Nachhaltige Mobilität
Die letzten Meter als Herausforderung
Der Mobilitätstest, den wir im Rahmen der Serie "Griaß di, Zukunft" gemacht haben, zeigt: Es sind oft die letzten Meter, an denen der Umstieg auf den Öffi-Verkehr noch scheitert. Das Problem kann aber gelöst werden, wie Klimaökonom Karl Steiniger im Interview erklärt.
GRAZ-UMGEBUNG. Bequem mit der Bahn ohne möglichen Stau oder bequem mit dem Auto ohne lange Fußwege? Die Standpunkte bei Pendlern liegen seit jeher oft weit auseinander.
Der Mobilitätstest
Wir haben uns die Situation am heiß diskutierten Thema der A9 Pyhrnautobahn näher angeschaut und den Vergleich Bahn vs. Auto gezogen. Während die Fahrzeit im Zug mit 18 Minuten sogar kürzer als jene mit dem Pkw (26 Minuten) ist, summiert sich der Fußweg von und zu den Bahnhöfen. Das bestätigt auch der Klimökonom Karl Steininger. "Das grundsätzliche Problem im ländlichen Raum ist die Bewältigung der ersten und letzten (Kilo)meter. Das beginnt damit, dass es rund um die Haltestellen oft keine sicheren Gehwege und Radverbindungen gibt, obwohl die meisten Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs zu Fuß zur Haltestelle gehen und dort, wo man sicher mit dem Fahrrad fahren kann, auch dieses gerne verwenden", führt der Universitäts-Professor aus. Der Weg, der in der Steiermark mit dem Ausbau der S-Bahn und der Koralmbahn bestritten wird, ist zukunftsweisend, das zeigen auch die steigenden Passagier-Zahlen im Öffi-Verkehr.
Ein lösbares Problem
Aber wie lässt sich das Problem mit den letzten Metern lösen? "Eine sinnvolle Anschlussmobilität für Pendlerinnen und Pendler am Land ist sicher ein sogenanntes Ridepoolingservice (Mikro-ÖV, Gemeindebus, Sammeltaxi, etc.). Dieses sollte aber als ein in den Öffentlichen Verkehr integriertes Angebot gestaltet sein, damit Öffi-Nutzerinnen und Nutzer die gesamte Strecke mit einem Ticket zurücklegen können. Im Umland von Hamburg kann man den Bedarfsverkehr 'hvv hop' mit dem Öffi-Ticket nützen und auch der Mikro-ÖV im Gebiet des Verkehrsverbundes Ostregion ist in den VOR-Tarif integriert. Beides ist mit einem kleinen Zuschlag buchbar, der beispielsweise im VOR-Tarifsystem als 'Komfortzone' bezeichnet wird. Mit so einem Sammelservice können Pendler:innen am Land die Haltestelle aus einem Umkreis von fünf bis sieben Kilometern in etwa zehn Minuten erreichen. Damit wird dann das ÖV-System insgesamt attraktiv - und hilft uns nicht nur allen Kosten zu sparen, sondern ist auch wesentlich umweltverträglicher. ", so Steininger.
Mit dem Auto:
Über L601 (Schrötten-Straße) bis zur Autobahnauffahrt Hengsberg auf die A9 (Pyhrnautobahn), Abfahrt bei Kalsdorf, Weiterfahrt über die Hauptstraße bis zur Redaktion in Kalsdorf, Einstieg und Ausstieg direkt vor der Haustür, keine Umstiege notwendig, Zeit ohne Stau: 26 Minuten
Mit der Bahn:
9 Minuten Fußweg (700 m) bis zur Bahnhaltestelle, 14 Minuten Fahrzeit mit der GKB (S6) zum Bahnhof Werndorf, Umstieg (5 Minuten Zeit) in Werndorf auf S5 (ÖBB), 4 Minuten Fahrzeit zum Bahnhof Kalsdorf, 12 Minuten Fußweg (950 m) bis zur Redaktion in Kalsdorf, Zeit: 44 Minuten
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Griaß di, Zukunft
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