Graz-Umgebung
Die Frage ist nur, wann es passiert
Wie gut ist der Bezirk auf ein mögliches Blackout vorbereitet? Wir haben uns die Situation angeschaut.
"Meine Experten sagen mir, es ist nicht die Frage, ob ein Blackout eintritt, sondern nur mehr wann." Mit diesen eindringlichen Worten stellt Fernitz-Mellachs Ortschef Robert Tulnik klar, auf welches Szenario sich die Bevölkerung in kommender Zeit vorbereiten muss. Aber wie gut vorbereitet ist der Bezirk auf einen großflächigen, mehrere Tage dauernden Stromausfall? Nachgefragt beim Bezirksleiter des Zivilschutzverbands, zeigt sich dieser vorsichtig. "Es gibt noch einiges zu tun. Die Feuerwehren sind in jeder Gemeinde in Graz-Umgebung autark, es gibt gewisse Gemeinden, wo auch der Bauhof für so etwas angedacht wird", erklärt Peter Kirchengast. Der Gössendorfer weiß, was im Ernstfall wichtig ist. In bisher mehr als 20 Vorträgen versucht er, die Bevölkerung wachzurütteln. Das will auch Tulnik. "Das Um und Auf ist, dass sich jeder bewusst wird und dieses Szenario im Hinterkopf behalten wird", setzt Fernitz-Mellachs Bürgermeister auf eine Informationskampagne. "Wir wollen verstärkt die Bevölkerung informieren. Es geht uns um die Selbstversorgung." Auch ein Einsatzstab für das Blackout-Szenario wurde im Ort gegründet. Federführend dabei ist Gemeindekassier Stefan Kurzmann. Als Zivilschutzbeauftragte wurde die Soldatin Kati Hubmann (WOCHE-Regionalitätspreis-Siegerin 2019) bestellt. Dass sich auch zahlreiche andere Gemeinden im Bezirk auf ein Blackout vorbereiten, zeigt das Beispiel Gössendorf. Dort wurde im Zuge des Neubaus der Volksschule nachgerüstet. Der Betrieb und damit die Betreuung der Kinder kann im Ernstfall für 72 Stunden aufrechterhalten werden. "Die aktuelle Corona-Situation mit den Lockdowns hat gezeigt, wie wichtig die Kinderbetreuung ist", weiß Kirchengast, der im Mai in Hitzendorf erstmals mit Blackout-Gesprächen für Bürger beginnen will. Blackout-Pläne, wie ihn aktuell Kalsdorf erstellt, werden wohl alle Kommunen umsetzen müssen. Am wichtigsten bleibt aber jeder einzelne Bürger. "Wenn man die Leute sensibilisiert und sie draufkommen, dass Strom doch das Wichtigste im täglichen Alltag ist, spüren sie, dass bei richtiger Vorbereitung keiner Angst haben muss", meint Kirchengast.
Die wichtigsten Verhaltensregeln
Anfangszeit (Blackout „start time“): Stromausfall bis 24 Std.
• Was muss ich berücksichtigen und wie kann ich die Situation überbrücken: Vorsorgemaßnahmen zur Sicherung des Eigentums andenken, Batterieradio anschaffen bzw. Auto- und Handy-Radio berücksichtigen, Notbeleuchtung (Taschen-, Gas- bzw. Petroleumlampe / Handy) vorsehen, Zahlungsmittel „Heimat- bzw. Reiseland“ berücksichtigen (Bargeld), Haushaltsvorrat anlegen (Nahrung / Wasser / Brennstoff / persönlicher Bedarf).
Zwischenzeit (Blackout „interim“): Stromausfall mehr als 24 Std. (1 Tag und mehr)
• Was funktioniert nicht mehr: Haushalt (Licht, Heizung, Trinkwasser, Abwasser, Kochen), Lebensmittelversorgung, Wasserversorgung, Medizinische Versorgung, Kommunikation, Mobilität, Landwirtschaft, Geld und Finanzen, Sicherheit (Objektschutz), Hygienebedarf (Kleinkind, Pflegende)
Abschlusszeit (Blackout „completion time“): Stromausfall nach mehreren Tagen
• Wiederanlauf und Aufschalten der jeweiligen Infrastrukturen, hier kann es lt. Experten bis zu sieben Tage und auch länger dauern, bis nach einem solchen Ereignis das österreichische bzw. europäische Stromversorgungsnetz normal funktioniert.
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