnten die Arbeitsplätze der Zukunft entstehen. Dabei wird mit der Stadt Graz zusammengearbeitet, ein Masterplan, der Teil des Arbeitsprogramms des Regionalmanagements Steirischer Zentralraum ist und von der Regionalversammlung beschlossen wurde. Erste Gespräche gab bereits mit dem ehemaligen Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl. Ein "mögliches Projekt", betont Bürgermeister Harald Mulle bei der Eröffnung, "weil hier noch nichts in Stein gemeißelt oder in irgendeiner Form entschieden ist. Wir wollen über das notwendige Verwalten der Gegenwart hinausgehend in ein aktives Gestalten einer lebenswerten Zukunft kommen." 

Die Beteiligten am Podium: Sowohl die Politik als auch Vertreter von Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligungen und Planungsbüros waren anwesend. | Foto: Marktgemeinde Gratwein-Straßengel
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Dialog am Podium

Am Podium mit dabei war neben dem Projektteam aus der Gemeinde – neben Mulle die Vizebürgermeisterin Johanna Tentschert und der Vizebürgermeister Mario Schwaiger (der auch als Vertreter der Oppoisiton sprach) sowie Gemeinderat Thomas Frewein, Fachausschussobmann für Ortsentwicklung und Bürger*innenbeteiligung – Afsaneh Darvishzadeh und Andreas Morianz von der Wirtschaftsabteilung der Stadt Graz sowie Vertreterinnen und Vertreter der Heigl Consulting Ziviltechniker-GmbH, des Planungsbüros Verkehrplus und des Planungsbüros von StadtLABOR.

Die Vorteile der Zusammenarbeit mit der Stadt würden, so Darvishzadeh, auf der Hand liegen, einen Leitfaden brauche es dennoch. "Man kann denken: Was bietet ein Ort? Aber wir müssen schon über die Regionen hinausdenken", sagt sie. 

Alle sollen mitwachsen

Diese interkommunale Zusammenarbeit zielt darauf, Leitbetriebe der Zukunft anzusiedeln. Dazu benötigt es ein umfangreiches Verkehrs- und Nachhaltigkeitskonzept. Kurze Wege, viel Grünraum, optimale Flächennutzung sind gefragt. Langfristig – so der Plan – könnte hier ein neues Ortsviertel entstehen: Indem Arbeitsplätze geschaffen werden, wird mit Zuzug gerechnet. Wohnen, arbeiten und leben in kurzen Distanzen. Die Bedürfnisse kommender Bewohnerinnen und Bewohner müssen daher jetzt eingeplant werden. 
Die Rahmenbedingungen sind, so hatte es vor Ort den Anschein, klar, dennoch lautete der Tenor: Ein Technologie- und Forschungszentrum auf dieser Fläche sei angedacht, wenn sich im Rahmen der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung aber sowohl ein anderes Grundstück als auch eine andere Idee, um im Hinblick auf Betriebe zu wachsen ergäbe, könnte auch darüber gesprochen werden. 

Die Neugier war groß, die Skepsis auch: Die Straßengler Halle wurde gut besucht. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Die Neugier war groß, die Skepsis auch: Die Straßengler Halle wurde gut besucht.
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"Wir sind erst am Anfang, das ist ein Dialog. Wir möchten alle einladen, mit uns gemeinsam über zentrale Zukunftsfragen nachzudenken", so Mulle. Tentschert ergänzt: "Das gesamte Projekt besteht aus Teilen. Ein Teil ist, die gesamte Bevölkerung einzubinden." Es braucht, fügt sie an, auch stets eine Rückkoppelung an die Bewohnerinnen und Bewohner, um erfolgreich zusammenarbeiten zu können. 

Kritik und Fragerunde

Genau aus diesem Grund hat man sich viel Zeit genommen, um Fragen aus dem Publikum (gut 140 Teilnehmende waren dabei) zu beantworten. In mehreren Runden wurden die Fragen gesammelt und entsprechend der Expertise beantwortet. Und es zeigte sich: Die Gemeindebewohnerinnen und -bewohner sind teils skeptisch. Die Sorge um Flächenfraß und Bodenversiegelung ist groß. Andernorts würde es, so eine Aussage aus den Reihen, "andere Baustellen" geben, die "erst einmal erledigt werden sollten". Konkret ging es dabei um renovierungsbedürftige Straßen oder überflutete Gassen, wenn der Starkregen einsetzt. 

Einigen stößt die Zusammenarbeit mit der Stadt sauer auf, andere würden eine Kooperation mit der Nachbargemeinde Gratkorn bevorzugen. Auch die Notwendigkeit eines solchen Technologie- und Informationszentrums wurde in Frage gestellt. Der Skepsis wich aber dann der Neugier: So wurde im Anschluss an Tischen zu unterschiedlichen Themen diskutiert. Hier konnten Fragen zum Projekt im Hinblick auf Umweltschutz, Verkehrsbelastung oder -entlastung, Lärmschutz, Bodenversiegelung oder Nachnutzung et cetera gestellt werden. 

Im Anschluss an die Diskussion ging es in die Gesprächsbasis an den Thementischen. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Im Anschluss an die Diskussion ging es in die Gesprächsbasis an den Thementischen.
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Eine "Pseudobeteiligung"?

Noch bevor der Termin für den Dialogabend – der zum Ziel hatte, alle Interessierten einzuladen, aktiv in ersten Schritten über das geplante Vorhaben zu sprechen und erste Fragen zu stellen – stattfand, gingen die Wogen allerdings gewohnt hoch. Bereits im Vorfeld hatte die Opposition (ÖVP, FPÖ und UGS) per Presseaussendung mitteilen lassen, dass die "SPÖ [...] gemeinsam mit der Stadt Graz ein neues Gewerbegebiet" errichten möchte. Und: "Jetzt wird auch eine 'Bürgerbeteiliung' gestartet. Es wird leider höchstwahrscheinlich wieder nur eine typische 'Pseudobeteiligung'."

Mit konkreten Fragen konnte an den Thementischen gearbeitet werden. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Mit konkreten Fragen konnte an den Thementischen gearbeitet werden.
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Nach der Veranstaltung sieht das Vizebürgermeister Mario Schwaiger nicht mehr ganz so. Auf Nachfrage von MeinBezirk.at antwortet er auf die Frage, ob der Abend noch immer als "Pseudobeteiligung" betitelt werden kann:

"Ich freue mich sehr, dass die Opposition eingeladen wurde, am Podium dabei zu sein. Ich freue mich auch, dass so viele Menschen gekommen sind und ihre Meinung sagen. Wir sind nicht gegen eine Ansiedelung von Betrieben und wir sind auch nicht gegen die Idee, moderat und vernünftig zu wachsen. Aber wir müssen die Frage schon stellen, ob diese Fläche wirklich notwendig ist. Es gibt so viele Flächen im Gemeindegebiet, die nachgenutzt werden können. Dann müssen wir auch keinen Boden verbauen."

Und er ergänzt: "Es wäre unserer Meinung nach besser gewesen, nicht den dritten und vierten Schritt vor dem ersten zu machen. Wir sind für eine Bürgerbeteiligung zur Suche eines geeigneten Standortes, der nicht umgewidmet und versiegelt werden muss, wir sind nicht für eine Beteiligung für dieses Projekt an diesen konkreten Standort."

  • Mit den Ergebnissen dieses Abends geht das Expertinnen- und Expertenteam an die Arbeit. Am 17. und 18. Jänner 2023 wird zur nächsten Runde eingeladen.

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