(Gemeinde-)Klima im Wandel
Klimawandel und -schutz sind in aller Munde. Die GU-Nord-Gemeinden setzen bereits Zeichen.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich das Klima um 0,9 Grad erhöht. Das klingt auf den ersten Blick nicht nach viel. Doch die Auswirkungen bewegen immer mehr Gemeinden dazu, sich für den Klimaschutz starkzumachen. Warum Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Co. überhaupt eine Rolle spielen, verrät Roman Mühl, Regionsmanager der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) GU-Nord.
Sichere Zukunftspläne
Um mehr Transparenz zu schaffen, hat die Rechercheplattform "Addendum" Berechnungen historischer Temperaturdaten zusammengefasst. Das Ergebnis ist ernüchternd: In jeder GU-Nord-Gemeinde sind die Sommermonate der letzten zehn Jahre zwischen 1,6 (Kumberg und St. Radegund) und 1,8 Grad Celsius (Semriach und Übelbach) wärmer geworden (alle Infos: siehe unten). Die KEM bietet sich als Drehscheibe für gemeinsames Handeln an und geht als Beispiel voran, um Energieeffizienz, multimodale Verkehrsmöglichkeiten, innovative Wirtschaft oder nachhaltige Gesellschaftsmodelle aufzuzeigen. "Für eine sichere Zukunft gilt es, diese Vision nicht als Anekdote abzutun, sondern im Alltag zu leben. Wir werden unseren Umgang mit Energie neu denken müssen", sagt Mühl. Unterstützung kommt seit Kurzem vom Klima- und Energiefonds, der die KEM als "Klimawandel-Anpassungsregion" in der Konzeptphase, um auf nicht abwendbare Folgen vorzubereiten, unter die Arme greift. Warum gerade jetzt so viel über das Klima gesprochen wird, erklärt er sich so: "Die nachkommende Generation sieht die Herausforderungen der Zukunft rascher auf sich zukommen, als ihr lieb ist. Aber auch viele meiner oder der älteren Generation erkennen, dass sich vieles verändert hat."
Vorbildliche Maßnahmen
Klimaschutz beginnt mit dem ersten Schritt. Für Mühl ist es aber keine Frage, "ob wir an den Start gehen und eine Veränderung benötigen, sondern in welche Richtung" der Schritt führt.
Dabei leisten die GU-Nord-Gemeinden bereits gute Arbeit, indem vorhandene Potenziale angezapft und Maßnahmen im öffentlichen und privaten Raum realisiert werden. Die Marktgemeinde Deutschfeistritz hat ein Biomasse-Heizwerk errichtet und versorgt ihre Bürger mit regionaler und nachhaltiger Wärme. Darüber hinaus werden gerade zwei e-Lastenräder für den Außendienst getestet, um Aufgaben in der Daseinsvorsorge noch nachhaltiger erledigen zu können. Die Stadtgemeinde Frohnleiten bietet ihren Bürgern neben dem e-Carsharing „Frohni“ auch Verbundleihkarten an und hat den Bahnhof modern gestaltet. In der Marktgemeinde Peggau befindet sich der Ressourcenpark, in welchem die Bürger mit der Bürgerservicekarte der Gemeinden Deutschfeistritz, Übelbach, Semriach und Peggau ihren haushaltsnahen Abfall kostenlos entsorgen können. Mit „Pexi“ Mein-Peggauer-Taxi übernimmt die Markgemeinde für ihre Jugendlichen die Kosten der Heimfahrt und spart somit durch das gemeinsame, sichere „Nachhausefahren“ und den erhöhten Besetzungsgrad des Fahrzeugs auch CO2 ein. Die Marktgemeinde Übelbach ist 'essbare Gemeinde' und ganz nebenbei auch Vorreiter hinsichtlich Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden – vom Kindergarten bis zur Schule. "Seit heuer bereichert uns sehr zu meiner Freude auch die Marktgemeinde Semriach, welche nicht nur mit einer hohen Dichte an Photovoltaik- und Solaranlagen aufzeigt, sondern auch mit einem 'Sachbereichskonzept Energie' sich die Raumplanung und -ordnung zukunftsorientiert und genau überlegt. Besonders freut mich, dass in der Marktgemeinde Semriach mit der 'Mustersanierung' der Volksschule ein Vorzeigeprojekt hinsichtlich Klimaschutz realisiert wird und das Thema Klimaschutz in der Gemeinde gut verankert ist. Aus meiner Sicht existiert der 'eine Sieger' nicht. Wie alle sind gefordert und können zum Gewinner werden", sagt Mühl.
Das KEM-Büro ist übrigens auch ein Vorbild: "Als Regionsmanager darf ich mit Vorbildwirkung vorangehen und lade herzlich dazu ein, den einen oder anderen Schritt mit mir gemeinsam zu machen. Beispielsweise sind wir ein autoloser Haushalt, nutzen vorrangig die öffentlichen Verkehrsmittel, das Fahrrad oder das Carsharing-Angebot in den Regionen. Auch der überdachte und regionale Konsum in den Bereichen Kleidung, Lebensmittel und Freizeit ist mir – neben dem effizienten Umgang und dem regionalen Bezug von Energie – ein persönliches Anliegen."
Die Ergebnisse der Rechercheplattform "Addendum" geben einen Einblick in die Klimadaten. Gemessen wurde der Zeitraum 2008 bis 2018 und mit dem Zeitraum 1971 bis 2000 verglichen. Dabei kam heraus:
- Deutschfeistritz: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 26,2 °C
- Frohnleiten: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 26,1 °C
- Gratkorn: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 26,4 °C
- Gratwein-Straßengel: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 26,2 °C
- Hitzendorf: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 26,3 °C
- Kumberg: um 1,6 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 25,7 °C
- Semriach: um 1,8 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 24,4 °C
- Stattegg: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 26,2 °C
- Stiwoll: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 25,2 °C
- St. Bartholomä: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 25,6 °C
- St. Oswald b. Plankenwarth: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 25,5 °C
- St. Radegund: um 1,6 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 24,4 °C
- Thal: um 1,7 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 25,9 °C
- Übelbach: um 1,8 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 25,2 °C
- Weinitzen: um 1,6 °C wärmer; Höchsttemperaturen im Bereich über 25,6 °C
Darüber hinaus geben die Messungen auch einen Ausblick in die Zukunft: So wird davon ausgegangen, dass im Zeitraum 2071 bis 2100 ohne weitere Klimaschutzmaßnahmen im Bezirk "die mittlere Sommertemperatur um rund 4 °C steigen" wird. "Im bundesweiten Vergleich ist das durchschnittlich", heißt es auf der Plattform. In "Hitzetagen" umgerechnet bedeutet das: Gut doppelt so viele heiße Tage, wie wir es heute gewohnt sind, sind möglich.
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