Saumwegzug nach Rein
Handelsweg in längst vergangene Zeiten

Einst wurde über die Gleinalm Wein transportiert, in Kürze wird diese Tradition hochgelebt. | Foto: Albert Schweizer
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  • Einst wurde über die Gleinalm Wein transportiert, in Kürze wird diese Tradition hochgelebt.
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Säumer, ihre Tiere und die Waren stehen im Mittelpunkt einer geschichtsträchtigen Wanderung von Seckau bis ins Freilichtmuseum Stübing.

Anno dazumal war der Weg von der Benediktinerabtei Seckau bis zum Stift Rein über die Gleinalm eine wichtige Handelsroute für Wein. Da die teils schmalen Wege für Fuhrwerke aber nicht geeignet waren, bestritten sogenannte Säumer im Auftrag von Kaufleuten den Marsch mit ihren Saumtieren: Pferde, Esel, Ochsen und Maultiere, denen die Warenlast aufgepackt wurde. Dieses Gewerbe, das geschichtsträchtige Säumen, wird in Übelbach, im Stift Rein und anlässlich des Erlebnistages im Freilichtmuseum Stübing groß gefeiert.
Rund 20 Pack- und Tragetiere machen sich auf den Weg. Mitwanderer haben Ende September die Gelegenheit, den Saumzug zu begleiten. Nach dem Marsch werden die "Säumer" und ihre Tiere im Stift Rein gesegnet, im Freilichtmuseum finden sie in historischer Umgebung Platz für die Rast (s. Info unten).

Vorgänger des LKW-Transports

Säumen kommt von "Saum", einer alten Maßeinheit für die Last, die ein Pferd tragen konnte. Bis zu 130 Kilo beziehungsweise rund 120 Liter waren möglich – der Begriff "Packesel" kommt also nicht von ungefähr. Der Saumweg war der kürzeste, auch wenn dieser äußerst unwegsam war. "Die Säumerei kann als Vorgänger der LKW-Transporte angesehen werden, die Bauernhäuser in luftigen Höhen sozusagen als erste Autobahnraststationen. Waren aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Österreich wurden über die Pässe und Sattel transportiert", verrät Klaus Seelos vom Freilichtmuseum.
"Die Säumer waren deshalb auch immer topinformiert und konnten viele Geschichten erzählen." Zwischen den kirchlichen Einrichtungen wurde über die Gleinalm Wein transportiert. Gut 400 Startin sind fix überliefert, wobei ein Startin, ein altes Hohlmaß, rund 600 Liter beträgt. Hier, auf gut dem halben Weg zwischen der Obersteiermark und dem Grazer Raum, trafen sich die Säumer, um die Ware zu übergeben bzw. entgegenzunehmen und weiterzutransportieren. "Die Ware wurde also 'gehoben', 'hochgehoben', daher hat auch die Hebalm ihren Namen", so Seelos. Und er verrät, dass einst das Stift Rein den Salzabbau im Salzbergwerk Altaussee betrieben hat, "weshalb es sehr wahrscheinlich ist, dass neben Wein auch Salz transportiert wurde". Nicht zuletzt, weil Einsalzen eine der ältesten und bewährtesten Methoden der Lebensmittelkonservierung war.

Weinhüter schützen Waren

Eine weitere Besonderheit entlang des Gleinalmsattels waren die Weinhüter. Auf der Alm waren die Bauernhöfe verpflichtet, für geregelten Transit zu sorgen, indem sie Säumer verpflegen. Die Weinhüter, die eigentlich auf den Feldern die Ernte vor Dieben schützen, haben auf der Alm die Bauern vom Wein ferngehalten. "Die Bauern haben einfach zu viel davon getrunken", schmunzelt Seelos.
Der Weg über die Glein- und Stubalm war rege. Neben den Säumern waren immer mehr Hirten, Viehhändler, Wanderhändler oder Boten unterwegs. Das hatte zur Folge, dass Kaiser Friedrich III. 1489 den Transport verbieten ließ. Denn die heutige Stadtgemeinde Leoben beschwerte sich über fehlende Maut, immerhin blieben die Einnahmen aufgrund des Weges über die Alm aus. Um das Sperren in Erinnerung zu behalten, findet in Übelbach das berühmte "Saumwegsperren" statt. "Wir wollen Handwerk und Tradition erhalten. Nicht nur, weil sie alt sind, sondern vor allem, weil sie gut sind. Hinter dem Säumen und der Saumtechnik stecken viel Geschick und Know-how."

Infos zur Saumwegwanderung

  • Die Saumwegwanderung in OberGraz beginnt für Mitwanderer am 28. September: Ab 7 Uhr kann ein Shuttleservice von Übelbach bis zur Bockstallerhütte in Anspruch genommen werden. Musikalische Begleitung, Speis und Trank erwarten die Besucher. Gegen 8 Uhr werden die Säumer mit ihren Packtieren dort erwartet. Fleißige Wanderer können ab hier den Saumzug begleiten. Nach einer kurzen Pause startet die Wanderung vorbei am ehemaligen Gasthaus Abraham in Großstübing, über den Pleschkogel bis ins Stift. Ankunft: circa 18 Uhr. Mitwanderer werden gegen einen Unkostenbeitrag anschließend zurück nach Übelbach gebracht 
(Anmeldung erforderlich).
  • In Übelbach findet am 29. September der Michaeli-Kirtag statt. Um 9.45 Uhr wird mit dem Hochamt in der Michaelskapelle gestartet. Neben Standl und Handwerkspräsentationen gibt's auch einen Frühschoppen mit der Marktmusikkapelle. Danach spielen LaBocher und die Bradlstreich.
  • Am 29. September, von 9 bis 17 Uhr, werden die Säumer beim Erlebnistag gefeiert. An diesem Tag bekommen die Besucher Einblicke in bäuerliche Arbeitsabläufe. Die traditionellen Handwerkstechniken werden nach Themenbereichen und Arbeitsabläufen zusammengefasst. So haben die Besucher die Möglichkeit, Prozesse der täglichen Arbeit umfassender zu verstehen und auszuprobieren. Wer den Weg zur Gänze begleiten möchte (Bustransfer nach Seckau), kann sich beim Freilichtmuseum (03124/53700) melden.
  • Weitere Infos gibt es auch beim Tourismusverband Region OberGraz.
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